Was erwarten Sie von Ihrer Kirchengemeinde? Eine zentrale Frage und im Zusammenhang mit dem Titel des Forums Die Ortsgemeinde im Jahr 2030 Kirche der Zukunft oder Auslaufmodell?" durchaus eine Frage mit Brisanz.
Knapp 200 Besucherinnen und Besucher des Zukunftskongresses in der Weser-Ems Halle hatten sich für das Forum unter diesem Thema entschieden. Nach dem Referat von Dr. Klaus Neumeier, Pfarrer in Bad Vilbel, diskutierten die Teilnehmenden über Wegweiser für die Zukunft der Evangelisch-Lutherischen Kirche Oldenburg auf dem Weg ins Jahr 2030. Diese soll die oldenburgische Synode zur Grundlage anstehender Richtungsentscheidungen machen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Meike von Fintel, Pfarrerin in Sande-Cäciliengroden.
Auf das Thema eingestimmt wurde mit der obigen Frage. In kurzen Filmausschnitten kamen Menschen mit ihren Wünschen zu Wort, wie zum Beispiel: Kirche ist für mich wie eine Familie, ein Ort an dem ich mich wohlfühlen kann und der Generationen im gemeinsamen Tun zusammenfügt. Ganz deutlich aber wurde auch formuliert: Ich möchte einen Pastor in der Gemeinde behalten, mit dem ich alt werden kann."
Klaus Neumeier aus Hessen lud die Forumsteilnehmenden zum Träumen ein: Gott schenkt uns das Ideal lebendiger geistlicher Gemeinschaft, als Traum für unsere Ortsgemeinden. Aber dieser Traum ist das eine, die nüchterne Realität das andere. Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Er nannte die Skepsis gegenüber großen Einrichtungen, auch der Kirche, den Mitgliederschwund oder den Rückgang an Gottesdienstbesuchern und natürlich auch an Kirchensteuereinnahmen, betonte aber zugleich: Wir klagen weltweit auf einem sehr hohen Niveau und dennoch stehen wir unter enormem Reformdruck.
Das alles könne einem schon die Lust nehmen, er erlebe Haderer, die möchten, dass Gemeinde bleibt wie sie ist und meinen: Die Ortsgemeinde ist nur in der Form meiner Jugend heilig."
Er aber wolle Lust machen auf die Gemeinde und die Herausforderungen: Wenn wir die Kirche im Volk leben wollen, können wir nicht so weitermachen wie bisher." Dazu seien Konzepte nötig, die Inhalten und Grundhaltungen Werte geben. Es gehe nicht darum, viele Angebote vorzuhalten, sondern vielmehr darum, miteinander zu reden. Es sollten viele Menschen beteiligt werden, denen man dann aber auch mit gelebter Wertschätzung begegnen müsse.
Für ihn stehe dabei Teamarbeit auf Augenhöhe im Fokus: Das wäre ein riesengroßer Schritt, um auch in Zukunft eine zeitgemäße Gemeindearbeit gestalten zu können. Es kann sein, dass man 2030 mit sechs bis acht Pfarrerstellen auskommen muss, wo es heute noch zehn sind. Das lokale Netz kann durch ein funktionierendes Netz, bei dem mehrere Gemeinden zusammen arbeiten, ergänzt werden." Dennoch stand auch für ihn nicht in Frage, dass Kirche nah bei den Menschen bleiben müsse.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer hatten anschließend die Möglichkeit, zu verschiedenen Themenbereichen ihre Wegweiser für die Kirche der Zukunft zu formulieren. Große Zustimmung erhielt dabei die Aussage: Nur durch die Beteiligung vieler Menschen mit ihren Gaben ist der Organismus der wohnortnahen Gemeinde lebensfähig (1. Kor. 12). Eine lebendige Kirche in der Nähe der Menschen wird durch funktionale Teams von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen auf Augenhöhe getragen. Das klassische gemeindezentrierte Gemeindebild ist zu überwinden."
800 Delegierte und 300 Mitwirkende nehmen am Zukunftskongress der oldenburgischen Kirche am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle teil. Unter dem Motto ein Land, das ich dir zeigen will (1. Mose 12,1) beraten sie über den Weg der Kirche in das Jahr 2030 beraten. Alle 117 Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche haben eine Delegation entsandt. Offiziell endet der Zukunftskongress am Sonntag, 8. Juli, mit dezentralen Gottesdiensten in allen Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche.
Interessierte können den Kongress unter www.zukunft-oldenburg.de verfolgen. Hier finden Sie aktuelle Berichte, Interviews und Videoclips.