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Bischof Janssen erinnerte an die Verfolgung der mennonitischen Christen und Christinnen im 16. Jahrhundert und betonte, dass sich die lutherischen und mennonitischen Kirchen seit dem deutschen Verständigungsgespräch der 1990er Jahre neu begegneten.

 

Das Miteinander habe sich nochmals verändert, seit die Delegierten der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) mennonitische Christen und Christinnen für die Verfolgungen der Reformationszeit am 22. Juli dieses Jahres in Stuttgart um Vergebung gebeten hätten. Diese Bitte um Vergebung und der Zuspruch der Vergebung durch den Präsidenten des Mennonitischen Weltkongresses, Bischof Danisa Ndlovu aus Simbabwe, im Namen von weltweit rund einer Million Mennoniten habe ihn sehr bewegt, so Janssen.

 

Auch wenn die Lehrverurteilungen und Verfolgungen schon Jahrhunderte zurücklägen, sei es ein wichtiger symbolischer Schritt, eigene Verfehlungen anzuerkennen und die Nachfahren der Betroffenen um Verzeihung zu bitten, so Janssen, der mit drei weiteren Oldenburger Delegierten an der LWB-Vollversammlung in Stuttgart teilgenommen hatte, im Vorfeld des gemeinsamen Gottesdienstes.

 

In einem einstimmig gefassten Schuldbekenntnis gegenüber den Anabaptisten hatte die weltweite Gemeinschaft von rund 70 Millionen Lutheranern und Lutheranerinnen im Juli ihr „tiefes Bedauern und Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische Obrigkeiten“ zum Ausdruck gebracht. Die Anabaptisten werden von den heutigen Mennoniten als ihre geistlichen Vorfahren angesehen.

 

Pfarrer Jan Lüken Schmid von der Mennonitengemeinde betonte, dass die Bitte um Vergebung die mennonitischen Christen sehr berührt habe. Dass eine Kirche mit ihren Menschen einen Augenblick innehalte, um die Vergangenheit noch einmal in den Blick zu nehmen – auch wenn das alles Jahrhunderte zurückliege – und mit einer Geste um Vergebung bitte, habe die Mennoniten sehr gefreut. Es reiche aber nicht, wenn nur einer um Vergebung bitte, auch bei dem anderen Partner müsse sich etwas ändern.

 

Auch Pfarrer Schmid verwies auf den Dialog lutherischer und mennonitischer Kirchen, der in Deutschland zur Abendmahlsgemeinschaft geführt habe. Längst seien Lutheraner und Mennoniten versöhnte Menschen und Kirchen und miteinander im „guten ökumenischen Gespräch“. Dies solle auch so bleiben, so Schmid.

 

Es sei seine Hoffnung für das konfessionelles Miteinander, so Bischof Jan Janssen, dass Gott so frei sei, „seinen Geist treiben, flattern, schwirren zu lassen unter den Leuten, mitten unter Menschen jeder Herkunft, aller Farben und Sprachen, weil er sie alle liebt. Weil Gott in ihnen, weil Gott in euch allen seine Kinder sieht.“

 

Im Gottesdienst lag auch ein „Märtyrerspiegel“ aus dem Jahr 1685 aus, der der mennonitischen Gemeinde in Emden gehört. Der wuchtige Band enthält Schilderungen von Schicksalen der sogenannten Täufer aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nicht selten auf dem Scheiterhaufen endeten oder mit dem Abhacken von Händen. In mennonitischen Familien ist der „Märtyrerspiegel“ laut Schmid ein sehr verbreitetes Buch über die Verfolgungen in der Reformationszeit.

 

Seit Jahrzehnten sind die Oldenburger Mennoniten im Jochen-Klepper-Haus zu Gast. Alle Gottesdienste und größeren Veranstaltungen finden dort oder in der Dreifaltigkeitskirche statt. „Es gibt lange schon eine gute Nachbarschaft zwischen beiden Gemeinden“, so Pfarrer Lüken, dessen Gemeinde zum gesamtdeutschen Verband „Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden“ (ca. 6000 Gemeindeglieder in 57 Gemeinden) gehört, der auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e. V. (ACK) ist.

 

Den Wortlaut der Predigt finden Sie hier.

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen überreicht Pfarrer Jan Lüken Schmid von der Mennonitengemeinde das Liederheft der LWB-Vollversammlung in Stuttgart. Das erste Lied ist von dem niederländisch-friesischen Theologen Menno Simons (um 1496-1561), an den die Mennoniten mit ihrem Namen erinnern.
Bischof Jan Janssen predigt am Sonntag, 5. September, im gemeinsamen Gottesdienst mit der Mennonitengemeinde Oldenburg im Jochen-Klepper-Haus, dem Gemeindehaus der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Osternburg.
Pfarrer Jan Lüken Schmid von der Mennonitengemeinde betont, dass die Bitte um Vergebung die mennonitischen Christen sehr berührt habe.
Der „Märtyrerspiegel“ aus dem Jahr 1685 enthält Schilderungen von Schicksalen der sogenannten Täufer aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nicht selten auf dem Scheiterhaufen endeten oder mit dem Abhacken von Händen. In mennonitischen Familien ist der „Märtyrerspiegel“ ein sehr verbreitetes Buch über die Verfolgungen in der Reformationszeit.