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„Lebendig, ausgesprochen informativ und inspirierend“ fanden Besuchende sowie das Organisationsteam das zweite Ammerländer Gespräch zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Im Evangelischen Gemeindehaus in Rastede wurde lange nach Veranstaltungsende immer noch diskutiert. Mit ihrem Vortrag und Fachwissen überzeugte Dr. Ruth Gütter, Oberkirchenrätin und Referentin für Nachhaltigkeit bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
  
„Sie sind genau die Richtige für dieses Thema“, begrüßte Lars Dede, Kreispfarrer im Kirchenkreis, die Referentin und eröffnete damit den Abend mit Vortrag und Gedankenaustausch zu den „nachhaltigen Entwicklungszielen“ (engl. „Sustainable Development Goals - SDGs“). Die Umsetzung der 17 Ziele mit ihren 169 Unterpunkten sei ein Auftrag an alle. „Es geht in dieser Reihe um uns und darum, was wir bewegen und erreichen können“, erklärte Pfarrer Dede.
  
Das Evangelische Bildungswerk Ammerland ist zur Umsetzung des Vorhabens eine Kooperation mit Engagement Global und deren Außenstelle in Hamburg eingegangen. Engagement Global arbeitet im Auftrag der Bundesregierung und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. Mit dem Ministerium teilt Engagement Global das Ziel, mehr Bürgerinnen und Bürger für entwicklungspolitisches Engagement zu gewinnen. Dagmar Maur, Leiterin der Abteilung Außenstellen bei Engagement Global, war aus Bonn nach Rastede gekommen und stellte in ihrem Grußwort die Kooperation vor. „Uns geht es darum, mit den SDGs auch Menschen im ländlichen Raum zu erreichen. Wir freuen uns über diese Kooperation.“
  
Agenda 2030 ist eine Herausforderung für unsere Kirchen
Die Referentin Dr. Ruth Gütter war beeindruckt, „was Sie hier im Ammerland auf die Beine stellen.“ Sie finde das Format gut und werde die Anwendung in anderen Kirchenkreisen anregen. „Die Agenda 2030 ist auch eine Herausforderung für uns als Kirche“, sagte Gütter. „Warum? Weil unsere Grenzen erreicht sind! Wenn alle Menschen so leben wie wir, braucht es zwei bis drei Erden.“ Nachhaltigkeit sei für Kirche kein neues Thema. Schon 1975 forderte der Ökumenische Rat der Kirchen auf seiner Vollversammlung in Nairobi eine „verantwortliche und nachhaltige Gesellschaft “ und setzte damit erstmals die Nachhaltigkeit auf die internationale Agenda.

  

„Es besteht in unserer Gesellschaft durchaus Handlungsbedarf – es geht darum, Grundlagen zu schaffen.“ Die „Agenda 2030“ sei eine ehrgeizige und umfassende Aufgabe. „Die kirchliche Forderung an die Bundesregierung ist, diese Ziele vollständig umzusetzen und nicht nur einzelne Themen herauszugreifen.“
  
Dr. Ruth Gütter stellte in ihrem Vortrag vier Ziele vor, die besonders relevant für Kirche seien: Das Ziel 2 „Hunger beenden, Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft fördern“, das Ziel 5 „Geschlechtergleichstellung erreichen, alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“, weiterhin das Ziel 10 „Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern“ und das Ziel 12 „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“.
  
Starkes Interesse der Besuchenden
An der nachfolgenden Diskussionsrunde beteiligten sich viele der Besuchenden sehr intensiv. Es ging dabei auch um die Frage nach dem Wachstum in Deutschland und anderen Ländern. Kritisch wurde angemerkt, dass Fair Trade seit den 1970er Jahren bestehe und von kirchlichen Einrichtungen viel mehr genutzt werden sollte. Dr. Gütter ging auf alle Wortmeldungen ausführlich ein. Häufig stimmte sie der Kritik zu.
  
„Wir müssen Anstrengungen verstärken und in den Dialog gehen, als Kirche stärker unsere Potentiale nutzen. Das bedeutet Überzeugungsarbeit.“ Das gelte auch bei der Frage, wie Kirche ökologische Landwirtschaft unterstütze. Allerdings, so räumte sie ein, gebe es in der Kirche in dieser Frage eben auch sehr unterschiedliche Positionen.

