Mehr oder weniger harte Einschnitte erwartet Peter Krug mittelfristig für die Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg. Dies sagte der Bischof in seinem Bericht vor der 46. Synode, die am Donnerstag zu ihrer fünften Tagung zusammen kam. Mit Bezug auf den Titel des Endberichts der Perspektivgruppe Volkskirche bleiben, in dem Sparmaßnahmen bis 2010 in Höhe von 12, 5 Millionen Euro vorgeschlagen werden, wandte Krug sich gegen den dort entstehenden Eindruck, alles könne und solle beim Alten bleiben. Denn schon der Begriff Volkskirche müsse mit Blick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts differenzierter betrachtet werden. Bundesweit betrage der Anteil an der deutschen Bevölkerung inzwischen 65,7 Prozent. In der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg sinke die Gesamtmitgliederzahl von derzeit 473.000 jährlich um etwa 3.000 Männer, Frauen und Kinder. Unter diesen Voraussetzungen könnte und wolle die evangelische Christenheit Kirche im Volk und als solche auch Kirche für das Volk sein und werden, so der Bischof.
Bezüglich der anstehenden finanziellen Weichenstellungen bezog Krug klar Position: Wir dürfen keine Schulden für die laufende Arbeit machen, und wir können es auch nicht wollen, den nächsten Generationen die Arbeit durch Schuldenabbau zu erschweren. Deshalb müsse bezahlte Arbeit leider auch in der Kirche reduziert werden. Der Bischof ging dabei direkt auf die Sparmaßnahmen ein:Ich will deutlich sagen, dass ich der von der Perspektivgruppe vorgelegten finanziellen Zielprojektion zustimmen muss, weil ich keine tragfähige Alternative sehe. Dabei erwarte er jedoch noch Umschichtungen in der Feinabstimmung, sagte Krug vor der Aussprache über die Sparvorschläge der Perspektivgruppe am Donnerstag. Dabei komme es seiner Ansicht nach jedoch entscheidend darauf an, ob die Beschlüsse der Synode einigermaßen auswogen sind und nachvollziehbar vermittelt werden könnten, und zwar von allen Beteiligten in ihrer jeweiligen Leitungsverantwortung.
Trotz der Spardebatte müssten Verkündigung und Seelsorge Schwerpunkte pastoralen Dienstes bleiben, und zwar nicht nur im Krankenhaus oder Gefängnis, sondern in allen Bereichen kirchlicher und gemeindlicher Verantwortung. In seinem Bericht warnte Krug davor, im Bildungsbereich der Schule, der Jugendarbeit und der Gesellschaft insgesamt den Rückzug anzutreten und das Feld scheinbar wertneutralen Philosophien, Sekten oder anderen Religionen überlassen. Kirche werde gesellschaftlich an ihrem diakonisch-sozialen Engagement gemessen, so Krug in seinem Bericht weiter. Daher gehe es auch darum, bei veränderten Finanzierungsanteilen von Gemeinschaftsaufgaben die geistlich-geistige und diakonisch-soziale Verantwortung zusammenzuhalten. Jedoch seien die freiwilligen persönlichen Ressourcen begrenzt, und das nicht nur weil immer mehr Initiativen vom Spendenmarkt profitieren wollten.
Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg kritisierte in diesem Zusammenhang auch, dass Regierung und Opposition sich in den wichtigen Entscheidungen blockieren, die freie Marktwirtschaft wieder enger mit sozialer Verantwortung zu verbinden. Solange ohnehin schon sehr reiche Leute vor aller Öffentlichkeit immer reicher würden und möglicherweise der Spitzensteuersatz noch weiter gesenkt werde, sei es der großen Masse der Bevölkerung mit mittlerem oder kleinen Einkommen weder sachlich noch psychologisch zuzumuten, die notwendigen Einschnitte in unserem Sozialsystem klaglos hinzunehmen oder gar mit weitsichtiger Vernunft zu bejahen.