Erfahrungen und Gedanken austauschen, Netzwerke knüpfen, Impulse bekommen das waren die Ziele der Studierendentagung, die Mitte September wieder für drei Tage im Blockhaus Ahlhorn angeboten wurde. Zweimal im Jahr veranstaltet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg dieses Treffen der Theologiestudierenden. 20 junge Leute hatten die Einladung wahrgenommen und sich über das selbstgewählte Schwerpunktthema Ökumene informiert.
Den Auftakt bildete am Mittwoch ein Vortrag von Bischof Jan Janssen zum Thema Ökumene zwischen dem Oldenburger Land und Busan. Er schilderte seine Eindrücke von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im November 2013 im südkoreanischen Busan. Die Vollversammlung sei ein unverzichtbares Instrument zur Kontaktpflege, insbesondere für die kleinen christlichen Kirchen weltweit, betonte Janssen. Für sie ist es wichtig zu erkennen, dass sie zur großen Familie der christlichen Kirchen gehören. Diese Wahrnehmung der Solidarität untereinander stärkt gerade jene Kirchen, deren Mitglieder in ihren Ländern unterdrückt und verfolgt werden, machte er deutlich.
Wenn im ÖRK, bzw. im Plenum der Vollversammlungen Entscheidungen nicht nach dem Mehrheitsprinzip, sondern nur im sogenannten Konsensprinzip fielen wo setzte diese Vereinigung der christlichen Kirchen dann Schwerpunkte, wo bewirke sie Veränderungen?, wollten die Studierenden wissen. Themen wie Frieden oder Bewahrung der Schöpfung, mit denen sich der ÖRK auseinandersetze, klängen in unseren Ohren oft abgegriffen, räumte Janssen ein. Aber je konkreter man die Menschen kennenlernt, die aus anderen Ländern an der Vollversammlung teilnehmen, umso deutlicher wird: Diese Themen sind nach wie vor von ungeheurer Wichtigkeit, mehr noch: Sie sind existenziell.
Um eine weltweite Ökumene zu schaffen, müsse zunächst die Zusammenarbeit vor Ort, an der Basis funktionieren, schlug Janssen den Bogen in die Region und schilderte nach einem Exkurs in die Religionsgeschichte des Oldenburger Landes die Zusammenarbeit zwischen der evangelisch-lutherischen Kirche einerseits und den Freikirchen sowie der katholischen Kirche andererseits. Wir haben hier eine gute Balance zwischen dem katholisch geprägten Oldenburger Münsterland und dem protestantisch geprägten Norden. Seit 1966 gebe es Jahresgespräche zwischen den Kirchenleitenden beider Konfessionen eines der ältesten dieser Gespräche in Deutschland.
Bischof Janssen warb bei den jungen Studierenden für einen ökumenischen Blickwinkel und legte ihnen ans Herz, den Horizont beispielsweise mit Auslandssemestern zu erweitern. Man wird keineswegs orientierungslos, wenn man anderes kennenlernt, sondern man bekommt einen neuen Blick für das, was einen selbst ausmacht.
Das breite Themenspektrum der Ökumene ergänzten weitere Vorträge der Pfarrer Stephan Meyer-Schürg (Ökumenischer Pilgerradweg), Dr. Oliver Dürr (Ökumene in den südoldenburgischen Diaspora-Gemeinden, Ökumene Ev. Kirchen Europas, Aussiedlerseelsorge) und Dr. Ralph Hennings, der von seiner Arbeit als Vorsitzender des Arbeitskreises christlicher Kirchen (ACK) in Oldenburg berichtete.
Die Studierendentagung richtet sich an Studienanfänger ebenso wie an erfahrenere Studierende. Sie bietet eine Verbindung zu künftigen Theologinnen und Theologen in ganz Deutschland, so Pastor Torsten Nowak, Referatsleiter für Ausbildung und Personalentwicklung der oldenburgischen Kirche. Gemeinsam mit Studierenden in diesem Jahr Ann-Christin Liebert und Benjamin von Minden organisiert er das regelmäßige Treffen, das sich nicht nur an Theologiestudierende, sondern auch an künftige Diakoninnen und Diakone richtet.
Hier trifft akademische Ausbildung auf Kirche. Uns ist es wichtig, den jungen Menschen früh einen Einblick in den Alltag zu bieten, so Nowak. Nicht nur Vorträge, sondern auch ganz praktische Vorbereitungen prägen die Tagungen etwa ein Seminar zum Thema Wie trete ich auf? mit einer professionellen Schauspielerin oder eine Stimmbildung mit Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser.
Der Studierendentag ist ein Baustein in der Unterstützung der oldenburgischen Kirche für ihre potenziellen künftigen Mitarbeitenden. Eine regelmäßige Studienbegleitung und -beratung, aber auch finanzielle Hilfen wie ein Zuschuss zu Lehrbüchern, Stipendien und eine Unterstützung bei Auslandssemestern flankieren das Studium der angehenden Theologinnen und Theologen. Deren Berufsaussichten sind derzeit ausgesprochen gut. Im Moment kommt zur Berufung die berufliche Perspektive das ist natürlich optimal, freut sich Nowak für den theologischen Nachwuchs, der mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen ins Theologiestudium eingestiegen ist.
Katharina Grots etwa hat in einem Freiwilligen Sozialen Jahr, in dem sie Pastoren eng begleitete, die letzte Bestätigung für ihren Berufswunsch Pfarrerin bekommen. Ich weiß jetzt, was mich erwartet, und freue mich darauf, mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen zu arbeiten, sagt die 20-Jährige.
Henning Menke dagegen wollte eigentlich Sportredakteur werden und finanziert sich auch einen Teil seines Studiums als freier Journalist. Aber ich habe gemerkt, dass ich das nicht mein Leben lang machen will. Obwohl ich aus keinem besonders gläubigen Elternhaus komme, war der Glaube immer schon wichtig für mich. Das jetzt mit einem Beruf, mit Menschen zu verbinden, finde ich wunderbar. Allerdings wäre ein stärkerer Praxisbezug schon während des Studiums wichtig. Gerade deshalb finde er die Studierendentagung sinnvoll. Viele in seinem Umfeld seien zunächst erstaunt über seinen Berufswunsch gewesen, erzählt der 28-Jährige. Warum denn gerade Theologie?, werde er häufig gefragt.
Diese Frage kennt auch Lisa Kunze. Die 22-Jährige hatte zunächst ein Wirtschaftsstudium mit dem Bachelor abgeschlossen. Aber mir wurde klar, dass ich in diesem Bereich eigentlich gar nicht arbeiten möchte. Neben dem Studium hatte sie in der deutschen Auslandsgemeinde in Kopenhagen ehrenamtlich gearbeitet, und ihr Wunsch, hier beruflich Fuß zu fassen, wurde immer stärker. Jetzt beginnt sie in Rostock ein Theologiestudium. Auch Niels Petersen ist Quereinsteiger: Er hatte ursprünglich ein Lehramtsstudium unter anderem mit dem Fach Religion begonnen. Aber ich wollte viel mehr in die Tiefe einsteigen, als das beim Lehramtsstudium möglich war. Obwohl sein Vater ebenfalls Pastor ist, habe er nie daran gedacht, in dessen Fußstapfen zu treten, sagt Petersen. Aber es ist gut, dass ich mich neu entschieden habe.
Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.