Dreckige Hände gehören in diesem Jahr im Kirchenzelt auf der Landwirtschaftsmesse Landtage Nord dazu. Denn dem Boden widmet die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg ihre besondere Aufmerksamkeit. Und wer in den Fühlkästen direkt neben dem Eingang den Unterschied zwischen schwerem Sandboden, fruchtbarem Marschland und jahrtausendealtem Moor erfühlt hat, wird mit schwarzen Händen belohnt. Das stört aber weder die kleinen noch die großen Besucher. Und die meisten erraten die verschiedenen Bodenarten auch richtig. „Nur mit dem Marschboden tun sich einige schwer“, berichtet Pfarrer Udo Dreyer.
„Dass wir uns zu einem Thema thematisch äußern, wird sehr gut angenommen“, freut sich Pfarrer Dietrich Jaedicke und ergänzt: „Viele haben noch gar nicht darüber nachgedacht, was ist eigentlich der Boden.“ Wissenswertes dazu erfahren die Besucher des Kirchenzeltes in einem durchaus anspruchsvollen Quiz. „Dass der Boden nur das Erdreich bis maximal fünf Meter Tiefe ist, hätte ich nicht gewusst“, gibt einer der Besucher zu. Auch die Tatsache, dass 60 Billionen Lebewesen in einem Quadratmeter Boden mit einer Tiefe von 30 Zentimetern anzutreffen sind, erregt Staunen.
Die oldenburgische Kirche und ihre Kirchenkreise Delmenhorst/Oldenburg Land und Wesermarsch präsentieren sich bereits zum fünften Mal auf der Landwirtschafts- und Freizeitmesse. Neben dem jährlich wechselnden Schwerpunktthema gibt es wieder bewährte Angebote, wie das Ziehen von Segenssprüchen aus einem kleinen Glockenturm. Auch der 8-jährige Erik nutzt diese Gelegenheit an seinem Geburtstag. Für ihn ist es der erste Besuch bei der Landwirtschaftsmesse. Andere Besucher kommen jedes Jahr wieder und holen sich gerne immer wieder einen neuen Segensspruch. „Das ist eine tolle Gelegenheit mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, freut sich Günter Budde. Er ist jedes Jahr als freiwilliger Helfer im Kirchenzelt aktiv. „In diesem Jahr aber nur an drei von vier Tagen“, scherzt er. Während die Nächsten einen Segensspruch ziehen, geht Erik mit seinen Eltern ins Kirchenzelt. Interessiert betrachtet er das Barometer zum Thema „Was tut dem Boden gut“. Die meisten Besucher haben sich bisher für die Antwortmöglichkeit „Bewusster konsumieren“ entschieden. Auch Erik nimmt einen Ball und stimmt ab.
Neu mit dabei sind beim Auftritt der Kirche in diesem Jahr die Gemeinnützigen Werkstätten für Behinderte aus Oldenburg, die ihre Produkte präsentieren. „Wir sind ja nicht nur in Oldenburg aktiv, sondern auch hier im Landkreis und wollten diese Chance nutzen, unsere Werkstätten und unsere Angebote vorzustellen“, sagt Wolfgang Breer von den Gemeinnützigen Werkstätten. „Ob Nistkästen, Feuerkörbe und Landmaschinenteile für die Amazonewerke, die Palette der Produkte ist groß. Wir haben aber auch die Tüten mit Krokuszwiebeln, die von der oldenburgischen Kirche hier verteilt werden, gepackt“, berichtet Breer. Diese Tüten sind ein erster Gruß, der von den Besuchern im Vorbeigehen gerne mitgenommen wird. Bei vielen ist aber auch genau dieser Gruß der Einstieg in ein interessantes Gespräch.
Aber nicht nur im Kirchenzelt ist die oldenburgische Kirche während der Landwirtschaftsmesse zu erleben. Auch in diesem Jahr fand am Sonntag ein Landtage-Gottesdienst statt, den Pastor Udo Dreyer von der örtlichen Kirchengemeinde mit einem Team aus der Gemeinde hielt. Das Thema in diesem Jahr: „Dankbarkeit“. Am Beispiel des verlorenen Sohnes erläuterte Dreyer in seiner Predigt, wie die „Lebenshaltung der Dankbarkeit für jeden und jede von uns zu einer Kraftquelle werden“ kann. Sie sei eine Gabe, die Gott uns schenken will. „Wir müssen nur offen dafür sein und genauer hingucken, wofür wir dankbar sein können. Ich bin sicher – da können wir vieles entdecken und wir werden spüren: Dankbarkeit tut gut“, betonte Dreyer.
Kerstin Kempermann
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