Rüdiger Möllenberg ist ein guter Afrika-Kenner, viele Aufenthalte haben bleibende Eindrücke hinterlassen, unter anderem ging es dabei um Microkredite für Ghana. Die jüngste Reise führte ihn aber nach Kenia, ein Land, dass er bisher noch nicht kannte und dass in Bezug auf den Umgang zwischen Menschen verschiedener Religionen eine Entwicklung hinter sich hat, die sich der Pastor aus Jever auch für Deutschland wünscht.
Hintergrund der neuntägigen Reise mit insgesamt 15 Teilnehmenden ist die im Herbst bevorstehende Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Dresden unter dem Thema „Frieden“. Möllenberg gehört zu den Synodalen, hat sich hier einer Arbeitsgruppe unter dem Schwerpunkt „Frieden und Entwicklung“ angeschlossen. Die EKD hatte diese Reise initiiert, damit sich die Synodalen vor Ort in Kenia, in der auch die evangelische Organisation „Brot für die Welt“ sehr aktiv ist, selber einen Eindruck verschaffen konnten.
Anders als bei seinen bisherigen Afrikareisen hatte Möllenberg schon vor der Abreise bemerkt, dass es diesmal durchaus etwas „heikel“ war. „Ich musste ein Überlebenspaket zusammenstellen, Fragen notieren, die nur ich richtig beantworten kann, das aber selbst im Falle einer hohen Stressbelastung“, berichtet er. Was er vor Reiseantritt noch als Bürokratie empfunden und abgetan hatte, leuchtete ihm später ein, als er über die Nachrichten von einer Entführung erfuhr. Zwei kubanische Ärzte waren entführt, ihre Begleiter erschossen worden. Kenia grenzt an Uganda und Somalia, zwei Länder mit vielen Unruhen, vor allem von Somalia aus dringen immer wieder Terroristen auch nach Kenia ein, um durch Entführungen Geld zu erpressen und für Unruhe im Land zu sorgen, Zwietracht zu säen.
Doch gegenseitigen Hass schüren, das gelänge den Terroristen nicht mehr, hat Möllenberg beobachtet. Grund dafür ist eine Veränderung in der Struktur der Lebensform, so wurde der Reisegruppe berichtet. Das Land wird nicht mehr zentral von Nairobi aus regiert, vielmehr sind 49 Counties entstanden, in denen es unterschiedliche Leitungshierarchien gibt. In einem Projekt, das unter anderem von „Brot für die Welt“ unterstützt wird, werden darüber hinaus eine Art Dorfgemeinschaften gebildet, in den Religion keine Rolle spielt.
Menschen unterschiedlicher christlicher Richtungen, Muslime, Hindus und Anhänger von Naturreligionen arbeiten hier Hand in Hand. Dabei hätten die Menschen festgestellt, dass sie auf diese Art eine Steigerung der Produktivität, eine bessere Wasserversorgung und eine höhere Versorgung mit Bildungsangeboten erreichen könnten. Zudem habe es erste Schritte in der Gleichberichtigung gegeben, Frauen müssten nun keine körperliche Gewalt mehr befürchten, wenn es zu Unstimmigkeiten mit dem Partner käme.
„Das können wir in Deutschland von den Kenianern lernen, dass die Angehörigen der unterschiedlichen Religionen miteinander ins Gespräch kommen. Bei uns geht man sich eher aus dem Weg – das mag anfangs einfacher sein, löst aber keine Probleme“, sagt Möllenberg. In Kenia habe man in extrem kurzer Zeit gelernt, dass man die Herausforderungen besser bewältige, wenn alle gut miteinander umgingen, wenn das Misstrauen abgelegt werde. Eine solche Form von Toleranz wünscht sich Möllenberg auch in Deutschland. Diese müsse allerdings von unten wachsen.
Gleichwohl blieb der Reisegruppe nicht verborgen, dass andere Schwierigkeiten, wie Stammesdünkel oder der Klimawandel das Land vor neue Herausforderungen stellen.
Ein Bietrag von Annette Kellin.