Im Nistkasten für Turmfalken im Turm der Oldenburger Lambertikirche gibt es in diesem Sommer erstmals Nachwuchs. Vier, eventuell fünf Jungtiere kuscheln sich entspannt aneinander und werden von ihren Eltern liebevoll versorgt. Bereits am vergangenen Sonntag verkündete Gemeindepfarrer Dr. Ralph Hennings stolz die Nachricht vom Nachwuchs im Sonntagsgottesdienst. Erst vor drei Jahren hatte der Oldenburger Arzt Dr. Johannes Bartner, Leiter des Oldenburger Turmfalkenprojekts, den Nistkasten im Turm installiert. Er freut sich, dass seine Nisthilfe nun angenommen wurde und nicht wie mancherorts von Tauben oder Dohlen zweckentfremdet wird.
Als am Mittwoch, 24. Juli, eine Gruppe Journalisten gemeinsam mit den Hausherren Bischof Thomas Adomeit und Pfarrer Dr. Ralph Hennings sowie Dr. Johannes Bartner den Turm bestiegen, ertönte von einem der kleineren Außentürme der Warnruf der Alttiere. Doch die jungen Turmfalken, die wohl erst in rund zwei Wochen für erste Ausflüge das Nest verlassen werden, ließen den Besuch der neugierigen Menschen und das Klicken der Foto-Kameras entspannt über sich ergehen. Ob die Tiere schon Namen hätten, war eine der Fragen. Doch daran war bisher noch nicht gedacht worden. Futter finden die Eltern und später die Jungtieren entweder im Schlossgarten oder auf den kaum 1.000 Meter entfernten Wiesen im Umland, so Bartner.
Das Turmfalkenprojekt des Naturschutzbundes (NABU) Oldenburg umfasst inzwischen mehr als 130 Nistkästen für Turmfalken in und um Oldenburg, von denen viele auch von Turmfalken angenommen und besetzt sind. Allein rund 75 Nistkästen für Turmfalken hat Dr. Johannes Bartner seit 2008 in evangelischen und katholischen Kirchtürmen im Oldenburger Land installiert. Er freue sich, so Bartner, dass die oldenburgische Kirche das Turmfalkenprojekt so positiv aufnehme und fördere. Aus seiner subjektiven Wahrnehmung habe dies zu einer Zunahme der Population der Turmfalken im Oldenburger Land geführt.
Für Bischof Thomas Adomeit ist das große Engagement der Kirchengemeinden auch ein Zeichen für das gemeinsame Interesse an der Bewahrung der Schöpfung sowie am Natur- und Umweltschutz. Hier gebe es eine große gemeinsame Schnittmenge, denn Kirchen mit ihren Gebäuden und Grundstücken seien auch ein wichtiger Lebensraum. Davon zeuge auch die Urkunde des NABU „Lebensraum Kirchturm“. Die große Bereitschaft, gemeinsam aktiv zu werden, belegten auch die gemeinsamen Projekte im Bereich der Friedhöfe, so Adomeit.
Für Pfarrer Dr. Ralph Hennings hat das Projekt auch einen praktischen Nutzen für die Oldenburger Lambertikirche. Wenn Turmfalken im Turm nisten, hält das auch Tauben und Dohlen von den Turmfenstern fern.
Der Oldenburger Internist Bartner ist seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich für die Installation der Nisthilfen zuständig. In seiner Freizeit hat er seit 2008 systematisch die Region nach möglichen Aufstellplätzen durchforstet. Hier kommen insbesondere hohe Gebäude wie Fabrikhallen und vor allem Kirchtürme in Betracht. Die von ihm verwendeten Nistkästen werden in den Heide-Werkstätten e.V., einer anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen in Soltau, gefertigt.