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Hannover (epd). Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) hat Opfern von Verbrechen die Unterstützung des Bundeslandes zugesichert. «Den Menschen, die von einer Straftat betroffen sind, muss unsere Aufmerksamkeit unbedingt gelten», sagte Havliza am Dienstag in Hannover. «Die Zeiten, in denen nur die Täter im Mittelpunkt gestanden haben, sind zum Glück vorbei.» Zuvor hatte der ehrenamtliche Landesbeauftragte für Opferschutz, Thomas Pfleiderer, seinem Jahresbericht für 2021 vorgestellt. Er ist der zentrale Ansprechpartner für Kriminalitätsopfer in Niedersachsen.

 

 

 

Pfleiderer koordiniert in einer Lotsenfunktion die Arbeit der zahlreichen Hilfsangebote im Land, zu denen etwa die Stiftung Opferhilfe sowie spezielle Beratungsstellen für häusliche oder rassistische Gewalt gehören. Zudem hat er ein Konzept für den Fall von «Großschadensereignissen» wie Terroranschlägen oder Amokläufen erstellt. In einem solchen Fall müssten alle wissen, was zu tun ist, erläuterte der frühere Leitende Oberstaatsanwalt aus Hildesheim. Die Stelle des Opferbeauftragten war 2019 als Folge des Terroranschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz geschaffen worden.

 

 

 

Der Beauftragte resümierte in seinem Bericht: «Der Opferschutz in Niedersachsen ist auch im vergangenen Jahr ein gutes Stück vorangekommen.» Einen Großteil seiner Arbeit habe er auf das Knüpfen eines Netzwerks mit anderen Organisationen wie dem «Weißen Ring» oder den Opferhilfebüros verwandt, erläuterte er. In 67 Fällen hätten sich Ratsuchende unmittelbar an ihn gewandt und seien an die passenden Stellen weitervermittelt worden. Havliza ergänzte, dass sich die meisten Opfer direkt an die Beratungsstellen wendeten. So habe die Stiftung Opferhilfe im vergangenen Jahr rund 2.200 Kontakte gehabt.

 

 

 

«Wenn es irgendwo kracht, sind erst einmal Polizei und Notfallseelsorge da, aber nur für drei Tage», sagte Pfleiderer. «Danach stehen die Angehörigen alleine da. Und dann möchten wir in Aktion treten.» Viele Betroffene hätten nach einer Straftat finanzielle Sorgen oder suchten psychologische Hilfe. Andere wollten bei Zeugenaussagen vor Gericht begleitet werden, damit sie vor dem Gerichtssaal nicht alleine mit dem Angeklagten warten müssten, erläuterte der Jurist. «Das wichtigste Bedürfnis ist, dass ihnen jemand zuhört, die richtigen Worte findet und dann herausfindet, was diese Person braucht.»

 

 

 

Nach dem neuen Konzept für «Großschadensereignisse» soll in einem solchen Fall zunächst umgehend eine Telefonnummer freigeschaltet werden, unter der Betroffene erste Antworten auf ihre drängendsten Fragen erhalten können. «Wir alle hoffen, dass ein solch schlimmes Ereignis niemals eintreten wird», sagte Ministerin Havliza: «Aber es ist gut zu wissen, dass da im Hintergrund eine Struktur bereitsteht, auf die Betroffene im Zweifelsfall zurückgreifen können.»