Die Gebäude wurden vor über 100 Jahren auf Anregung des damaligen (katholischen) Vechteraner Pfarrers Willoh gebaut. Der kreuzförmige Grundriss sollte bei den Inhaftierten einen Denkprozess in Gang setzen und zugleich durch die Überschaubarkeit die Sicherheit gewährleisten. Im Eingangsbereich sehen die Besucher aus Wildeshausen die massiven Sicherheitsmaßnahmen, Stacheldraht und Besucherschleuse. Auch wenn die Räumlichkeiten bei der Aufnahme im hellen Weiß gestrichen sind, fallen die Gitter vor den Fenstern auf, die hohen Wände und die klappernden Schlüssel, nicht einmal die Toilettentüren lassen sich ohne Schlüssel öffnen. Wer hier aufgenommen wird, muss schon ein mulmiges Gefühl haben, so eine Besucherin.
Ein echter Lichtblick ist die große Kirche mit hohen Fenstern, die das Licht strahlen lassen. Die hohe Holzdecke und der Boden vermitteln ein Gefühl der Wärme. All das ein harter Kontrast zum Häftlingsalltag in den engen Zellen und den sonst eher anonymen Gängen in den anderen Gebäudeteilen. So werden die sonntäglichen Gottesdienste, die Pfarrer Hoes hält, auch gerne angenommen. Allerdings können normalerweise nicht alle Inhaftierten, die einen Antrag auf den Gottesdienstbesuch gestellt haben, auch tatsächlich teilnehmen. Aus Sicherheitsgründen muss fast die Hälfte abgewiesen werden.
Höhepunkt des Besuches war die direkte Begegnung mit den Kontaktgefangenen, die von ihrem Leben hinter Gittern erzählten. Viele machen eine Berufsausbildung oder einen Schulabschluss. Damit sind sie einerseits beschäftigt, andererseits vorbereitet auf das Leben nach der Haft.
Bewegend waren die persönlichen Geschichten: Ein Gefangener berichtete davon, dass er zu niemanden, wirklich niemanden von seiner Familie oder seinen Freunden mehr Kontakt hat, erzählt Politiklehrer Rudi Boning. Einige Gefangene wissen sehr genau, was sie sich selbst und ihren Familien mit ihren Taten angetan haben. Meine Mutter leidet am meisten unter dem, was ich getan habe. Das tut mir echt Leid. Dabei hat sie so viel für mich getan! Und auch jetzt hält sie zu mir, telefoniert oder besucht mich regelmäßig. stellt ein anderer Gefangener fest.
Im anschließenden Auswertungsgespräch kommen Sorgen bei den Besuchern auf: Kann man erwachsene Menschen um 19 Uhr in ihre Zellen schließen und sie dann den ganzen Abend und die Nacht über dem Fernseher überlassen?, fragen sich die Wildeshauser. Andererseits scheitern viele gute Ideen am mangelnden Geld. Gefangene haben keine Lobby in unserer Gesellschaft. Aber es geht doch um Menschen!, so die nachdenkliche Bilanz.
Sabine Arnold