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Rund einhundertfünfzig Menschen folgten am Montagabend, 8. Januar, in der Forumskirche St. Peter einer Ausstellungseröffnung. „Frauen geben Frieden ein Gesicht“ heißt diese Ausstellung. Sie stellt zwanzig Frauen mit ihren Lebensgeschichten vor. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen Teilen des Landes Bosnien und Herzegowina, in dem von 1992 bis 1995 ein blutiger Bürgerkrieg tobte. 

   

„Oldenburg hat eine besondere Beziehung zu den Frauen in Bosnien-Herzegowina“ sagte Klaus Hagedorn von pax christi bei der Begrüßung der Gäste. Damals nach Ausbruch dieses Krieges habe eine Oldenburger Initiative in Kooperation mit der Stadt 29 Geflüchtete, vor allem Frauen und Kinder, aus Bosnien-Herzegowina aufgenommen und ihren Aufenthalt vier Jahre finanziert und begleitet. 

   

Viele der portraitierten Frauen in der Ausstellung waren bei Kriegsbeginn berufstätig, einige hatten Kinder oder waren selbst noch Kinder. Sie sind in muslimischen, serbisch-orthodoxen oder katholischen Familie aufgewachsen, auf dem Dorf oder in der Stadt. Eine lernte als Grundschulkind das Lesen und Schreiben in einem Keller, wohin sie mit ihren Eltern vor den Bomben geflüchtet war. Sie alle haben Schreckliches erlebt, viele verloren Familienmitglieder, wurden vergewaltigt, erlitten dauerhafte gesundheitliche Schäden an Leib und Seele, flohen – manche nach Deutschland, wurden vertrieben oder in Lagern interniert.

   

„Die Gesellschaft in dem Land tut sich schwer mit der Aufarbeitung dieser Vergangenheit. Insbesondere nationalistische Kräfte hofieren nach wie vor auch die in Den Haag verurteilten Kriegsverbrecher“, sagte Boris Mijatovic, Bundestagsabgeordneter aus Kassel, als stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Südosteuropäischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages ein profunder Kenner der Situation in Bosnien-Herzegowina. 

 

Kein Frieden ohne Versöhnung

Bürgermeisterin Nicole Piechotta hob in ihrem Grußwort hervor, dass die Frauen der Ausstellung, „die im Krieg besonders schwer gelitten haben, sich nicht haben unterkriegen lassen, sondern solidarisch für einen friedlichen Aufbau der Nachkriegsgesellschaft eintreten. Sie überwinden die gesellschaftlichen Grenzen und ändern die Erzählung des Krieges.“

   

Dragana Petric, eine der Ausstellungsmacherinnen, aus Bijeljina in Bosnien-Herzegowina zur Eröffnung angereist, erzählte den Hintergrund der Ausstellung. Die Frauen wollten an die Grausamkeiten erinnern, die sie während des Krieges erleben mussten. Nichts solle vergessen werden! Sie wollten jedoch vor allem zeigen, dass Frieden nur durch das gemeinsame Aufarbeiten des Geschehenen möglich ist. Allein darüber könne Versöhnung wirksam werden. „Die Frauen haben ihr Herz nach außen gewendet. Sie haben ihre Geschichte öffentlich gemacht. Sie unterstützen bis heute unzählige Frauen darin, nach dem Krieg neue Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln.“

 

Eine andere Geschichte des Krieges

Das Ökumenischen Zentrum Oldenburg hatte die Initiative ergriffen, die Ausstellung in Oldenburg zu zeigen. Die Vorsitzende Beate Ludwig-Henkel führte bei der Begrüßung der Gäste aus: „Die Frauen werden zum Vorbild, weil sie Verantwortung übernehmen und Ansätze dafür schaffen, dass Versöhnung stattfinden kann. Für mich sendet die Ausstellung eine klare Botschaft: Politische Konflikte dürfen nicht durch Krieg gelöst werden.“ Siebzehn Oldenburger Organisationen tragen die Ausstellung, die zudem am Oldenburger Ausstellungsort von Brot für die Welt und die Landessparkasse zu Oldenburg finanziell gefördert wird. 

