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Ein neues Hospiz für unheilbar erkrankte Kinder und Jugendliche soll in Wilhelmshaven entstehen. Acht junge Menschen könnten hier gleichzeitig als Gäste aufgenommen werden. Träger ist die Gesellschaft „mission:lebenshaus“, eine Tochter des Vereins für Innere Mission in Bremen, die bereits ein Hospiz für Erwachsene in Jever und in Falkenburg unterhält. Der Geschäftsführer, Pastor Uwe Mletzko, und die Leiterin des Hospiz in Jever, Irene Müller, stellten das Projekt in dieser Woche in Wilhelmshaven vor.

 

Anlass für die Planungen war die Erkenntnis, dass im Großraum zwischen Weser und holländischer Grenze ein Kinder- und Jugendhospiz fehlt. Die nächsten Einrichtungen sind in Syke bei Bremen und in Hamburg zu finden. Andererseits wurde der 17-jährige Joshua kurz nach der Eröffnung des Friedel-Orth-Hospiz in Jever im Juni 2011 dort als Gast aufgenommen. Gut ein Jahr lebte er hier, bevor er kurz nach seinem 18. Geburtstag starb. Joshua war der einzige Gast in diesem Alter, alle anderen waren mindestens 25 Jahre älter als er.

 

Das sei nicht immer einfach gewesen. Dennoch hatte der Jugendliche bewusst dieses Haus gewählt, um die Nähe zur Familie und den Freunden zu bewahren. „Einem jungen Menschen bedeutet es viel, auch in solch einer Situation Gleichaltrige mit ähnlichen Interessen um sich zu haben“, erklärte Pastor Mletzko. Das Wissen um Joshua und seine persönliche Geschichte sei deshalb auch eine Art Verpflichtung, Angebote für junge todkranke Menschen zu schaffen. Die Pläne seien sowohl vom Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven, als auch von der Stadt Wilhelmshaven und von der ambulanten und ehrenamtlich tätigen Hospiz-Initiative, die mit „mission:lebenshaus“ in enger Kooperation arbeitet, sehr positiv aufgenommen worden.

 

Zugleich hat sich in der Zwischenzeit ein Sponsor gemeldet, der noch nicht genannt werden möchte, der aber eine namhafte Summe zur Realisierung eines Kinder- und Jugendhospiz in Wilhelmshaven zur Verfügung stellt. Damit ist die Finanzierung allerdings noch nicht gesichert. Drei bis vier Millionen Euro wird die Einrichtung kosten. Man werde Drittmittelgeber, Stiftungen und das Land Niedersachsen um Unterstützung bitten. Zugleich sei man auf weitere Spenden dringend angewiesen. In diesem Zusammenhang soll auch ein Förderverein gegründet werden, denn auch nach der Einrichtung wird das Hospiz weiterhin auf Spenden angewiesen sein.

 

Derzeit werden drei Objekte in Wilhelmshaven auf ihre Tauglichkeit hin geprüft. Man hofft auf eine Entscheidung bis zum Frühsommer, sodass im Herbst mit den Umbau- und Ausbaumaßnahmen begonnen werden kann. Wenn alles glatt läuft, könnten im Sommer 2014 die ersten Gäste einziehen.

 

Ein Kinder- und Jugendhospiz folgt einem anderen Konzept als ein Hospiz für Erwachsene. Anders als bei älteren Patienten, die unheilbar erkranken und in der letzten Phase des Lebens in einem Hospiz aufgenommen werden können, was manchmal nur wenige Tage oder Wochen, selten wenige Monate sind, kann sich bei Kindern und Jugendlichen die Erkrankung über viele Jahre hinziehen. Die todkranken jungen Menschen werden in Intervallen im Hospiz aufgenommen, häufig sind die Eltern und auch Geschwister mit dabei.

 

Im Hospiz erleben die Familien eine urlaubsähnliche Situation mit der Gewissheit, dass die kranken Kinder hier palliativ bestens versorgt werden. Das sorge dafür, dass die Familien einmal zur Ruhe kämen und Zeit zum Durchatmen hätten, erklärte Irene Müller. Häufig empfänden es auch die kranken Kinder als Entlastung, wenn ihre Familien einmal etwas anderes als die Pflege in den Mittelpunkt stellen könnten.

 

Von den Krankenkassen werden dabei für 28 Tage im Jahr die Kosten für das kranke Kind zu 95 Prozent übernommen. Die restlichen fünf Prozent müssen vom Träger selber aufgebracht werden, auch die Kosten für die Unterbringung von Eltern und Geschwistern werden zumeist vom Träger übernommen. Dafür sind auch im laufenden Betrieb ständig Spenden nötig.

 

Für das Kinder- und Jugendhospiz werden mehr als 1.000 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche benötigt. Neben den acht Zimmern für die erkrankten Kinder werden Appartements oder Zimmer für die Angehörigen entstehen, zudem ein Musikraum, ein Bewegungsraum, ein Kuschelzimmer und anderes. Das Einzugsgebiet für die Gäste wird nicht begrenzt sein. Auch im Erwachsenenhospiz in Jever, das seit der Eröffnung ständig ausgebucht ist, seien mitunter Gäste aus ganz Niedersachsen und sogar darüber hinaus zu finden, sagte Irene Müller.

 

Pastor Mletzko hält Wilhelmshaven auch wegen der Nähe zum Wasser und der touristischen Prägung für einen idealen Standort für ein Kinder- und Jugendhospiz. Hier sei es für betroffene Familien möglich, Urlaub zu machen, das kranke Kind in der Nähe zu haben und gleichzeitig bestens versorgt zu wissen.  

 

Wer das geplante Hospiz fördern möchte: Bank für Sozialwirtschaft, Konto: 44 724 00, Bankleitzahl: 25 120 510, Stichwort: Kinder- und Jugendhospiz

 

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Irene Müller und Pastor Uwe Mletzko stellten das neue Kinder- und Jugendhospiz vor, das in Wilhelmshaven entstehen soll. Fotos: ELKiO/Annette Kellin