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„Jetzt spiel’ mal etwas“, ruft der Marburger Orgelbaumeister Gerald Woehl aus dem Kirchenschiff nach oben auf den Orgelboden. Es dauert eine Weile, bis einer seiner Mitarbeitenden sich an die Orgel setzt und einige Akkorde spielt. Eine Passantin, die vorbei gekommen ist und sich die Arbeit der Orgelbauer in der Vechtaer Klosterkirche anschauen wollte, ist beeindruckt. „Das geht ja durch und durch“, sagt sie.


Auch Kantorin Paula Hyson und die Vechtaer Pastorin Ute Clamor sind begeistert. „Die Orgel kommt hier im Kirchenraum besonders gut zur Geltung“, schwärmt Paula Hyson. „Die stilistisch moderne Architektur passt gut in die Klosterkirche“, findet Ute Clamor. Die Pfeifen glänzen leicht silbrig. Sie sind aus Zinn geformt. Die Orgel nimmt auf dem Boden fast den ganzen Raum ein. „Sie hat aber ungefähr die Größe der ursprünglichen Müller-Orgel“, sagt Woehl.


Auf den Sitzbänken der Klosterkirche liegen noch einige, wenige Orgelpfeifen. Die müssen noch eingebaut werden. Dann ist die neue Orgel, die seit März in der Klosterkirche installiert wird, mit ihren knapp 2.300 Pfeifen fertig. Eine Woche vor der feierlichen Einweihung. Denn am Sonntag, 5. Oktober, um 10.15 Uhr findet die feierliche Indienstnahme der neuen Orgel in einem Festgottesdienst der evangelischen Gemeinde Vechta mit Bischof Jan Janssen statt.


Eine Woche vor der Indienstnahme gibt es aber noch viel zu tun. Denn ganz so einfach ist das alles nicht. „Bei einer guten Akustik hört man auch mehr“, sagt Orgelbaumeister Gerald Woehl. Das spricht zwar für die Klosterkirche, bedeutet aber auch, dass vor den Orgelbauern noch einiges an Arbeit liegt, bis die neue Orgel am kommenden Sonntag vorgestellt werden kann.


Für Gerald Woehl und sein Team heißt das vor allem, dass die Orgel intoniert werden muss. So erhält das Instrument seine Stimme. „Jede Orgel ist für mich wie ein neuer Kosmos“, sagt der Orgelbauer, der unter anderem in der berühmten Leipziger Thomaskirche die neue Bach-Orgel gebaut hat.


Und jede Orgel sei anders. Die in Vechta ist beispielsweise über sieben Meter breit, sechseinhalb Meter hoch und sie wiegt sechs Tonnen. Der größte Pfeifenkörper ist fünf Meter groß, der kleinste nur acht Millimeter.


Orgelbaumeister Gerald Woehl greift das für das 18. Jahrhundert sehr fortschrittliche Klangkonzept der Müller-Orgel auf und entwickelte es zu einer vielseitigen modernen Orgel weiter. „Stilistisch kann dadurch ganz unterschiedliche Orgelmusik dargestellt werden“, sagt der Organist und Orgelsachverständige Stefan Decker. Er ist aber bereits jetzt begeistert von der neuen Orgel. „Was man bisher hören kann, ist vielversprechend“, sagt er. „In dieser Qualität gibt es in der Umgebung vielleicht größere Orgeln, aber keine lebendigeren“, sagt er.


Die Orgel kostet insgesamt rund 720.000 Euro. Um die Finanzierung zu stemmen, wurde bereits im Jahr 1998 der Förderverein zum Bau einer Orgel in der Klosterkirche gegründet. Finanziert wurde die Orgel bisher über Spendengelder aus der Bevölkerung, Kollekten, den Verkauf von Pfeifenpatenschaften für die neue Orgel oder etwa den Verkauf der Vechta-Krimis des emeritierten Vechtaer Pfarrers Jörg Schlüter. Namhafte Zuschüsse gab es auch regionalen Unternehmen und Stiftungen, der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, dem Bischöflich Münsterschen Offizialat und dem Land Niedersachsen. Zur Finanzierung fehlen momentan noch knapp 150.000 Euro. „Wir haben aber noch Zuschüsse in Aussicht“, sagt Ute Clamor.


Für die Restfinanzierung hoffe man deshalb auf weitere Spenden und Pfeifenpatenschaften. Außerdem wird es Benefizkonzerte geben. Zur Vorstellung der neuen Orgel erscheint zudem eine Festschrift mit Beiträgen zur Geschichte und Gegenwart der Klosterkirche und ihrer Orgeln, insbesondere der neuen Orgel.


Termine:

  • Am 5. Oktober (Sonntag) um 10.15 Uhr feiert die evangelische Gemeinde Vechta die Indienstnahme der neuen Orgel mit einem Festgottesdienst mit Bischof Jan Janssen. Anschließend gibt es einen Empfang.
  • Am 5. Oktober (Sonntag) um 16 Uhr stellen der Orgelbaumeister Gerald Woehl sowie die Organisten Jürgen Löbbecke, Stefan Decker und Paula Hyson die neue Orgel vor.
  • Am 12. Oktober (Sonntag) um 16 Uhr spielt der Kreiskantor Jürgen Löbbecke aus Cloppenburg das Orgelkonzert „Orgelwerke um 1800“.
  • Am 19. Oktober (Sonntag) um 16 Uhr spielt die Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser aus Oldenburg „Orgelwerke um 1900“.
  • Am 26. Oktober (Sonntag) findet um 16 Uhr ein musikalischer Gottesdienst mit sinfonischer Orgelmusik statt. Organist ist Regionalkantor Stefan Decker aus Vechta.

Ein Beitrag von Marie-Chantal Tajdel.


e vor der feierlichen Einwihung: Organist Stefan Decker (links) spielte schon mal erste Akkorde. Beeindruckt waren (von li. nach re.): Orgelbaumeister Gerald Woehl, Kantorin Paula Hyson, Pastorin Ute Clamor sowie Irmelin Seeber vom Gemeindekirchenrat. Fotos: Marie-Chantal Tajdel
Orgelbaumeister Gerald Woehl (2. von li.) und sein Team