Netto-Gesamtaufkommen an Kirchensteuern 2023 um 5,3 Prozent gesunken. Erwartungen an Kirche trotz abnehmender Kirchenbindung hoch.
Die evangelische Kirche hat im Jahr 2023 sowohl bei der Mitgliederzahl als auch beim Kirchensteueraufkommen einen Rückgang zu verzeichnen. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der aus den Landeskirchen gemeldeten vorläufigen Zahlen gehörten zum Stichtag 31.12.2023 insgesamt 18.560.000 Menschen einer der 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Das sind rund 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Getauft wurden 2023 rund 140.000 Menschen. Zusätzlich gab es rund 20.000 Aufnahmen in die evangelische Kirche. Demgegenüber standen gleichbleibend zum Vorjahr rund 380.000 Kirchenaustritte sowie 340.000 Sterbefälle.
Einbußen verzeichnete die evangelische Kirche 2023 auch beim Kirchensteueraufkommen. Laut jüngster Kirchensteuerstatistik lag das Netto-Gesamtaufkommen an Kirchensteuern in 2023 mit ca. 5,9 Milliarden Euro rund 5,3 Prozent unter dem Vorjahresaufkommen. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Anstieg von 4,1 Prozent.
„Wir werden eine kleinere und ärmere Kirche, dieser Tatsache müssen wir uns stellen. Auch mit weniger Mitgliedern bleibt es aber unsere Aufgabe, uns für Nächstenliebe, Menschlichkeit und die Weitergabe des christlichen Glaubens einzusetzen“, so die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs. „Aus der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wissen wir, dass viele Menschen nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirchen haben. Sie wünschen sich von uns den Einsatz für sozial benachteiligte Menschen, für Bildung und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, ist es wichtig, dass wir als Kirche wissen, wofür wir stehen und dass wir immer wieder kritisch unser Handeln und unsere Strukturen auf den Prüfstand stellen. Das ist auch wichtig im Blick auf die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie.“
Nach der im vergangenen Jahr veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU6) bleiben die gesellschaftlichen Erwartungen an die Kirche, insbesondere hinsichtlich ihres Einsatzes für Arme, Kranke und Bedürftige sowie für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt hoch. Die höchste Zustimmung zum gesellschaftlichen Wert eines kirchlichen Angebots erhält unter den evangelischen Kirchenmitgliedern, dass die Kirche Beratungsstellen für Menschen mit Lebensproblemen betreibt (95 Prozent). Auch unter Konfessionslosen ist hier die Zustimmung hoch (78 Prozent).
Ausdrücklich dankt Bischöfin Fehrs den Mitgliedern, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in den Landeskirchen: „Sie alle tragen mit Ihrem Engagement dazu bei, dass Kirche durch Gottesdienste, Seelsorge- und Beratungsangebote weiterhin bei den Menschen vor Ort präsent ist. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Stärkung eines guten Miteinanders. Und das ist gegenwärtig notwendiger denn je.“
Neue Mitgliederstatistik der oldenburgischen Kirche
Zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg am Donnerstag, 2. Mai, ihre grundlegenden statistischen Daten zum kirchlichen Leben im Jahr 2023 veröffentlicht.
Die Zahl der Christinnen und Christen, die zum 31. Dezember 2023 zur Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gehörten, beläuft sich auf 361.096. Damit ist die Zahl der Gemeindeglieder der oldenburgischen Kirche gegenüber dem Jahr 2022 um 10.592 Gemeindeglieder zurückgegangen (-2,85 Prozent).
Im Bereich der oldenburgischen Kirche wurden im Jahr 2023 rund 2.800 Kinder getauft. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 16 Prozent (2022: 3.334 und 2021: 2.464). Im Jahr 2019 – vor der Corona-Pandemie – wurden 3.324 Taufen registriert.
Die Zahl der Austritte aus der oldenburgischen Kirche hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen auf 7.339 (2022: 7.199 und 2021: 5.863). Leicht zurückgegangen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Kircheneintritte auf 435 (2022: 475 und 2021: 408). Die Zahl der evangelisch Verstorbenen lag im Jahr 2023 bei 6.569 (2022: 6.667 und 2021: 6.087).
In den sechs Kirchenkreisen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg wurden zum 31. Dezember 2023 folgende Mitgliederzahlen registriert:
• im Ev.-luth. Kirchenkreis Ammerland: 63.195 Gemeindeglieder, ein Rückgang um
1.556 (-2,4 Prozent);
• im weiterhin mitgliederstärksten Ev.-luth. Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg Land: 76.080 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 2.562 (-3,3 Prozent);
• im Ev.-luth. Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven: 71.471 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 2.383 (-3,2 Prozent);
• im Ev.-luth. Kirchenkreis Oldenburger Münsterland: 47.991 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 611 (-1,3 Prozent);
• im Ev.-luth. Kirchenkreis Oldenburg Stadt: 62.883 Gemeindeglieder, ein Rückgang um 2.235 (-3,4 Prozent); sowie
• im Ev.-luth. Kirchenkreis Wesermarsch: 39.476 Gemeindeglieder, ein Rückgang um
1.245 (-3,1 Prozent).
Hinweise:
Statistische Informationen zur evangelischen Kirche sind abrufbar unter www.ekd.de/statistik
Eine Übersicht über die Zukunftsprozesse der EKD finden Sie unter www.kirche-ist-zukunft.de
Informationen zu Erwartungen und Engagement in der evangelischen Kirche aus der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung KMU6 finden Sie unter Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 2023 - KMU 6 (ekd.de)