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Mit einer Protestandacht in der Oldenburger St. Ansgar-Kirche in Eversten treten verschiedene Gruppen der Stadt für ein klares Nein zu Rechtsradikalismus und Faschismus ein. Der Gottesdienst am 23. Februar um 17 Uhr steht unter dem Titel „Fürchte dich nicht.“ Meditations- und Bibeltexte, sehr persönliche Stimmen und Musik gestalten diese besondere Andacht, im Anschluss an den gut halbstündigen Gottesdienst sind weitere Gespräche geplant.


„Zusammenhalt von verschiedenen Seiten“
„Es hat in der vergangenen Zeit mehrere Vorfälle in Oldenburg gegeben, die Anlass zu der Vermutung geben, rechtsradikales Gedankengut könnte wieder mehr werden“, sagt die SPD-Ratsfrau Jutta Bohne und erinnert an die Schändung des jüdischen Friedhofs vor einigen Wochen, das Mandat der NPD im Oldenburger Rat und die Proteste gegen die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Fliegerhorst-Gelände. Gemeinsam mit St. Ansgar-Pfarrer Thomas Hinne, Frank Wegener vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB und anderen Beteiligten hat Bohne diese Protestandacht initiiert. „Wir wollen das Engagement der Bürgerinnen und Bürger wecken, und zwar nicht parteipolitisch, sondern übergreifend“, so die Politikerin. „Uns gegenseitig den Rücken stärken und zeigen, dass es einen Zusammenhalt von verschiedenen Seiten gibt“, sei der Hintergrund der Protestandacht, erklärt Pfarrer Thomas Hinne. „Entscheidend dabei ist, dass ein lebendiger Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern stattfindet und dass wir auf die Menschen zugehen, die hier bei uns eine neue Heimat suchen.“

 

Gefahr des Rechtsradikalismus diskutiert
Nicht nur in Eversten, auch in anderen Stadtteilen wird die Gefahr des Rechtsradikalismus diskutiert, so etwa beim Runden Tisch in Osternburg. „Rechtsradikalismus ist eine nie gebrochene Tradition in diesem Land. Aber wir haben uns in Oldenburg lange auf einer Insel der Glückseligkeit gewähnt“, meint Ulrich Hartig vom Fluchtmuseum, ebenfalls Mitinitiator des Gottesdienstes. Der Termin 23. Februar ist nicht zufällig gewählt: An diesem Tag findet in Berlin ein zentraler Staatsakt zum Gedenken an die Mordopfer der rechtsextremen Zwickauer Terrorgruppe NSU statt. Der DGB und der Arbeitgeberverband haben zudem zu einer Schweigeminute um 12 Uhr aufgerufen. „Wir wollen bewusst machen, dass manche Dinge, die passieren, nicht unhinterfragt in unserer Gesellschaft hingenommen werden dürfen“, betont Jutta Bohne.

Vortragsreihe zur Nazizeit
Mit dem Verhalten der Deutschen zur Nazizeit befasst sich eine Vortragsreihe unter dem Titel „Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne" in der letzten Februarwoche. Im Mittelpunkt stehen die gleichnamigen Tagebücher des Justizbeamten Friedrich Kellner von 1939 bis 1945, in denen er aufzeigt, wie viel die Deutschen von den Verbrechen der Nazis schon damals wussten. Die Reihe beginnt am 27. Februar mit dem englischsprachigen Dokumentarfilm „My Opposition – The Diaries of Friedrich Kellner“ (20.15 Uhr cine-k, Kulturetage), am 28. Februar folgt ein Vortrag des Historikers Dr. Markus Roth zum Thema (19.30 Uhr Lambertus-Saal der Lamberti-Kirche) und am 29. Februar schließt sich eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Das haben wir nicht gewusst“ an (19.30 Uhr Gemeindehaus der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldenburg, Peterstraße 27).

 

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

 

Organisieren eine Protestandacht gegen Rechts (von li.): Gerda Pries, Kirchengemeinde Eversten, Frank Wegener, DGB, Pastor Thomas Hinne, Jutta Bohne, SPD, Musikerin Annie Heger und Alfred Nehring, Autorengruppe Wortstatt. Foto: A. Brockmeyer
Plakat zur Vortragsreihe zur Nazizeit.