„Leuchtturmprojekt“ der oldenburgischen Kirche
In einer Zeit, in der in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in fast allen Gemeinden nur über die Schließung von Kirchen und Gemeinderäumen diskutiert wird, entsteht in Schortens (Landkreis Friesland) ein neues kirchliches Gemeindezentrum. Rund 2,6 Millionen werden in die Hand genommen, um die Gemeinde zukunftsfähig aufzustellen. Jetzt wurde hier symbolisch der „erste Spatenstich“ vorgenommen.
Und die Vorfreude auf Gebäude, in denen sich gut leben und arbeiten lässt und die Erleichterung darüber, dass die Diskussionen nun ein Ende haben und es wirklich losgeht, war an diesem Tag deutlich zu spüren. Seit 2021 wurde in Schortens diskutiert, denn auch abseits der Gebäudestrukturanalyse, die von der Kirchenverwaltung gefordert wurde, war dem Gemeindekirchenrat schon lange klar, dass Veränderungen bei schwindenden Mitgliederzahlen und geringeren finanziellen Zuwendungen unumgänglich sind. Allerdings war es nicht ganz einfach, die Gemeindemitglieder davon zu überzeugen, dass neue Wege unerlässlich sind.
Die Pläne in Schortens, die Mitte 2022 erstmals vorgestellt wurden, gelten als Leuchtturmprojekt in der oldenburgischen Kirchenverwaltung. Denn der Bauausschuss im Gemeindekirchenrat nahm alles unter die Lupe, stellte grundsätzlich alles in Frage, Tabus wurden nicht akzeptiert. Jedes Gebäude, jeder kirchlich genutzte Raum wurde kritisch und unter zukunftsfähigen Aspekten betrachtet. Einzige Ausnahme: die mehr als 700 Jahre alte St. Stephanus-Kirche. Die wurde als gegeben hingenommen, auch wenn erste kritische Stimmen bereits zu hören sind, dass dieses historisch und kulturell bedeutsame Gebäude für eine moderne Gemeindearbeit wenig Nutzen bringt. Zumal es heute am äußeren Ortsrand liegt.
In Schortens gibt es zudem ein rund 100 Jahre altes Pfarrhaus mit Büro und Gemeinderäumen, außerdem ein weiteres Gemeindehaus, das längst nicht mehr ausgelastet war, zwei Grundstücke, die ursprünglich für eine Erweiterung des Gemeindehauses vorgesehen waren, aber nicht mehr benötigt werden. Die Immobilien: alt, reparaturbedürftig, energetisch „eine Katastrophe“. Gebäude also, für die man viel Geld hätte in die Hand nehmen müssen, um die Klimaschutzziele der Kirche einzuhalten. So wurde beschlossen, sich von den alten Gebäuden und den Grundstücken zu trennen.
Die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche dagegen wurde 1963 eingeweiht, liegt heute fast im Ortskern, gegenüber des Rathauses und bietet viele Möglichkeiten der Umgestaltung. Energetisch muss das Gebäude natürlich noch getrimmt werden, aber es ist ortsbildprägend und identitätsstiftend, wie es die Architektin Marika Rütters (Kapels Architekten, Zetel) beim „Spatenstich“ formulierte. Deshalb war entschieden worden, dieses Gebäude zu erhalten, es aber grundlegend zu verändern. Außerdem wird mit einem Anbau so viel Platz geschaffen, dass hier zukünftig das Team der Haupt- und Ehrenamtlichen in einem hoch modernen Gemeindezentrum arbeiten kann.
Die prägenden Elemente der Kirche werden beibehalten, neben dem großen Kreuz sind das unter anderem die Lichtbänder, die heute im Altarraum ein Blickfang sind, später werden sie im Foyer zu sehen sein, denn der Haupteingang der Kirche wird verlegt. Nur im Eingangsbereich wird die Raumhöhe erhalten, im jetzigen Kirchenschiff, das mit einer Glaswand abgetrennt wird, wird eine Zwischendecke eingezogen. Der Anbau, für den jetzt der erste Spatenstich erfolgte, folgt im Grundriss den Vorgaben historischer sakraler Kreuzgänge. Neues Gebäude und Bestand sollen zukünftig Hand in Hand gehen, dabei soll auch der Außenbereich mit einbezogen werden.
Im ersten Bauabschnitt wird nun der Anbau errichtet, rund 180 Quadratmeter Büro- und Funktionsräume entstehen hier. Man rechnet mit einer Bauzeit von rund einem Jahr, etwa 1,6 Millionen Euro werden investiert. Sobald das abgeschlossen ist, beginnt der zweite Bauabschnitt: die Umgestaltung und energetische Sanierung der bisherigen Kirche.