Der Oldenburger Bischof Jan Janssen hat mehr Bildungsarbeit für die ländliche Bevölkerung in Afrika angemahnt. "Die Bildungsarbeit vor Ort ist eine der wichtigsten Aufgaben kirchlicher Missions- und Entwicklungsarbeit", sagte der evangelische Theologe am Donnerstag in Oldenburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Janssen war vor wenigen Tagen von einer Reise mit der Norddeutschen Mission mit Sitz in Bremen in den nur wenig erschlossenen und verarmten Norden Ghanas zurückgekehrt.
Das Missionswerk unterhält seit fast 180 Jahren Beziehungen nach Ghana und ins benachbarte Togo. Es unterstützt dort die evangelischen Kirchen bei der Ausbildung, der medizinischen Grundversorgung, der Landwirtschaft, in der Friedensarbeit und bei pastoralen Aufgaben.
Der Norddeutschen Mission gehören neben den evangelischen Kirchen von Togo und Ghana die evangelischen Landeskirchen Bremen, Oldenburg und Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer an.
Ein zunehmendes Problem für die Landwirtschaft in Ghana seien die seit Jahren immer kürzer ausfallenden Regenperioden, einhergehend mit zunehmenden Starkregen, der die Felder zu zerstören drohe, berichtete Janssen. Zwar herrsche in dem westafrikanischen Staat kein Hunger, "aber wir haben immer mal wieder Kinder mit den typischen aufgeblähten Hungerbäuchen gesehen".
Bildungsprojekte seien dringend nötig. Die Bauern kauften inzwischen Saatgut von US-Firmen, das schneller wachse. Mit im Paket der Firmen seien aber auch Pflanzenschutz- und Unkrautvernichtungsmittel, die die Bauern bedenkenlos neben Trinkwasserbrunnen einsetzten. "Hier drohen eine einseitige Abhängigkeit und gesundheitliche Gefahren."
Beeindruckt zeigte sich Janssen von dem gesellschaftlichen Miteinander der unterschiedlichen Religionen. So sei es kein Problem, dass die evangelische Kirche eine Entbindungsstation mit einer muslimischen Hebamme betreibe. Im Gottesdienst zum Abschluss der Reise habe ein muslimischer Minister der Regierung die Arbeit der Kirchen gewürdigt und ein Gebet gesprochen.
Janssen betonte, dass die Zusammenarbeit der beiden afrikanischen Kirchen mit den vier norddeutschen Kirchen "gleichberechtigt und auf Augenhöhe" geschehe. "Alle Kirchen sitzen im Vorstand der Norddeutschen Mission und entscheiden über die Vergabe von Geldern gemeinsam." Die Zeiten als die weißen Missionare allein sagten, was gut und richtig ist, seien längst Geschichte. "Hier hören wir aufeinander und lernen voneinander."
Weitere Informationen finden Sie unter: www.norddeutschemission.de
Ein Beitrag von Jörg Nielsen, Evangelischen Pressedienst (epd).
Norddeutsche Mission: Reise in den Norden von Togo und Ghana
Vom 12. bis 24. August reisten die Vorstandsmitglieder der Norddeutschen Mission (NM) Dietmar Arends, Präses der Norddeutschen Mission und Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche; Bischof Jan Janssen, Ev. Luth. Kirche in Oldenburg; Pfarrer Thomas Adomeit, Ev. Luth. Kirche in Oldenburg und Hannes Menke, Generalsekretär der Norddeutschen Mission in den Norden von Togo und Ghana und besuchten die Partnerkirchen Evangelisch-Presbyterianische Kirche in Ghana (E.P.Church, Ghana) und Evangelisch-Presbyterianische Kirche von Togo.
Solidarität mit den Ärmsten
Sowohl in Ghana als auch in Togo wurde wiederholt die Bedeutung der „Bremen Mission family“ als internationale Gemeinschaft betont. In beiden Kirchen haben sowohl die Kirchenleitungen als auch die lokalen Verantwortlichen die besondere Wertschätzung der Nord-Regionen unterstrichen, die die NM-Delegation durch ihren Besuch dort zum Ausdruck brachte. Der Besuch im Norden war eine bewusste Entscheidung, da es sich um die ärmsten Regionen der Kirche handelt. Außerdem gehörte die Nord-Region in Togo nicht zum traditionellen Missionsgebiet der NM, und im Norden Ghanas bestehen besondere Beziehungen zu Gemeinden der Lippischen Landeskirche. Das Treffen des Rats der Generalversammlung der E.P.Church, Ghana (Council) in Tamale bot darüber hinaus eine Gelegenheit für Gesamtkirchliche Kontakte.
