Osnabrück (epd). Der Migrationsforscher Wolfgang Kaschuba hat Teilen von «Pegida» Terrorismus und Methoden der organisierten Kriminalität vorgeworfen. Die Politik rief er dazu auf, dies nicht länger zu verharmlosen. «Gewaltaufrufe und Brandanschläge sind blanker Terrorismus. In jedem andern Feld würden wir das auch so nennen», sagte der Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagsausgabe).
Pegida und seine Ableger arbeiteten mit Drohungen, Einschüchterung und Nötigung. «Man kann Landräte und Bürgermeister nicht mehr verstehen, wenn sie in solchen Fällen lediglich von 'Asylgegnern' sprechen», sagte Kaschuba. Auf der Straße sammele sich ein «asozialer Mob». Dabei sei es «geradezu grotesk, wenn etwa Pegida-Leute in Dresden ihre christliche Leitkultur schützen wollen, ohne jemals in einer Kirche gewesen zu sein».
Er habe keine Zweifel, dass Deutschland die gegenwärtige Zuwanderung verarbeiten könne, betonte der Institutsleiter. «Deutschland ist seit mindestens drei Jahrhunderten ein Migrationsland. Millionen Menschen sind ausgewandert, Millionen Menschen sind eingewandert.» Diese Erfahrungen säßen tief. Beispielsweise sei die Integration von Abermillionen Vertriebenen erst nach Jahrzehnten abgeschlossen gewesen, aber letztlich ein Erfolgsmodell geworden.
Auch diese Zuwanderer seien in der Nachkriegszeit keineswegs als Deutsche wahrgenommen worden. «Wenn in bayerische Dörfer, die vorher rein katholisch waren, massenweise Protestanten einzogen, hatten die Bewohner ganz ähnliche Gedanken wie wenn heute von der Furcht vor Islamisierung die Rede ist», erinnerte Kaschuba an Phasen der massiven Ablehnung.