Angesichts des Produktionswachstums von Elektromobilität in China, Millionen von Fahrzeugen auf immer volleren europäischen Straßen, von Schadstoffbelastung, Rohstoffausbeutung und Entsorgungsproblemen soll die Transformation der Automobilwirtschaft für nachhaltige, wegweisende Innovationen genutzt werden. Das haben alle Podiumsteilnehmer aus Kirche, Mittelstand, Umweltverband und Gewerkschaft beim bundesweiten Fachtag „Mobilitätswende“ des Evangelischen Verbands Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt am Mittwoch, 19. September, in Rastatt betont. Die Verantwortung der Kirche sah Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh darin, den dafür nötigen Mentalitätswandel zu ermöglichen, „indem wir Mut machen und selbst vollziehen, was wir wichtig finden“. Die Bibel sei voll von Geschichten des Aufbruchs.
Der Verkehr forciert den Klimawandel besonders stark, „auch wenn es zunehmend Akteure gibt, die das alles als Quatsch bezeichnen und so tun, als sei früher alles besser gewesen“, sagte Roman Zitzelsberger, IG Metall Bezirksleiter für Baden-Württemberg. Der prognostizierte Verlust von 70.000 Arbeitsplätzen in der Automobilwirtschaft dürfe nicht allein in den Vordergrund gerückt werden, so der Gewerkschaftsvertreter. Dafür würden andere Arbeitsplätze entstehen, wenn jetzt innovative Konzepte entwickelt würden. „Der Riesenvorteil an diesen Prognosen: Die Ausgangslage ist heute gestaltbar.“ Menschen in ihren Ängsten und in Umbruchsituationen nicht allein zu lassen, sei wichtig. „Aber die Frage ist: wozu nutzt man den Wandel, in dem sich die Automobilindustrie ohnehin befindet“, betonte auch Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz und Mitglied des Strategiedialogs Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg. „Mit all dem, was wir derzeit initiieren, werden wir den Klimaschutz nicht erreichen“, so Dahlbender.
Ulrich Schiefer, Geschäftsführer von AtTrack, einem E-Mobility-Unternehmen, sieht die Aufgabe der Wirtschaft darin, „relevante, saubere und nachhaltige Produkte herzustellen, die wir auch in Zukunft weltweit verkaufen können“. Er forderte die Automobilhersteller auf, sich aktiver in die notwendige Mobilitätswende einzubringen. Dem Autohersteller Daimler bot er ein gemeinsames Projekt zur Umstellung der Stuttgarter Verkehrsbetriebe auf Elektrobusse an.
Der badische Landesbischof Cornelius-Bundschuh sprach sich für „ein Genug“ aus. Dieses Genug könne man von der Grenze her denken, aber auch „von der Fülle: Ich bin satt, froh, erfüllt“. Die Aufgabe der Kirche sah er unter anderem darin, über Bildungsprozesse dazu beizutragen, dass Menschen den Begriff der Freiheit neu entdecken und „sich bewusst machen, dass sich Freiheit nicht in möglichst hoher Geschwindigkeit zeigt oder bei der Wahl eines Waschmittels, sondern im Mut, die Welt gerecht und zukunftsfähig zu gestalten.“ Die Menschen, die Angst vor Veränderung haben, gebe es auch in den Kirchengemeinden. Darin, sie im Glauben zu stärken und ihnen Mut zu machen, sich diesen Umbrüchen zu stellen, sah er eine vorrangige Verantwortung der Kirche.
Die Podiumsdiskussion war Teil eines Fachtags zur Mobilitätswende im Rahmen des jährlichen bundesweiten Treffens der kirchlichen Fachdienste in der Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das dieses Jahr in Rastatt stattfand. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) verknüpft soziale und ökonomische mit sozialethischen Fragestellungen und fördert Ideen, die zu einer gerechten, humanen und zukunftsfähigen Arbeits- und Wirtschaftsweise beitragen. Dazu führt der KDA den Dialog mit den Akteuren in der Arbeitswelt, mit Verantwortlichen in Unternehmen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden sowie in Politik und Kirche. Seit März 2011 ist der KDA gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche (AHK) sowie dem Bund Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen (BVEA e.V.) in den Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) eingebunden.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.kwa-ekd.de und www.kda-baden.de.