Die Wände sind mit Goldfolie bespannt, auf der Terrasse spenden Eisschirmchen Schatten, auf dem Dach ist ein Sprungbrett montiert, unter dem der riesige Pool glitzert – „Wohnen im Schuhkarton“ war eines der Projekte, bei dem die Teilnehmenden der Interkulturellen Kinderakademie ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten. Unter dem Titel „Mein (T)Raum fürs Leben: Schloss oder Hütte?“ setzten sie sich am letzten Augustwochenende auf dem Gelände des Ev. Bildungshauses Rastede mit den vielfältigen Möglichkeiten des Wohnens auseinander.
Zum dritten Mal hatten das Bildungshaus, die Ev. Akademie in Oldenburg, das Landesjugendpfarramt der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und das Yezidische Forum zur Interkulturellen Kinderakademie eingeladen. Fast 30 Kinder ließen sich mit Begeisterung auf das Gedankenspiel ein, und auch die Erwachsenen hatten sichtlich Spaß. Auf dem weitläufigen Gelände in Rastede entstanden Baumhütten aus Zweigen und Laub, wurde mit Lehm und Ziegeln gemauert, mit Holz gebaut, an gemütlichen Dekorationen gearbeitet. Zum Abschluss am Sonntag gab es die hochoffizielle „Bauabnahme“, ganz traditionell wurden die neuen Hausbewohner mit Brot und Salz begrüßt. Zeitgleich entstand in der Malerwerkstatt ein Wohnzimmer-Bilderbuch, in das die jungen Künstlerinnen und Künstler ihre Ideen von einem perfekten Zuhause einfließen lassen konnten.
Bei all der praktischen Arbeit kam auch die Theorie nicht zu kurz: „Zu Beginn haben wir über Wohnformen gesprochen, auch über für uns eher ungewöhnliche wie das Iglu oder das Hausboot, und geografisch zugeordnet, wie die Menschen in welchen Regionen wohnen“, erzählt Uwe Fischer, Studienleiter Kirche und Kultur der Ev. Akademie. Gemeinsam mit der Theaterpädagogin Heike Scharf und der Künstlerin Meike Janßen, beide von der Ev. Heimvolkshochschule Rastede, Ilyas Yanc vom Yezidischen Forum und Sandra Bohlken vom Landesjugendpfarramt zeichnete er verantwortlich für die Kinderakademie. Wie der Titel versprach, ging es an diesem Wochenende nicht nur um Hütten, sondern auch um Schlösser. Da durfte ein Ausflug ins nahe Palais in Rastede nicht fehlen, wo sich die Kinder von großzügigen Grundrissen, hohen Decken und vielen Detailarbeiten inspirieren lassen konnten.
Vor drei Jahren hatten die Organisatoren das Konzept der seit vielen Jahren bestehenden Kinderakademie verändert und den Fokus auf das Miteinander der Kulturen gelegt. „Dieses neue Konzept hat sich bewährt“, zieht Uwe Fischer Bilanz. „Hier arbeiten christliche und muslimische Familien zusammen, und auch Sprachprobleme rücken bei den gemeinsamen Projekten in den Hintergrund. Natürlich sind auch die Religionen zwischendurch immer mal wieder Thema.“ Ganz ausdrücklich werden auch jene Familien ermutigt, an der Interkulturellen Kinderakademie teilzunehmen, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind. Den Kindern und ihren Eltern scheint dieses Konzept zu gefallen: „Wir haben einige Familien, die schon zum wiederholten Mal dabei sind.“