Hannover (epd). Die Landesarmutskonferenz in Niedersachsen hat verstärkte und kreative Impfkampagnen in sozialen Brennpunkten gefordert. «Wenn wir nicht jetzt proaktiv tätig werden, besteht die Gefahr einer vierten Welle ab Herbst, mit allen negativen Konsequenzen vor allem für Arme», warnte am Sonntag Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze. Arme Menschen seien im Durchschnitt kränker, Infektionen verliefen schwerer und sie würden auch früher sterben. Dazu hätten sie Informations- und Bildungsdefizite und weniger Möglichkeiten, Erkrankungen auszukurieren.
Gerade in sozialen Brennpunkten sei bereits jetzt das Vertrauen in staatliches Handeln geringer ausgeprägt, ergänzte Gleitze. Die Landesarmutskonferenz fordere deshalb Impfkampagnen mit niedrigschwelligen Zugängen, einfacher Sprache, Comicelementen und Videoclips in sozialen Netzwerken. Gleitze schlug beispielsweise vor, Impfmobile auf Märkte zu schicken, begleitet von Musik und Theater aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Nebenbei könnten Bratwürste, Falafel und Döner angeboten werden.
«Dann kann das regelmäßige Erscheinen des Impfmobils zu einem kulturellen Event und Treffpunkt werden, was die Impfbereitschaft erhöht», führte Gleitze aus. Das Beispiel solle zeigen, dass es darauf ankomme, alles auszuprobieren und nichts auszuschließen, «und zwar jetzt, solange es die Inzidenzwerte noch zulassen. Nur so finden wir die besten Methoden, um die Pandemie solidarisch und sozial gerecht zu bewältigen.» Die 1995 gegründete Landesarmutskonferenz ist ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen mit dem Ziel einer nachhaltigen Armutsbekämpfung.