Betroffen über die Verfolgungen und das Leid, das die Yeziden seit Monaten durch den IS-Terror in Syrien und dem Irak erleben, brachten Jan Janssen, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, und Weihbischof Heinrich Timmerevers mit einem Besuch im Yezidischen Forum in Oldenburg ihre Solidarität zum Ausdruck.
Es besteht bereits eine langjährige Zusammenarbeit zwischen der Diakonie und dem Yezidischen Forum in Oldenburg, sagte Bischof Janssen. Mit dem heutigen Besuch wollen wir auf die aktuelle Lage aufmerksam machen und betonen, dass wir füreinander da sind. Nächstenliebe endet nicht an Religionsgrenzen. Man sieht die Bedrängnis, die die Yeziden durch die IS erleben im Fernsehen, es ist aber etwas ganz anderes, wenn einem Betroffene gegenübersitzen, die den Terror selbst erlebt haben und geflüchtet sind. Ihre Schilderungen gehen zu Herzen und haben mich sehr angerührt, erklärte Heinrich Timmerevers, Weihbischof im Bistum Münster und Bischöflicher Offizial für den Offizialatsbezirk Oldenburg.
In einer nicht öffentlichen Gesprächsrunde hatten zuvor drei Betroffene von ihren Erlebnissen berichtet: Hanan Ravo Ali (18), Falah Hasan Khudida (20) und Salah Hasan Khudida (17) waren Anfang August aus der Region Sinjar im Irak geflohen und leben seither in Oldenburg. Wer könne, packe alle Besitztümer in ein Auto, wer kein Auto besitze, mache sich zu Fuß auf die Flucht vor dem Terror, sagten sie und schilderten auch die Gräueltaten der IS-Terroristen. Es sind Erlebnisse, die betroffen machen, für die man kaum Worte findet, so Bischof Janssen. Daher müssen wir Lautsprecher für diese Worte werden und noch stärker auf die Lage aufmerksam machen. Diskussionsteilnehmer aus der Yezidischen Gemeinde erklärten zudem, dass vom IS-Terror nicht nur Yeziden, sondern auch Christen und andere Religionsgruppen betroffen seien, die zuvor als Nachbarn friedlich zusammengelebt hätten das werde nun alles zerstört. Kultur, Geschichte und Lebensart gingen verloren. Ich wünsche mir, dass die, die politisch Einfluss nehmen können, noch mehr unternehmen, sagte dazu Weihbischof Heinrich Timmerevers.
Es müsste schon ein Wunder geschehen
Alarmierend sei, dass es in den vergangenen Tagen Hinweise darauf gebe, dass sich IS-Terroristen sammeln und in Richtung der Flüchtlinge im Sinjar-Gebirge vorrücken würden, so Holger Geisler, Pressesprecher des Zentralrats der Yeziden in Deutschland. Wenn die IS weiter vordringe, gebe es keine klaren Fronten mehr ein militärisches Eingreifen werde somit immer schwieriger, je länger gewartet werde. Es müsste schon ein Wunder geschehen, um die Flüchtlinge zu retten, sagte Sahap Dag, Vorsitzender des Yezidischen Forums in Oldenburg. Schätzungsweise 10.000 Menschen seien ins irakische Sinjar-Gebirge vor dem IS-Terror geflohen, so seine Information. Tag und Nacht stehe man per Telefon und SMS mit Menschen in der Region in Verbindung. Wir schlafen alle nicht viel, so Dag. Aber: Ich danke den Bischöfen für ihren Besuch es ist wichtig und hilfreich, dass auf die Lage der Yeziden aufmerksam gemacht wird. Dieser Besuch wurde schon vor einem Monat angesetzt, jetzt standen die schlimmen neuen Nachrichten aus Sinjar im Mittelpunkt.
Um die Flüchtlinge zu unterstützen, sammelt der Zentralrat der Yeziden in Deutschland Kleiderspenden sowie Geldspenden für die anfallenden Transportkosten. Weitere Infos gibt es unter www.yeziden.de.
Für Samstag, 25. Oktober, rufen das Yezidische Forum, der Zentralrat der Yeziden in Deutschland sowie zahlreiche Parteien und Verbände zu einer Großkundgebung gegen die Gewalt in Syrien und im Irak auf. Die Demonstration beginnt um 12 Uhr am Bahnhof und führt über den Pferdemarkt zum Schlosshof.
Antje Wilken