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Großer Aufmarsch in Hooksiel vor dem großen Zelt von „Kirche Unterwegs“. Wie an jedem Abend tröpfelt die große Runde an ehrenamtlichen jugendlichen Mitarbeitern nach und nach ein. Man stimmt sich kurz ab, dann werden die Instrumente geholt. Mit lautem Gesang geht es die Straße quer über den Campingplatz entlang, „Lalala – das Sandmännchen ist da“, heißt es immer wieder und das lockt die Kinder aus den Zeltgassen. Schließlich kehren die Jugendlichen mit mindestens 40 Kindern im Schlepptau zurück auf den großen Platz, auf dem die Veranstaltungen von „Kirche Unterwegs“ stattfinden.

Purer Luxus in Hooksiel: Hier bestehen die Gruppen der ehrenamtlich tätigen jungen Leute, die hier jeweils für rund zehn Tage leben und Angebote für alle Camper und deren Gäste machen, aus acht jungen Frauen und Männern. Auf allen anderen Campingplätzen im Kirchenkreis Friesland – Wilhelmshaven müssen meist drei oder vier Jugendliche die Arbeit stemmen. Und Arbeit ist es ganz bestimmt, auch wenn alles so locker und leicht aussieht, als wäre es gerade eben erst erdacht worden. Ist es meist auch, aber dazu wird jeweils die „Freizeit“ genutzt, die zum Beispiel zwischen der Kinderstunde am Vormittag oder am frühen Nachmittag liegt und der nächsten Veranstaltung. In Hooksiel gehört das „Sandmännchen“ am Abend unbedingt dazu, denn darauf warten die Kinder schon.

„Am Ende des Tages nochmal zusammenkommen, gemeinsam singen, sich zu den Liedern bewegen und eine Geschichte hören, das ist den Kindern ganz wichtig“, weiß Eike Dolberg. Der 30-Jährige, der sich sonst mit Marketing und Vertrieb beschäftigt und bei „Kirche Unterwegs“ einen Teil seines Urlaubs investiert, hat das Sagen in der Gruppe der ehrenamtliche Mitarbeitenden, die alle zwischen 15 und 18 Jahre alt sind.

 

Kindern am Abend noch einmal die Gelegenheit geben, sich richtig auszupowern aber auch in dieser Runde Geborgenheit zu vermitteln, per Lied die „Frohe Botschaft“ rüberbringen: „Jesus liebt alle alle Kinder“. Dabei werden natürlich auch alle Kinder einzeln gezählt und es folgt immer wieder der Refrain: „Jesus liebt alle alle Kinder“. Das ist ein richtiger Campingplatz-Hit, alle singen lauthals mit. Den Kindern wird hier das Gefühl vermittelt, wichtig zu sein und einzigartig – und sie haben dabei viel Spaß.

 

Etliche Erwachsene schauen beim „Sandmännchen“ übrigens auch herein. Es sind nicht nur die, deren Kinder noch so klein sind, dass sie eine Begleitung brauchen, offenbar macht den Eltern das Programm oft ebenso viel Freude.

Zum Abschluss des Abends gibt es noch ein Puppenstück ganz nach dem Geschmack der Kinder mit einer wunderschönen Prinzessin, die entführt wird, mit Kasperl, einem Drachen und anderen. Und natürlich wird am Ende alles gut. Guter Stoff, um schöne Träume anzuregen.

Wenn dann die Kinder im Wohnwagenbett liegen, gibt es für die Eltern noch Gelegenheit, an einer Andacht teilzunehmen. Rebecca Biedebach hat sie an dem Abend vorbereitet. Sie hat sich den Satz „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an“ aus dem Alten Testament vorgenommen und erzählt dazu eine Begebenheit aus ihrem eigenen Leben. „Ganze zwei Stunden hat das heute Nachmittag gedauert – aber ich wollte auch alle Gebete selber schreiben“, sagt die 18-Jährige.

 

In Hooksiel macht „Kirche Unterwegs“ nicht nur niederschwellige Angebote, immer wieder gibt es auch Andachten für Kinder und Erwachsene. Das sei aber nicht selbstverständlich, den ehrenamtliche Mitarbeitenden sei es freigestellt, solche Angebote zu machen, sagt Harald Hermann, der sich hauptamtlich um diesen Teil der Urlauberseelsorge kümmert. „Es ist nicht einfach, eine Andacht vorzubereiten und oft muss man dafür auch viel Privates einbringen. Deshalb überlassen wir die Entscheidung dafür oder dagegen den jungen Leuten.“ Die werden dafür aber nicht allein gelassen, auch hier gibt es spezielle Mitarbeiterschulungen.


Ein Beitrag von Annette Kellin.

Auch Erwachsene dürfen den Kindern über die Schulter schauen.
In so einer „Wagenburg“ kommen die jugendlichen Mitarbeitenden auf dem Campingplatz unter.
Rebecca Biedebach (vorne v. li.), Hannah Fehners, Grietje Wemken, Maja Lüttmann, Felix Soltwedel sowie Keno Lehners, Eike Dolberg und Sebastian Dörr (dahinter v. li.) boten auf dem Campingplatz in Hooksiel ein breit gefächertes Programm an.
Los geht die „Sandmännchen-Parade“, die Kinder werden zur Abendveranstaltung abgeholt.
Singen und sich dazu bewegen ist ein wichtiger Bestandteil des Abendprogramms für Kinder.
Gespannt folgen die Kinder dem Puppentheater.
Im Puppenspiel haben natürlich die Prinzessin, der König und der Prinz die Hauptrollen. Fotos: Annette Kellin