Er wolle „Appetit auf den norddeutschen Bildhauer Ludwig Münstermann machen“, betont OKR i.R. Prof. Dr. Rolf Schäfer seine Motivation erneut einen neuen Bildband zu Ludwig Münstermann vorzustellen. Schäfer ist einer der Verfasser der großen Monografie zu dem bedeutenden norddeutschen Bildhauer Ludwig Münstermann und hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus dem großen Werk kleinere Publikationen zu machen, die einen kurzen Überblick über den Künstler Münstermann gibt.
Das Buch „Karfreitag und Ostern bei Ludwig Münstermann: ausgewählt und erläutert von Rolf Schäfer“ ist gerade erschienen. Es hat 48 Seiten (broschiert), durchgehend farbige Abbildungen und ist in allen Buchhandlungen unter der ISBN-Nummer: 978-3-7308-1724-7 für 12,90 EUR erhältlich.
Die dritte Auswahl ist den Themen Karfreitag und Ostern –Kreuzigung und Auferstehung Jesu – gewidmet. Die Bilder zu diesem Thema stammen vor allem von Altären, die der geniale Hamburger Bildschnitzer Ludwig Münstermann für evangelische Kirchen im Oldenburger Land geschaffen hat. Diese Auswahl wurde gestützt von den grundlegenden Forschungen des Berliner Kunsthistorikers Dr. Dietmar J. Ponert und den Bildern des Oldenburger Fotografen Tobias Trapp.
Rund 100 Jahre nach Martin Luther (1483-1546) habe Münstermann mit seinen Altären und Statuen in den Kirchen ein evangelisches und religionspädagogisches Bildprogramm geschaffen, so Schäfer. In dem neuen Buch stellt der Kirchenhistoriker ausgewählte Kunstwerke vor und gibt Hinweise zur Entschlüsselung der münstermannschen Bilder.
Die Themen Passion, Kreuzigung und Auferstehung sind laut Schäfer die zentralen Themen der Altäre Münstermanns. Die Advents- und Weihnachtsgeschichte rücke dagegen buchstäblich an den Rand der oft mehrere Meter hohen Kunstwerke. Der Ausnahmekünstler habe in der Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648) gewirkt, in der die Leidensgeschichte Jesu mit seiner Auferstehung den Menschen Mut und Hoffnung gemacht habe.
Wunderbar tiefschürfend interpretiert
Der Oldenburger Verleger Florian Isensee freut sich, dass es erneut gelungen sei, Münstermann wieder stärker in den Fokus zu nehmen. In dem kleinen Bildband würden die außerordentlichen Kunstwerke gut erkennbar präsentiert und vom Autor wunderbar tiefschürfend interpretiert.
Der Herausgeber Rolf Schäfer ist Mitautor des Katalogs „Ludwig Münstermann - Bildhauerkunst des Manierismus im Dienste lutherischer Glaubenslehre“ Textband und Tafelband, in welchem die Werke Münstermanns vollständig beschrieben, abgebildet und erklärt sind.
Bereits 2018 war die 44- seitige Publikation „Advent und Weihnachten bei Ludwig Münstermann: ausgewählt und erläutert von Rolf Schäfer“ erschienen. 2017 war die erste Auswahl von Münstermann-Bildern unter dem Titel „Münstermann – Bilder. Ausgewählt und kommentiert von Rolf Schäfer“ veröffentlicht worden, die einen Überblick über das Schaffen des Hamburger Bildschnitzers gibt und seine Hauptwerke vorstellt, die mit ihren vielfältigen religiösen Themen in den oldenburgischen Kirchen zu finden sind.
Ludwig Münstermann wurde um 1560 oder 1575 wahrscheinlich in Bremen geboren, hatte in Hamburg eine Werkstatt und starb um 1638. Aus seiner Werkstatt stammen viele religiöse Kunstwerke in Norddeutschland. Dazu gehören die Altäre in Rodenkirchen, Hohenkirchen und Varel. Er gilt als bedeutendster Vertreter des nord- und mitteldeutschen Manierismus. Münstermann habe in einer Zeit gewirkt, in der vielerorts noch der Bildersturm nachwirkte und es kaum Künstler gab, die figürliche Kunst in die Kirchen brachten, so Schäfer.
Experten vergleichen Münstermanns Darstellungen oft mit Comic-Zeichnungen. Die Altäre, Kanzeln und Taufen ähnelten „Wimmelbildern“. Die Figuren seien wie in einer Momentaufnahme an den erzählten biblischen Geschichten aktiv beteiligt und verdeutlichten lutherische Theologie. Zu Münstermanns Zeiten seien noch viele Menschen Analphabeten gewesen. Wie Luther habe Münstermann mit seiner Kunst den Menschen einen Zugang zur Bibel eröffnet.