Wenn die Jugendlichen abends durch die Gänge ziehen und Wohnwagen für Wohnwagen, Zelt für Zelt hinter sich lassen, werden sie schon von den Kindern und ihren Eltern erwartet. Mit Rasseln und kleinen Trommeln geben sie den Rhythmus vor, dazu gibt es freche und witzige Lieder, die alle mitsingen und dabei offensichtlich viel Spaß haben. Dieses Ritual ist Abend für Abend das Gleiche und es bedeutet: es ist Zeit für die „Gute-Nacht-Aktion“ auf dem Zeltplatz in Schillig.
Während der Sommerferien waren wieder viele Jugendliche als ehrenamtliche Helfer auf den Campingplätzen entlang der Küste bei „Kirche Unterwegs“ im Einsatz. Die Mädchen und Jungen leben selber eine zeitlang im Wohnwagen auf dem Campingplatz, meist verbringen sie jeweils zwei Wochen dort, bevor sie von der nächsten Gruppe (meist vier bis acht junge Leute) abgelöst werden. Hier lernen die Jugendlichen Kirche von einer ganz anderen Seite kennen und geben diese Erfahrung weiter. Dabei sind sie für ein lockeres Programm verantwortlich, das Menschen auf den Campingplätzen zusammen bringt. Typisch sind die „Gute-Nacht-Geschichten“, die allerdings weit mehr als nur eine Geschichte umfassen, denn hier wird zum Ende des Tages gemeinsam gespielt, gesungen, es gibt eine kleine Aufführung mit Handspielpuppen und eine biblische Geschichte. Auch Grillabende, Zeltgottesdienste, kleine Andachten und verschiedene Spiel-, Spaß- und Kreativangebote gehören zu den Angeboten.
Auch bei „Kirche Unterwegs“ wird es schwieriger, ausreichend ehrenamtliche Kräfte zu finden. Waren die Teams bisher neben Schillig auch in Hooksiel, Dangast, am Falkensteinsee und in Burhave im Einsatz, so wurde das Zelt in diesem Jahr in Burhave nicht aufgebaut – es fanden sich nicht genügend Helfer. Für diese beginnt der Einsatz auch nicht erst mit den Sommerferien, denn sie werden schon Monate zuvor in verschiedenen Schulungen gründlich auf die Aufgaben vorbereitet.
In Schillig waren die Gruppen wieder mit viel Spaß dabei. Dion aus Rastede zum Beispiel: Der 16-Jährige hat immer gute Laune und die versteht er auch zu vermitteln. „In diesem Jahr war es einfach, das Wetter war fast immer gut, so dass wir mit den Kindern viel draußen waren, sie konnten toben und Wasserschlachten machen, das war einfach klasse“, sagt er. Tjada aus Metjendorf hat die gute Gemeinschaft mit den anderen Teamern sehr gefallen. „Und es macht einfach viel Spaß, die Kinder mit ganz einfachen Dingen zu begeistern. Wenn die Kinder dann von Herzen lachen, weiß man, wofür man das alles macht“, sagt die 16-Jährige.
In Zeiten, in denen die Kirchen mit zahlreichen Austritten konfrontiert werden, stellt Diakon Volker Pickrun, der „Kirche Unterwegs“ leitet, fest, dass die Menschen im Urlaub durchaus den Kontakt zur Kirche suchen. „Allerdings ist Kirche auf dem Campingplatz auch sehr nah an den Menschen dran. So etwas erreichen wir im normalen Gottesdienst nicht“, sagt er. Auf dem Campingplatz geht es eben lockerer zu, man trifft sich nicht nur zur Andacht, sondern eben auch beim Abwasch. Und genau dieses gemeinsame Leben biete immer wieder unterschiedliche Themen, aus denen sich hier und da auch tiefergehende Gespräche ergäben, berichtet der 56-Jährige.
Während in den Gottesdiensten in den Kirchen die Besucher immer weniger werden, werden es auf den Campingplätzen eher mehr. „Wir sind hier, um unseren biblischen Auftrag zu erfüllen: Gehet hin, geht da hin, wo die Menschen sind, heißt es dort. Genau das tun wir“, sagt Diakon Pickrun und freut sich, als Moritz ins Zelt kommt. „Bei euch fühle ich mich immer wohl, ich vertraue euch“, sagt der Schüler. Das ist „Kirche Unterwegs“ – irgendwie auch eine Familie.
Ein Beitrag von Annette Kellin