Die Kirchen in Niedersachsen wollen die Begegnung mit dem Judentum fördern. In Hannover eröffneten sie am Donnerstag, 7. September, eine Webseite, die Orte der Begegnung mit dem jüdischen Leben in Niedersachsen darstellt.
Initiator des Projektes ist der ehemalige Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher. Er bedauerte bei der Vorstellung, wie viele Menschen wenig über jüdisches Leben wissen. „Sie kennen keine jüdischen Menschen und keine Orte jüdischen Lebens.“ Diese Unkenntnis mache anfällig für Vorurteile und antisemitische Denkmuster.
Für die evangelischen Kirchen in Niedersachsen hob die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Susanne Bei der Wieden, die Bedeutung der Begegnung für das Lernen und den Abbau von Vorurteilen hervor. Ein großartiges Bespiel dafür sei der jüdische Fußballverein Makkabi Frankfurt. Vor jedem Spiel würden dessen Spielerinnen und Spieler sich dem gegnerischen Team als jüdische Mannschaft vorstellen. Der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, betonte die Bedeutung des Jüdischen für unsere Gesellschaft. „Das Judentum gehört zur DNA Europas.“
Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, nutzte den Termin für deutliche Kritik am bayrischen Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler). „Lernen in Begegnung täte Herrn Aiwanger gut! Denn wenn er etwas gelernt hätte, dann hätte er das Problem ganz anders angefasst, und es wäre anders und gut erledigt worden“, sagte Fürst zu der Affäre um das antisemitische Flugblatt, das bei Aiwanger während seiner Schulzeit gefunden worden war.
Das Projekt „Orte der Begegnung mit jüdischem Leben“ wird getragen von den evangelischen Kirchen und katholischen Bistümern in Niedersachsen sowie den zwei jüdischen Landesverbänden und anderen Institutionen. Zielgruppen des Angebots seien Lehrkräfte an Schulen, in der Erwachsenenbildung oder Kirchengemeinden. Es beschreibt derzeit 53 Orte, nennt Kontaktadressen und gibt Hinweise zu Öffnungszeiten und möglichen Kosten. Wichtige Orte in der digitalen Karte seien die 20 jüdischen Gemeinden in Niedersachsen. Projektleiterin Aleida Siller nannte daneben auch den Verein Judentum begreifen in Osnabrück, das Forum Juden und Christen im Kloster Frenswegen bei Nordhorn sowie die Ehemalige Jüdische Schule in Leer.
Die Seite „Orte der Begegnung mit jüdischem Leben“ ist im Netz Bestandteil des Portals „Jüdisches Niedersachsen online“. Dieses wurde vom Israel-Jacobson-Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte erstellt. Es umfasst verschiedene Themen zum jüdischen Leben in Niedersachsen.
Internet:
www.juedisches-niedersachsen.de
www.juedisches-niedersachsen.de/themen/orte-der-begegnung