Das hatte sich Kreispfarrer Michael Braun auch nicht träumen lassen, dass die Einladung für eine Diskussion mit Politikerinnen und Politikern der im Landtag vertretenen Parteien in den Wahlkampf für die Landtagswahl fallen würde, als er vor Monaten die Termine absprach.
Doch von Landtagswahlkampf war im Gemeindehaus in Lohne nicht viel zu spüren, als sich die Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Siemer (CDU), Renate Geuter (SPD) und Hans-Joachim Janßen von den Grünen sowie der Kreistagsabgeordnete Heiko Bertelt von der FDP den Fragen des Pfarrkonvents aus dem Oldenburger Münsterland stellten. Zu den Fragen über das Verhältnis von Kirche und Politik herrschte große Einstimmigkeit. Alle vier lobten das hohe gesellschaftliche Engagement besonders in der Flüchtlingskrise, aber auch im gesamten diakonischen Bereich. Sie würdigten auch das Engagement der Kirchen bei den Kindertagesstätten und im Bereich der Seniorenarbeit. Stephan Siemer erwähnte hier besonders die hervorragende Arbeit der kreisdiakonischen Beratungsstellen, von deren Arbeit er sich selbst vor Ort ein Bild machen konnte.
Die Politikerinnen und Politiker sahen aber auch die Probleme der Kirchen in einer immer stärker werdenden Pluralität unserer Gesellschaft. So ist für Hans-Joachim Janßen der traditionelle Automatismus Taufe Konfirmation kirchliche Heirat heute nicht mehr gegeben. Die Bindungskraft lasse nach. Nichtsdestotrotz wurde von allen das christliche Fundament betont, auf dem das bundesdeutsche Staatswesen aufgebaut sei.
So sind für Renate Geuter auch die regelmäßigen Kontakte zur Kirche selbstverständlich: Man treffe sich im kleinen wie im großen Rahmen, so zum Beispiel auf den parlamentarischen Empfängen in Kloster Loccum.
Für Heiko Bertelt ist auch die Kirchensteuer wichtiges Element für die Gestaltung der gesellschaftlichen Verpflichtungen und nicht verhandelbar.
Kritik kam aus den Reihen der Pfarrerschaft an dem oft rüden Umgangston der politischen Lager untereinander. Auch wurde am Beispiel der Dieselaffäre hinterfragt, ob nicht vieles dem politischen Taktieren geschuldet sei denn der Wahrheitsfindung. Dieses führe eher zu Politikverdrossenheit und nicht so sehr zu Lust auf Demokratie, so die einhellige Meinung.
Die drei Landtagsabgeordneten sahen diese Problemanzeige auch, verwiesen hier jedoch auch auf die Medien, deren Interesse an dem pointierten Statement eines Politikers größer sei als an einer ausgewogenen, aber vielleicht eher langweiligen politischen Korrektheit. Hier entstehe ein großer Druck auf die handelnden Personen.
Auf die Abschlussfrage von Kreispfarrer Braun nach den Wünschen an die Kirche forderten alle vier die Kirchen auf, in ihrem sozialen Engagement nicht nachzulassen, aber auch mit Kritik an der Politik zu üben, wenn es nötig sei.
Ein Beitrag von Carsten Homann.