    
„Alle Anstrengungen im Privaten reichen nicht“, ist die Fachreferentin für Fragen der Nachhaltigkeit überzeugt. „Politik muss den Rahmen durch Gesetze schaffen. Das gilt auch für Kirche. Die Kluft zwischen Erkenntnis und Handeln ist nach wie vor groß. Aber diese Kluft ist der Stachel, der uns antreiben muss, mehr zu tun. Der Glaube an einen gnädigen Gott helfe, zu den eigenen Fehlern zu stehen und immer wieder von vorn zu beginnen.“ Gesetze würden in Synoden auf den Weg gebracht, dort müssten die Synodalen überzeugt werden.
  
Ideenschmiede zur Umsetzung
Barthel Pester begleitet gemeinsam mit Helena Inkermann die vier Vortragsveranstaltungen sowie vier sich anschließende Ideenschmieden. Eine Steilvorlage war für Pester die letzte Frage aus dem Publikum, wer denn aus dieser Runde des Abends an Umsetzungen zu den vier vorgestellten Zielen weiterarbeiten würde. Diese Möglichkeit bestehe bereits am Montag, 3. September. Dann findet um 19 Uhr – wieder im Gemeindehaus am Rasteder Denkmalsplatz – die Ideenschmiede zu den vier SDGs statt. „Ideen sammeln im offenen Prozess - was können wir tun – darüber werden wir dann beraten“, erklärte Barthel Pester.
  
Nach den Treffen in den vier Ideenschmieden sollen zwei Arbeitsgruppen im Kirchenkreis Ammerland starten. Es wird eingeladen, in diesen Arbeitsgruppen das eine oder das andere Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen gemeinsam zu diskutieren und praktisch im Kirchenkreis Ammerland umzusetzen.
  
Nachhaltig
„Solch eine lebendige Veranstaltung habe ich selten erlebt“. Dagmar Maur von Engagement Global war begeistert. Auch Peter Tobiassen vom Evangelischen Bildungswerkes Ammerland war mit dem Abend ausgesprochen zufrieden. Für ihn ist es wichtig, bei Beschlüssen „von oben, wie hier von den Vereinten Nationen“ die Themen in den Kirchenkreis zu holen und in Arbeitsgruppen etwas dazu umzusetzen. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung seien dabei ja ein bisschen die weltliche Ausformulierung der kirchlichen Themen „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Kreispfarrer Lars Dede beendete den Abend mit einem Segen. „Ich bin dankbar, dass sich so viele Menschen mit Ideen und Fragen eingebracht haben. Ich hoffe, dass jetzt konkrete Projekte daraus erwachsen.“


Ein Beitrag von Bärbel Romey.


Drei weitere Veranstaltungen in der Reihe sind geplant:
- am Dienstag, 4. September, 19 Uhr, im Ev. Gemeindehaus, Mittellinie 83, 26188 Petersfehn, 3. Auftaktveranstaltung mit Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für nachhaltige Entwicklung, zu den Zielen 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) und deren Bedeutung für das Ammerland.

 

- am Donnerstag, 13. September, 19 Uhr, 3. Ideenschmiede SDGs im Ammerland.

 

- am Donnerstag, 20. September, 16 Uhr, im Martin-Luther-Haus, Kirchenallee 3, 26676 Elisabethfehn, 4. Auftaktveranstaltung mit Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu den Zielen 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), 14 (Leben unter Wasser) und 15 (Leben an Land) und deren Bedeutung für die Region.

Anmeldungen bitte unter
www.eeb-niedersachsen.de/Veranstaltung/820180523 bzw. www.eeb-niedersachsen.de/Veranstaltung/820180528
oder unter Telefon: 04488/77151

Die Projektbeteiligten (v.l.): Lars Dede (Kreispfarrer Ammerland), Dr. Ruth Gütter (Oberkirchenrätin und Referentin für Nachhaltigkeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)), Dagmar Maur (Leiterin der Abteilung Außenstellen bei Engagement Global) und Peter Tobiassen (Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes Ammerland).
Kreispfarrer Lars Dede begrüßt zahlreiche Gäste im Ev. Gemeindehaus in Rastede.
Dagmar Maur von Engagement Global, Bonn.
Barthel Pester interviewt Dr. Ruth Gütter, Referentin für Nachhaltigkeit bei der EKD.
Zahlreiche Menschen waren der Einladung ins Gemeindehaus gefolgt.
Helena Inkermann stellte die Ergebnisse der ersten Ideenschmiede vor, die im Juni in Westerstede stattfand. Fotos: Engagement Global/ Bärbel Romey
Plakat und Einladung für die nächste Veranstaltung mit Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für nachhaltige Entwicklung, in Petersfehn.