Beeindruckend war im Norden Togos und Ghanas die Begeisterung, mit der die Delegation der Norddeutschen Mission in Städten wie Kara (Togo) sowie Yendi und Tamale (Ghana) als auch in kleineren Ortschaften wie Landa, Pya, Farende (Togo) oder Tatale, Saboba, Wapuli, Cheriponi, Bladjai (Ghana) begrüßt worden ist.
Sowohl in Togo als auch in Ghana sind sich die Verantwortlichen der Kirchen der historischen Herkunft als auch der daraus resultierenden heutigen Verantwortung der Kirche bewusst. So wurde in Togo daran erinnert, dass die Missionare im 19. Jahrhundert nie bis in den Norden gekommen sind. Umso mehr wurde die Reise der Vertreter des NM-Vorstands in diese Region begrüßt. Im Norden Ghanas wurde an die Missions- und Entwicklungsarbeit des Lipper Pastors Klaus Winter in den 1960er und 1970er Jahren erinnert.
Das heutige Engagement der Kirche wird als praktische Fortsetzung dieses integrierten Missionskonzepts gesehen. Im Selbstverständnis der Kirchen und Gemeinden vor Ort wird das praktische Engagement in Form von Gesundheitsstationen, Brunnenbau, Alphabetisierungskampagnen, landwirtschaftlicher Beratung und integrierter Dorfentwicklung als Teil einer ganzheitlichen Mission verstanden. Sehr deutlich wurde dabei die praktische Unterstützung der Bevölkerung nicht an Bedingungen wie die Akzeptanz der Wortverkündigung oder Konversion geknüpft, sondern vielmehr als praktischer Ausdruck der Liebe Gottes verstanden, die die Christen und die Kirche mit allen Menschen, insbesondere denen in Not, teilen möchten. So richten sich die Programme an alle Bevölkerungsgruppen, unabhängig von ihrer religiösen oder ethnischen Herkunft.
Offensichtlich besteht zwischen den Religionen ein gutes und einvernehmliches Miteinander. Auch in einer kirchlichen Einrichtung kann eine muslimische Krankenschwester arbeiten, und der stellvertretende Regionalminister der Northern Region Ghanas, ein Muslim, begrüßte eloquent die sonntäglich versammelte Gemeinde in Tamale und unterstrich sein Eintreten für ein friedliches Zusammenleben in der Nation Ghana mit Bibel- und Koran-Zitaten sowie traditionellen afrikanischen Sprichwörtern.
Als wiederkehrendes Thema und akute Herausforderung war der Klimawandel spürbar. Während die Regenzeit zunehmend kürzer wird und mit ausgiebigem Starkregen die Felder zu zerstören droht, dehnt sich die Trockenzeit von Oktober bis in den Juni hinein immer mehr aus. Daher wollen die landwirtschaftlichen Beratungsstationen angepasste Anbaumethoden und vor allem neues Saatgut mit kürzeren Wachstumszeiten einführen und suchen für diese neue Orientierung ihrer Arbeit die notwendigen Mittel. Auch als Maßnahme zur Klimastabilisierung werden Aufforstungs-Projekte verstanden, die von schulischen Eco-Clubs initiiert und begleitet werden, bis die Bäume die Buschfeuer während der Trockenzeit überstehen können.
Am Ende fand die Reise einen Höhepunkt im Abschlussgottesdienst der Ratstagung im ghanaischen Tamale. Moderator Dr. Seth Senyo Agidi (kirchenleitender Theologe der E.P.Church) unterstrich in seiner Predigt, dass christlicher Glaube aus praktischer Nächstenliebe im Alltag, aber auch aus gemeindlichem Engagement bestehe. Nicht zufällig spielte darum das Fundraising im Gottesdienst mit drei großen Kollekten eine Rolle, in dem – einschließlich einzelner Spenden – über 8.000 Euro zusammenkamen. Das Geld soll zum größten Teil für den Kauf eines Grundstücks für die landwirtschaftliche Beratungsstation in Yendi verwendet werden. Die Partnerschaft mit der Norddeutschen Mission fand ihren Ausdruck in einem Grußwort durch ihren Präses Dietmar Arends und im Fürbittengebet von Bischof Jan Janssen.
„Diese Reise zeigt in beeindruckender Weise, wie die deutschen und afrikanischen Mitgliedskirchen ihre Verantwortung für eine gemeinsame Mission wahrnehmen: im intensiven Zuhören und voneinander Lernen, im gemeinsamen Hören auf Gottes frei machendes, ermutigendes Wort und im Feiern unseres Glaubens sowie im Suchen und Ringen um angemessene Unterstützung und praktische Solidarität, insbesondere mit den ärmsten Teilen der Bevölkerung - zum Beispiel im Norden Ghanas und Togos“, zieht Hannes Menke, Generalsekretär der Norddeutschen Mission ein Resümee.
Ein Beitrag der Pressestelle der Norddeutschen Mission.