Zum Kernbegriff des Evangeliums gehöre es, Frieden zu stiften, sagte Bischof Jan Janssen in seiner Predigt am Sonntag, 5. Juni, in der Osternburger Dreifaltigkeitskirche anlässlich ihres 400jährigen Bestehens. Dazu gehöre es, dass „Ferne und Nahe zusammen rücken. Gräben und Grenzen verschwinden, Zäune und Mauern abgebaut werden, damit aus Fremden Freunde werden, die sich nun – in Jesus Christus versöhnt – um ihn versammeln.“
Die Geschichte Osternburgs erzähle wie kaum eine andere vom Zusammenfinden der Nahen und der Fernen – auf seinem Weg von der Bauernschaft im 17. Jahrhundert bis zur Vorstadt im 18. Jahrhundert, von der Landwirtschaft zum Industriestandort im 19. Jahrhundert, im Wandel von der Dorfkirche zur Mutterkirche mehrerer städtischer Kirchen und Gemeindehäusern im 20. Jahrhundert. „Viele seien von Ferne dazugekommen und suchen immer noch weiter Tag für Tag nach Annäherung“, so Janssen.
Dann griff der Bischof in seiner Predigt die Legende über die Entstehung der Osternburger Dreifaltigkeitskirche auf. Demnach soll es 1616 zu einem eigenen Kirchbau gekommen sein, weil die Bauern immer mit ihren laut klappernden Holzschuhen am Schloss vorbei zur Lambertikirche gingen. „Sie gingen zur Kirche – und waren offenbar nicht nur ein paar vereinzelte, die Gottes Wort hören wollten! Sie scheuten weder den weiten Weg noch die Art und Weise, in der sie gehen mussten. Und sie verschafften sich Zugang. Und sie standen dazu!“
Deute man nun, wie im Epheserbrief, Glaubensinhalte als Kleidungsstücke aus, so seien die Holzschuhe ein wunderbares Zeichen und ein lautes Signal der „Bereitschaft für das Evangelium des Friedens!“ (Eph 6,15). Zudem hätten Holzschuhe weitere nahezu biblische Vorteile, so Janssen weiter. Sie seien leicht vom Fuß zu streifen, wenn der Boden, auf dem wir stehen wie Mose am Dornbusch, heiliges Land sei (Ex 3,8). Sie seien leicht anzuziehen, wenn es heißt, bald aufzubrechen, wie Israel auf dem Weg in ein Land, das Gott zeigen will (Ex 12,11). Sie seien wenig kostbar, um nicht so abzuheben wie die von den Propheten dafür kritisierten Reichen ihrer Zeit (Jes 3,15). Und sie seien für das Kriegshandwerk wenig brauchbar. Somit könne aus dieser Legende, ein Leitmotiv für diese lebendige Gemeinde werden: „Tragt an euren Füssen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens! Und: richtet eure Füße auf den Weg des Friedens (Lk 1,79)!“
Der Gottesdienst bildete den Abschluss von zwei Festwochen, den die Kirchengemeinde Osternburg zum Kirchenjubiläum veranstaltet hatte. Die Kirchengemeinde Oldenburg-Osternburg ist mit rund 19.000 Gemeindemitgliedern die größte Kirchengemeinde innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.