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Die Bekenntnisse der Landeskirchen sind in den Kirchenordnungen festgehalten und werden bei Gelegenheit von Kirchenleitungen feierlich zitiert. Was die Bekenntnisbindung in Theologie, Kirchenrecht und Ökumene konkret in Lehre und Praxis bedeutet, bleibt dabei jedoch häufig unklar. Diese Problematik wurde in der Öffentlichkeit zuletzt in der Debatte um die Rechtfertigungslehre vor einigen Jahren deutlich und gewinnt erneut Aktualität im Zusammenhang mit der Strukturreform der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zur Klärung der Frage beitragen möchte jetzt der Sammelband „Was heißt hier lutherisch!“, der jetzt von Pfarrer Reinhard Rittner als Herausgeber vorgelegt wurde. In dem 275 Seiten starken Buch bieten neun lutherische Theologen und Hochschullehrer aktuelle Perspektiven aus Theologie und Kirche

Klaus Grünwaldt (Hannover/Bonn) untersucht zwei Altmeister alttestamentlicher Exegese des 20. Jahrhunderts, Gerhard von Rad und Walter Zimmerli, und deckt an ihren Auslegungen der ersten Seiten der Bibel ihren konfessionellen Kontext auf. Karl-Wilhelm Niebuhr (Jena) stellt den früheren holsteinischen Neutestamentler-Bischof Ulrich Wilckens vor und weist ihn an der Trias „Schrift-Rechtfertigung-Kirche“ als anregenden und weiterführenden lutherischen Theologen aus. Heinrich Holze (Rostock) würdigt Luthers Wertschätzung der Alten Kirche und sieht darin eine Bekräftigung der Kontinuität der aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen mit den Anfängen der Christenheit. Martin Grahl (Schwerin/Riga) entdeckt beim mecklenburgischen Kirchenführer Theodor Kliefoth das theologische Herzstück in Beichte und Absolution und beschreibt damit einen wichtigen Impuls der lutherischen Erneuerung des 19. Jahrhunderts. Gunther Wenz (München) referiert ausführlich die Fundamentalunterscheidung von Gesetz und Evangelium bei führenden evangelischen Dogmatikern des 20. Jahrhunderts. Notger Slenczka (Mainz) geht analytisch und produktiv der denkerischen Vermittlung von Luthertum und Neuzeit nach. Martin Petzoldt (Leipzig) führt an der Bach-Kantate „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ (BWV 178) in die Musik als Medium lutherischer Frömmigkeit ein. Corinna Dahlgrün (Bethel) plädiert anhand der Beispiele Kirchenmusik und Beichte für eine positionelle Praktische Theologie. Joachim Track (Neuendettelsau), maßgeblich beim Lutherischen Weltbund engagiert, bringt die globale Dimension zur Sprache und vertritt entschieden und pointiert die lutherische Stimme in der Ökumene.

Reinhard Rittner (hg), Was heißt hier lutherisch! Aktuelle Perspektiven aus Theologie und Kirche, Bekenntnisschriften des Theologischen Konvents Augsburgischen Bekenntnisses, Band 37,275 Seiten, Hannover 2004.ISBN 3-7859-0900-4, 17,90 Euro.

Weitere Info: Pfarrer Reinhard Rittner, Tel.: 04 41 / 7701-180