Auf der Tagung der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven am letzten Samstag, 7. März, hat Kreispfarrer Christian Scheuer von ernüchternden Zahlen und einem starken Mitgliederrückgang im vergangenen Jahr berichtet. In einigen Gemeinden habe der sogar bis zu sechs Prozent innerhalb eines Jahres betragen, berichtete er den 61 Synodale, die unter anderem 31 Kirchengemeinden vertreten. Die Kreissynode tagte in der Kirchengemeinde Bant in Wilhelmshaven.
Im Vorfeld der Synode hatte der Kreispfarrer um die Berichte aus den Gemeinden unter dem Motto Pleiten, Pech und Pannen gebeten. Den Mitgliederrückgang empfinde er persönlich als größte Pleite im zurückliegenden Jahr, so Scheuer. Sprächen die Zahlen doch davon, dass es der Kirche nicht gelungen sei, die nötige Bindungskraft zu entwickeln oder zu halten. Den Rückgang allein dem demografischen Wandel oder der Folge der missglückten Hebung von Kirchensteuer auf die Kapitalertragssteuer anzulasten, halte er für zu kurz gegriffen, sagte der Kreispfarrer in seinem Bericht. Deshalb müsse es oberste Priorität haben, die Bindekraft der Kirche zu stärken. Um das zu erreichen benötigten Haupt- und Ehrenamtlich möglichst viel Freiraum.
Viel zu oft sähen sich Haupt- und Ehrenamtliche aber mit guten Ideen und hoher Motivation bürokratischen Hindernissen gegenüber. Das müsse anders werden, forderte der Kreispfarrer. Erst recht vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, der sich auch im Raum der Kirchen mehr und mehr bemerkbar mache. So sei es unter anderem fragwürdig, wenn sich hoffnungsvolle, hauptamtliche Kräfte nicht über einen längeren Zeitraum binden ließen.
Der Personalbereich benötige eine gesamtkirchliche Konzeption, um den Arbeitsplatz Kirche auf allen Ebenen attraktiv zu machen und zu halten, forderte Scheuer. Auch müsse überlegt werden, wie man aus dem Dilemma der vielen Befristungen sowie der Teilzeit- und der Kleinstbeschäftigungen heraus käme. Aber auch im Ehrenamt, zum Beispiel in den Gemeindekirchenräten werde es immer schwieriger, die Positionen zu besetzen.
Unterstützung forderte Scheuer auch im Baumanagement, hier würden Gemeinden häufig allein gelassen. Bitten um Gutachten oder Fragen des Denkmalschutzes seien in einigen Fällen seit mehr als einem Jahr ohne Beantwortung geblieben, bemängelte der Kreispfarrer. Und auch bei den Finanzen sei dringend eine Entlastung nötig.
In vielen Bereichen werde mittlerweile der Mangel verwaltet, kritisierte Pfarrer Scheuer. Gleichwohl gäben die Gemeinden nicht auf und blickten mit guten Ideen und Zuversicht in die Zukunft.
Beraten wurde in der Synode zudem über ein Konzept zur Jugendarbeit, das im Herbst verabschiedet werden soll.
Bischof Jan Janssen, der gerade von einer Tagung des Ökumenischen Rates der Kirchen im Nahen Osten in Beirut (Libanon) zurückgekehrt war, berichtete in einem Grußwort kurz über die dort gemachten bedrückenden Erfahrungen. Dort leben Menschen nun schon seit Ewigkeiten in schlimmen Zeiten. Ganze Generationen sind traumatisiert, Eltern und Kinder und Kinder und Eltern verlieren einander, so Janssen.
Auf die Frage, was gegen die Resignation helfe, habe er als Antwort Glaube und Vertrauen erhalten. Und diese Hoffnung gegen Flucht, Armut und Tod liegt auch auf uns als den Zeitgenossen, denen es gut geht. Es ist Hoffnung auf Wahrnehmung und Hilfe, auf Fürbitte und Fürsprache.
Diese Zeitgenossenschaft einer aktuellen Generation verschlage ihm die Sprache, so Bischof Janssen, wenn im sowieso schon labilen Libanon zu fünf Millionen Einwohnern weit über eine Million Flüchtlinge hinzudrängen und er dort gefragt werde: Meint ihr wirklich, 200.000 Menschen in Deutschland aufzunehmen, sei zuviel?
Zugleich mache ihm diese Begegnungen Hoffnung, wenn er höre, wie Menschen dort in einer Mischung aus Chaos, Verzweiflung und erstaunlicher Glaubenszuversicht leben, wie sie arbeiten und gezielt auch in Flüchtlingslagern auf Bildungsprojekte und Schulunterricht setzen, damit eine nächste Generation jetzt befähigt wird zum Überleben, angeleitet zum Dialog und beseelt von der Hoffnung.
Ein Beitrag von Annette Kellin.