Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, und der katholische Vechtaer Offizial und Weihbischof des Bistums Münster, Heinrich Timmerevers, haben am 1. Adventssonntag, 29. November, gemeinsam in ökumenischer Verbundenheit das beginnende neue Kirchenjahr in der evangelischen St.-Laurentius-Kirche in Hasbergen eröffnet.
Der Advent wecke in Millionen von Menschen in diesem Jahr die Hoffnung nach Frieden unter den Völkern, die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, die Sehnsucht nach einem Zuhause, in der jeder Mensch wirklich leben und bleiben könne, betonte Weihbischof Timmerevers in seiner Predigt (zu Sacharja 9,9-10). Für ihn stelle sich die Frage, so Timmerevers, ob der Friedensfürst eine neue Chance in unserer Welt, heute, in diesen Tagen, im neuen Jahr bekomme. Die Menschen bräuchten den wirklichen Advent, nicht so sehr den Advent und den weihnachtlichen Rummel der Städte und Einkaufszentren. Wir brauchen den Friedensfürsten, wir brauchen den Emmanuel, den Gott mit uns!, so der katholische Vechtaer Offizial.
Wir erleben, wie Hunderttausende von Menschen ihr Land verlassen und vor dem Krieg fliehen und bei uns anklopfen. Wir können sie nicht draußen stehen lassen, wohl wissend, dass das eine große Herausforderung ist und dass auch wir an Grenzen kommen. In Paris erlebten wir einen Terror, der uns das Fürchten lehrt und uns Angst und Schrecken in die Knochen jagt! Wir fragen uns, die Welt fragt: wohin wird das führen, was wird morgen sein, machen der Terror und die sinnlose Gewalt uns mürbe, uns fertig? Wo ist der König, der Friedensstifter? Hat er eine Chance?, sagte Weihbischof Timmerevers. Aber nicht nur globale Welt brauche den Friedensbringer, auch jeder einzelne Mensch. Jeder und jede von uns sehnt sich in seinem und ihrem ganz privaten Leben nach Frieden, Lebensumstände, mit denen wir doch irgendwie jubeln können, zufrieden sind, dass es doch keinen Grund zum Klagen gibt. Wir wünschen uns Sicherheit! Wir wünschen uns ein sinnerfülltes Leben!
Bischof Jan Janssen eröffnete gemeinsam mit der ehrenamtlichen Organisatorin Hildburg Eitschberger im Gottesdienst den Lebendigen Adventskalender der Kirchengemeinde Hasbergen mit einem Geistlichen Wort. Janssen betonte, dass das Türöffnen für Zuflucht-suchende Menschen ein Werk der Barmherzigkeit sei, eine Konsequenz des eigenen Glaubens. Das werde in diesen Monaten klar, wo viele Menschen hoffen, dass wir uns ihnen nicht verschließen und unser Land verbarrikadieren, dass wir trotz ihres beharrlichen Anklopfens nicht so tun, als seien wir gerade mal nicht zuhause, so Janssen.
Der Lebendige Adventskalender wie der in Hasbergen zeige, dass es sich nicht um ein Kinderspiel handele. Auch um sich klar zu machen, dass sie Freiheit und Nahrung geschenkt bekommen, öffneten Christinnen und Christen jeden Tag im Advent eine weitere Tür. Aber all diese Türen würden nicht ziellos aus den Angeln gehoben, sodass nur noch Zugluft rein- und rausgehe. Hinter den offenen Türen soll ja eine nächste Generation heranwachsen, in der Menschen einander in Würde begegnen, sich gegenseitig respektieren, die Schwächeren stützen. Für diese Menschenrechte gilt es einzustehen, so Janssen.
Der Lebendige Adventskalender in der Kirchengemeinde Hasbergen findet zum 13. Mal in den Häusern aller drei Pfarrbezirke statt. Er gehört zu den ältesten Aktionen dieser Art, an der sich neben zahlreichen Familien auch Firmen und Gemeindegruppen beteiligen. Beliebte Aktionen des Lebendigen Adventskalenders sind zum Beispiel geöffnete Türen oder Fenster auf einem Bauernhof oder in einer Bäckerei.
Den Gottesdienst in Hasbergen gestalteten Pfarrer Stephan Meyer-Schürg (Kirchengemeinde Hasbergen), Pfarrer Hubert von der Heide (Kirchengemeinde St. Marien) gemeinsam mit Kreispfarrer Bertram Althausen (Kirchenkreis Delmenhorst / Oldenburg Land) sowie den Lektorinnen Heike Bödeker (Kirchengemeinde Hasbergen) und Traudl Holzenkämpfer (Kirchengemeinde St. Marien).
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahmen die Kantorei Hasbergen unter Leitung von Sabine Wottke-Pries und der Bläserkreis Hasbergen unter Leitung von Reinhard Nehmiz.
Im Anschluss an den Gottesdienst war zur Begegnung auf der Empore der St.-Laurentius-Kirche in Hasbergen eingeladen, um bei Getränken und Knabbereien ins Gespräch miteinander und mit den Gästen aus den Kirchenleitungen zu kommen.
Die Tradition der Eröffnung des neuen Kirchenjahres im Oldenburger Land in ökumenischer Verbundenheit wurde vor sechs Jahren in der Vareler Schlosskirche begründet, um ein Zeichen für das ökumenische Miteinander der beiden Kirchen in der Nordwest-Region zu setzen. In den vergangenen Jahr fanden die gemeinsamen Gottesdienste 2010 in der katholischen Pfarrkirche St. Gorgonius in Goldenstedt, 2011 in der evangelischen St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn, 2012 in der katholischen Kirche St. Johannes Baptist in Molbergen, 2013 in der evangelischen St.-Bartholomäus-Kirche in Golzwarden und 2014 in der katholischen Pfarrkirche St. Catharina in Dinklage statt.