Den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe des Kirchenkreises Oldenburger Münsterland zum Reformationsjubiläum bildete eine Diskussion unter Leitung von Pfarrer Oliver Dürr über das Profil und die Rolle des evangelischen Glaubens zwischen Damme und Sedelsberg im ev. Gemeindehausin Damme. Diskutanten waren Frau Dr. Gabriele Lachner in ihrer Eigenschaft als Ökumenebeauftragte des Bischöflich Münsterschen Offizialates, Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg sowie Norbert Bockstette, stellvertretender Bürgermeister von Lohne, der als evangelischer Christ von seinen Erfahrungen in der Diaspora berichtete.
So fragte denn auch Pfarrer Dürr Norbert Bockstette nach seinen konfessionellen Erfahrungen, die dieser bei seiner Ankunft 1970 in Lohne gemacht habe. Da er als Soldat nach Lohne gekommen sei, fokussierte sich die Aufmerksamkeit seiner Umgebung zunächst auf seine Diensttätigkeit. Erst später sollte seine Konfession eine Rolle spielen, nämlich als er nicht Vorsitzender des Elternbeirates im katholischen Kindergarten werden konnte sowie bei der Einschulung seiner Kinder in die Grundschule: Die direkt in der Nähe liegende Schule konnten diese nur mit einer Ausnahmegenehmigung besuchen. Insgesamt sah sich Norbert Bockstette aber ohne konfessionelle Probleme gut in seinem nachbarschaftlichen Umfeld aufgenommen.
Ähnlich sah Gabriele Lachner von katholischer Seite ihre Ankunft im Oldenburger Münsterland. Sie konstatierte zwar einen Unterschied zwischen dem katholischen Leben in ihrer Heimat, der Großstadt München und dem ländlich strukturierten Raum um Vechta herum, wo sich katholisches Milieu eher in Vereinen wie Kolping abspiele, fühlte sich aber auch aufgenommen in diesem ihr bis zu ihrem Zuzug unbekannten Landstrich. Eine ähnliche Erfahrung machte auch Oberkirchenrat Mucks-Büker der aus der unierten Kirche Westfalens ins lutherische Oldenburg gekommen war. Mit Blick auf die Zukunft waren sich alle Diskutanten auch mit dem fragestellenden Publikum einig, dass die immer stärker werdende Pluralität unserer Gesellschaft ein engeres Zusammenstehen der beiden großen Volkskirchen in der Ökumene unabdingbar sei. Auch wenn die kirchenleitenden Organe hier zuweilen zurückhaltender agieren würden wie die kirchliche Basis, seien die Möglichkeiten in den Gemeinden unendlich groß, Ökumene zu leben, aber zum Teil noch nicht realisiert: So böten sich gerade jetzt in der Flüchtlingsarbeit Schnittstellen an, aber warum sollte es nicht auch gemeinsame Seniorenkreise oder einen ökumenischen Krankenhausbesuchsdienst geben.
Alle waren sich aber einig, dass Ökumene nicht ein Konstrukt verordneter Rituale sein könne, sondern eine Sache der inneren Begeisterung: Dann müsse uns vor der Zukunft der Volkskirchen deutschlandweit und auch im Oldenburger Münsterland nicht bange sein
Carsten Homann