Oldenburg (epd). Die niedersächsische Woche der Diakonie ist am Sonntag in der Oldenburger Lambertikirche von Bischof Jan Janssen und Diakonievorstand Thomas Feld mit einem Festgottesdienst eröffnet worden. Feld kritisierte in seiner Predigt den seiner Ansicht nach oft zynischen Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland. Vielen werde im Namen von Gerechtigkeit und geltendem Recht die notwendige Hilfe verweigert.
Die Woche der Diakonie steht unter dem Leitwort «Menschlichkeit braucht Ihre Unterstützung» und soll besonders die Situation von Migranten beleuchten. Bis zum 13. September sind landesweit rund 1.000 Gottesdienste, Veranstaltungen und Diakonie-Märkte in den Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen geplant. In den 4.000 Einrichtungen und Diensten der Diakonie in Niedersachsen sind rund 50.000 Menschen beschäftigt.
Feld warnte in seiner Predigt davor, Flüchtlingen mit dem Verweis auf geltendes Recht die nötige Hilfe zu verweigern. «Wir verwandeln damit einen lebendigen Menschen zum Anwendungsbeispiel einer Regel.» Aus seiner Not werde ein «Fall», der im Namen der Gerechtigkeit ruhiggestellt werden solle. «Das deutsche Ausländerrecht ist voll zynischer Regelungen und Fallstricke», sagte der Theologe.
Deutschland sei der Genfer Flüchtlingskommission beigetreten und habe das Recht auf Asyl ins Grundgesetz aufgenommen. Doch wenn ein Flüchtling tatsächlich Zuflucht suche, stehe er einer undurchdringlichen rechtlichen Situation gegenüber. Er müsse glaubhaft schildern, dass er aus politischen Gründen von Tod und Folter bedroht ist. Schon eine Zwischenlandung bei der Flucht in einem für ihn scheinbar weniger gefährlichen Land könne zu einer Ausweisung führen. Selbst wenn er eine Duldung in Deutschland erhalte, werde sein Leben möglichst abschreckend für andere Flüchtlinge verwaltet.
Feld erinnerte an eine hochschwangere junge Yezidin aus Westerstede bei Oldenburg, die vor wenigen Wochen völlig legal nach Syrien abgeschoben und sofort am Flughafen von Damaskus verhaftet wurde. Zwar gebe es die Notwendigkeit, Flüchtlingsströme zu lenken und den Staat vor falscher Inanspruchnahme des Asyl- und Flüchtlingsrecht zu schützen, räumte Held ein: «Doch führt das nicht selten zu unerträglichen Härten und Verletzungen der Menschlichkeit».