   

Dragana Petric schloß ihren Vortrag mit Worten von Srđan Puhalo: „Diese Ausstellung und diese Frauen zeigen, dass es Menschen gibt, die sich nicht mit Ungerechtigkeiten abfinden und dass es Werte gibt, die über Nationen, Staaten und Rechte hinausgehen, für die es sich zu kämpfen lohnt."

   

Für den musikalischen Rahmen der Ausstellungseröffnung sorgte der Chor der Jüdischen Gemeinde in Oldenburg und das Ohmsteder Vokalensemble unter Leitung von Landeskir-chenmusikdirektorin Beate Besser.

 

Weitere Informationen: www.özo.de/ausstellung-frauen-geben-frieden-ein-gesicht/ 

 

Begleitveranstaltungen der Ausstellung

Ausstellung „Frauen geben Frieden ein Gesicht“

9. bis 28. Januar, täglich geöffnet von 9 – 18 Uhr 

Forumskirche St. Peter, Peterstraße 20, Oldenburg

 

Führungen: 

Donnerstag, 11. Januar, 11 Uhr (mit Peter Tobiassen)

Mittwoch, 17. Januar, 13.30 Uhr (mit Klaus Hagedorn)

Dienstag, 23. Januar, 15 Uhr (mit Beate Ludwig-Henkel)

 

Diskussion | Montag | 15. Januar | 18 Uhr | Forum St. Peter | Peterstraße 22

Die Rolle von Frauen in Friedensprozessen im Konfliktherd Israel/Palästina

mit Felix Paul, Friedensreferent, Hannover; Olaf Grobleben, Ökumenebeauftragter,

Oldenburg; Susanne Paul, Frauenarbeit Hannover

 

Vortrag | Freitag | 19. Januar | 18 Uhr | Kulturzentrum PFL | Peterstraße 3

Die Auswirkungen des Krieges auf die Frauen in der Ukraine und die Schlüsselrolle der weiblichen Stimmen für die Zukunft

mit Tetiana Kriukovska, Head of NGO „Tolerance in you“, Ukraine

 

Musik | Montag | 22. Januar | 19 Uhr | Forumskirche St. Peter | Peterstraße 20

Mutige Frauen, die Musik schufen – Von Hildegard von Bingen bis Violeta Dinescu

Gesang und Orgel: Beate Besser, Landeskirchenmusikdirektorin

 

Vortrag | Mittwoch | 24. Januar | 19 Uhr | Forum St. Peter | Peterstraße 22

Das Friedenspotential im Menschen – Von der Friedensarbeit an der Basis in Sarajevo und Zagreb zu einer Politik der Gewaltfreiheit

mit Otto Raffai, Trainer für gewaltfreie Konflikttransformation (Zagreb/Kroatien)

 

Abschlussveranstaltung | Sonntag | 28. Januar | 12 Uhr | Forumskirche St. Peter | Peterstraße 20

In Bosnien-Herzegowina und anderswo: Ziviler Friedensdienst mit 370 Fachkräften in 44 Ländern

mit Kristen Schubert, Forum Ziviler Friedensdienst, Köln; Musik: Ulla Schmidt (Piano)

 

 

Dragana Petric aus Bosnien-Herzegowina eröffnet die Ausstellung in der Forumskirche St. Peter.
Dragana Petric aus Bosnien-Herzegowina eröffnet die Ausstellung in der Forumskirche St. Peter.
Dragana Petric aus Bosnien-Herzegowina eröffnet die Ausstellung in der Forumskirche St. Peter.
Blick in die Ausstellung.
Blick in die Ausstellung.
Der Chor der Jüdischen Gemeinde und das Ohmsteder Vokalensembel unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser. Fotos: Peter Tobiassen
Der Chor der Jüdischen Gemeinde und das Ohmsteder Vokalensembel unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser. Fotos: Peter Tobiassen