Die als Videokonferenz stattgefundene Kreissynode des evangelischen Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land tat dem Engagement und der Diskussionsfreudigkeit der 58 Kreissynodalen keinen Abbruch. Noch nie waren wie diesmal 95 % aller Stimmberechtigten anwesend. Besonders an dem für Delmenhorst vorgesehenen verbundenen Pfarramt im Rahmen des Pfarrstellenverteilungskonzepts entzündete sich eine lebhafte und kontroverse Diskussion, für die der Vorsitzende Dr. Detlev Lauhöfer den Synodalen ausdrücklich dankte.
Ausgangspunkt ist die Vorgabe, dass in Delmenhorst und Stuhr zusammen bis zum Jahr 2030 3,25 Pfarrstellen eingespart werden müssen und im Landkreis Oldenburg ebenso viele. Dies könnte zur Folge haben, dass kleinere Gemeinden zukünftig ohne Pfarrstelle blieben. Um das zu vermeiden, hat die Kreissynode bei acht Gegenstimmen und vier Enthaltungen beschlossen, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenkreis ab jetzt in sechs Entwicklungsräumen enger zusammenarbeiten. In Delmenhorst und Stuhr bilden zehn Pfarrstellen zukünftig ein „verbundenes Pfarramt“. Nur dadurch könne in Zukunft sichergestellt werden, dass alle Gemeinden gleichmäßig pfarramtlich versorgt werden. Alle Kirchengemeinden und Kirchenräte blieben dabei erhalten, so Kreispfarrer Bertram Althausen. Umgesetzt werden soll das Pfarrstellenverteilungskonzept sukzessive bis zum Jahr 2030.
Pastor Thomas Meyer erklärte, dass Gemeindekirchenräte sich nun fragten, welche Auswirkungen das verbundene Pfarramt auf ihre Verantwortung habe. Der Synodale Hans-Jürgen Knuth brachte die Problematik auf den Punkt: Es sei „ein Problem zu verstehen, was ein verbundenes Pfarramt bedeutet.“ Dass man sich seitens des Kreiskirchenrates um eine gute Kommunikation in die Gemeindekirchenräte bemüht hatte, zeigten einige Voten, in denen zum Ausdruck kam, dass man sich gut informiert fühlte. Kritik kam aus kleinen Gemeinden, die in Zukunft ihre bisherige Pfarrstelle mit anderen Gemeinden teilen müssen.
In seinem Bericht stellte Kreispfarrer Bertram Althausen die kirchlichen Aktivitäten in der Corona-Zeit heraus: “Es wurden in unserem Kirchenkreis zahllose kreative und innovative Ideen umgesetzt, um trotz der gebotenen Sicherheitsmaßnahmen so gut es ging "nah bei den Menschen" zu sein. … Überall gab es Gespräche über den Gartenzaun, am Fenster, am Telefon oder per Chat. Es wurde gesprochen, zugehört, getröstet und gebetet und – sofern gewünscht und erlaubt – wurden auch Kranke und Sterbende besucht.“ Es gab Video- und Audiobotschaften, Online-Gottesdienste, Podcasts, Orgelkonzerte und Videos für Kinder bei YouTube. Bei der Familien-Bildungsstätte mussten Veranstaltungen teilweise abgesagt oder online durchgeführt werden. Zusätzlich wurde für die Beratung von Familien eine Online-Sprechstunde eingerichtet. Der Kreisjugenddienst musste zwar Freizeiten absagen, hat aber unter dem Motto „Bunter Sommer in Sicht“ verteilt über den ganzen Kirchenkreis 35 Veranstaltungen mit insgesamt über 530 Teilnehmenden in den Sommerferien organisiert.
Der Kreispfarrer betonte, es sei „weiter erforderlich, mutig, kreativ und auch unkonventionell zu sein und entschieden seelsorgerlich die „neue Normalität“, in der wir jetzt leben, zu gestalten. Es ist unser Auftrag, für diejenigen da zu sein, das Wort zu ergreifen und zu arbeiten, denen die Corona-Krise besonders hart zusetzt: für die Kinder und Jugendlichen, die Alleinerziehenden, die prekär Beschäftigten, die Menschen auf der Flucht.“
Udo Dreyer