Pfarrer Bertram Althausen aus Potsdam ist am Freitagabend, 14. Juni, zum neuen Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg-Land gewählt worden. Die Kreissynodalen entschieden sich auf ihrer 2. Tagung im Alexanderstift in Wildeshausen mit 28 Stimmen für den 55-jährigen Theologen. Auf den zweiten Kandidaten, Superintendent Michael Kleemann aus Stendal (54), entfielen 23 Stimmen. Eine Synodale bzw. ein Synodaler enthielt sich der Stimme.
Die Berufung des neuen Kreispfarrers erfolgt durch den Gemeinsamen Kirchenausschuss der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg für eine Amtszeit von acht Jahren. Der Amtsantritt ist für den Herbst geplant. Pfarrer Bertram Althausen wird Nachfolger von Pfarrer Dietrich Jaedicke, der zum 31. Dezember 2012 sein Amt als Kreispfarrer des Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg-Land aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte. Seit März dieses Jahres führt die stellvertretende Vorsitzende des Kreiskirchenrates, Pfarrerin Christiane Geerken-Thomas aus Großenkneten, die Geschäfte des Kreispfarramtes.
Die Kreissynode bedankte sich bei beiden Kandidaten sehr herzlich mit lang anhaltendem Applaus. Der Vorsitzende der Kreissynode, Dr. Detlef Lauhöfer, beglückwünschte Pfarrer Bertram Althausen zu seiner neuen Aufgabe und wünschte ihm Gottes Segen. Lauhöfer betonte, dass das Wahlergebnis ein klarer Beleg sei, dass auch Superintendent Michael Kleemann ein sehr würdiger Kandidat gewesen sei.
Die Präsidentin der Synode der oldenburgischen Kirche, Sabine Blütchen, überbrachte ebenfalls herzliche Segenswünsche.
In seiner Vorstellung am Donnerstagabend hatte Pfarrer Bertram Althausen vier Bereiche benannt, denen er sich als Kreispfarrer besonders zuwenden wolle: Sprachlosigkeit in Glaubensfragen überwinden, Spiritualität neu entdecken, mit anders Gläubigen zusammenarbeiten sowie eine Beteiligungskirche werden. Im Zeichen des Wandels der evangelischen Kirche sei es wichtiger denn je, Glauben bewusst und selbstbewusst in die heutige Zeit zu kommunizieren, so Althausen. Dazu sei die Ortsgemeinde ein wesentlicher Bestandteil vor Ort, um mit Fantasie und Eigeninitiativen über die Kerngemeinde hinaus die Kirchendistanzierten anzusprechen.
Die oberflächliche Distanz vieler Menschen sei ein Trugschluss, so der Althausen, denn sie sehnten sich nach echten, authentischen Antworten auf ihre Lebensfragen. Hierzu könne die Kehrtwende im Protestantismus bezüglich der Spiritualität eine Hilfe sein: Förderung von Meditation, Fasten, Pilgern, Kirchen als die Orte, wo das Gebet zuhause ist. Durch eine profilierte Identifikation mit dem evangelischen Bekenntnis bräuchten die Menschen keine Angst vor anderen Religionen oder vor Esoterik zu haben.
Die Bedeutung der Ehrenamtlichen die Kreissynode besteht zu zwei Dritteln aus Ehrenamtlichen wurde von Althausen besonders hervorgehoben. Die Kirche könne durch die Laien nur gewinnen, dementsprechend sein eine Würdigung des Engagements von großer Bedeutung. Althausen plant als Kreispfarrer auch, das Zusammenwachsen des Kirchenkreises zu fördern und mutige wie auch experimentelle Schritte zu versuchen.
Pfarrer Bertram Althausen ist seit 2007 Leiter des Instituts für Bildung und Entwicklung (ibe) der Stephanus-Stiftung (Berlin) und der Hoffbauer-Stiftung (Potsdam). Von 2001 bis 2007 war er Superintendent des Kirchenkreises Potsdam sowie Gemeindepfarrer an der Friedenskirche Potsdam-Sanssouci (25 Prozent). Zuvor war Althausen Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (1992 2001) sowie Stadtjugendpfarrer in Brandenburg an der Havel (1987 1992) und Gemeindepfarrer in Rühstädt (1985 1987). Althausen war von 1992 bis 2007 Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Landessynode. Er hat eine Ausbildung zum Praxisberater sowie eine Coaching-Ausbildung (dvct-Zertifizierung) absolviert. Pfarrer Althausen ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Im März dieses Jahres hatte sich die Kreissynode des Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg Land konstituiert und ein Wahlkollegium für die Wahl zum Kreispfarramt eingesetzt. Dieses Kollegium hatte die Aufgabe, aus den eingegangenen Bewerbungen geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten für die Kreispfarramtsstelle auszuwählen. Neben Bischof Jan Janssen, Synodenpräsidentin Sabine Blütchen und dem Vorsitzenden der Kreissynode, Dr. Detlev Lauhöfer, gehörten dem achtköpfigen Wahlkollegium weitere Vertreterinnen und Vertreter der Kreissynode sowie ein Vertreter des Pfarrkonventes Delmenhorst / Oldenburg Land an. Die Benennung der beiden Kandidaten für die Wahl erfolgte einstimmig.
Bei der Wahl fand erstmalig das neue Gesetz zur Stärkung der mittleren Ebene seine Anwendung, das die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg im November 2012 beschlossen hatte. Darin sind die Wahl zum Kreispfarramt durch die Kreissynode und die Aufgaben und Befugnisse der Kreissynoden und die des Kreispfarramtes selbst neu geregelt. Künftig umfasst jedes Kreispfarramt eine volle Pfarrstelle, zu der die Übernahme von kirchengemeindlichen Aufgaben im Kirchenkreis mit einem Dienstumfang von 25 Prozent gehört.
Zum mitgliederstärksten Kirchenkreis der oldenburgischen Kirche gehören 95.882 Christinnen und Christen (Stand 12/2012) in 21 Kirchengemeinden von Delmenhorst im Nordosten bis Ahlhorn im Süden. Der Kirchenkreis wurde 2007 aus den beiden ehemaligen Kirchenkreisen Delmenhorst und Oldenburg Land gebildet, als die oldenburgische Kirche die Zahl ihrer Kirchenkreise auf sechs reduzierte.