Ein Informations- und Diskussionsabend zum Thema „Öko-faire Trends in Discountern“ fand am Mittwoch, 9. November, im evangelischen Gemeindehaus St. Michael in Varel-Obenstrohe statt. Eingeladen hatte die Projektstelle „Zukunft einkaufen“ der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg unter der Leitung von Helena Inkermann zusammen mit dem Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven und der Kirchengemeinde Varel.
Gut 30 Teilnehmenden diskutierten unter Anleitung des Referenten Dirk Steinmeyer, von der Süd-Nord-Beratung in Osnabrück, über die Entwicklung von Bio- und fairen Produkten. Der Abend wurde dabei durch die Fragen und Anregungen der Teilnehmenden gelenkt, Zwischenfragen und Anregungen waren ausdrücklich erlaubt. Die Teilnehmenden interessierten sich besonders für die Unterschiede zwischen den verschiedenen Labels, die in Supermärkten, Discountern, Weltläden und Bioläden zu finden sind.
Marktanteil der Bio- und fairen Produkte erheblich gestiegen
Dirk Steinmeyer erklärte, dass der Marktanteil der Bio- und fairen Produkte in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sei. Dies liege vor allem auch daran, dass diese Produkte mittlerweile in allen Lebensmittelgeschäften zu finden seien. Der Gesamtumsatz von Bioprodukten in Deutschland liege mit 8,62 Milliarden Euro bei 4,4 Prozent des Gesamtumsatzes, hiervon werden 31 Prozent in Naturkostläden, 55 Prozent im Einzelhandel und 13 Prozent auf Märkten und Hofläden umgesetzt. Der Umsatz des Fairen Handels ist in den vergangenen Jahren ebenfalls stark gestiegen, und liegt in Deutschland mittlerweile bei 1,14 Milliarden Euro, damit aber leider immer noch wesentlich unter einem Prozent des Gesamtumsatzes. Ein Drittel dieses Umsatzes wird über fairen Kaffee erzielt, knapp 80 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Einzelhandel, weniger als sieben Prozent aus Weltläden.
Während der Faire Handel besonders für soziale Aspekte steht, werden mit biologischen Produkten hauptsächlich ökologische Aspekte in Verbindung gebracht. Das Wort „Bio“ sei geschützt, erklärte Steinmeyer, sodass in Produkten auf denen „Bio“ draufstehe, auch „Bio“ drin sein müsse. Anders sei dies mit dem Wort „fair“, welches nicht rechtlich geschützt ist. Dennoch betonte Steinmeyer, dass Produkte, die mit dem gängigen „Fairtrade“ Siegel ausgezeichnet sind, alle die gleichen Kriterien erfüllen müssten, egal ob der Kaffee fünf oder zehn Euro koste und ob dieser im Supermarkt, Discounter, Weltladen, oder in einem anderen Geschäft gekauft werde.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass mit dem Weltladen ein größeres Vertrauen verbunden wird. Steinmeyer betonte zudem, dass die Weltläden einen besonderen Ort darstellten. Zu den Besonderheiten gehöre, dass hier ausschließlich faire Produkte verkauft würden und die Produkte von Fair-Handels-Importeuren wie GEPA oder El Puente stammten, die höhere Qualitätsstandards an ihre Produkte stellten und oftmals höhere soziale Standards setzten.
Weltläden bilden Speerspitze des Fairen Handels
Die Weltläden bilden somit die Speerspitze des Fairen Handels, denn neben dem Verkauf von fairen Produkten liegen wesentliche Ziele der Weltläden auch in der Bildungs- und Kampagnenarbeit. In Weltläden wird zudem eine wesentlich größere Vielfalt an fairen Produkten angeboten, als im Einzelhandel. Während in den Discountern oft nur ein einzelner fairer Kaffee zu finden ist, finden sich in den Weltläden zahlreiche unterschiedliche Sorten für verschiedene Geschmäcker. Die Gewinne der Weltläden werden zudem in den Fairen Handel reinvestiert.
Das Angebot von fairen und Bioprodukten in Supermärkten und Discountern habe aber den Vorteil, dass diese Produkte mehr Menschen zugänglich gemacht würden und an Bekanntheit gewönnen, so Steinmeyer. Wer mehr höhere soziale oder ökologische Standards wünsche, sollte sich allerdings an die die spezialisierten Welt- und Bioläden halten, die Produkte der Fair-Handels-Importeure bzw. Anbauverbände anbieten.
Am Ende individuelle Entscheidung
Wo jede/r Einzelne faire und Bioprodukte kaufe, sei am Ende eine individuelle Entscheidung, die auch vom Zugang zum Weltladenverkauf und der individuellen finanziellen Situation abhängt. Generell gehe es nicht darum, sich für oder gegen den Weltladen bzw. Discounter zu entscheiden, so einer der Teilnehmenden. Eine Mischung aus beidem und der Kauf von z.B. besonderen Produkten und Geschenken im Weltladen seien ein guter Weg.
Auch bei der Frage ob Regionalität oder Bio/fair wichtiger sei, wurde in der Diskussion herausgestellt, dass dies eine individuelle Entscheidung sei. Diese Entscheidung hänge auch davon ab, ob es bei der Kaufentscheidung eher um soziale oder ökologische Aspekte ging. Es ist jedoch immer eine Frage wert, ob z.B. Bio-Tomaten aus Spanien den heimischen Tomaten vorzuziehen sind.
Am Ende des Abends waren die Teilnehmenden sich einig, dass auch der Gesamtzusammenhang gesehen werden muss, den der persönliche Konsum habe. Dabei könnten zahlreiche negative Auswirkungen nicht negiert werden und somit könne beispielsweise auch das individuelle Kaufverhalten vor Ort in Zusammenhang mit weltweiten Fluchtursachen gebracht werden.
Kontakt:
Helena Inkermann
Projektleitung „Zukunft einkaufen“
Tel.: 0441-7701-171
E-Mail: helena.inkermann@kirche-oldenburg.de