Freitag-Nachmittag in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte im Wilhelmshavener Stadtteil Wiesenhof. Auf dem Boden sitzen 10 Mädchen und 3 Jungen in der Runde. Gespannt blicken sie auf die Wandzeitung. „Was gehört zu einem guten Babysitter?“. Zunächst zögernd, dann sprudeln die Antworten. Schließlich stehen Begriffe wie „Verantwortungsbewusstsein, Geduld und Ausdauer, gute Nerven, freundliches Auftreten, Kinder mögen, Spaß dran haben“ und vieles mehr auf dem Plakat. Allen gemeinsam ist die Freude, mit Kleinkinder zusammen zu sein und der Wunsch „mit Kinderbetreuung ein bisschen Geld verdienen“.
Die 13 Jugendlichen haben sich deshalb beim Babysitter-Training der Familien-Bildungsstätte Ende Oktober angemeldet. Christine Kollmann-Jeschke, im Hauptberuf Sozialpädagogin in der IGS in Wilhelmshaven, bringt den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren in einer Art Crash-Kurs an zwei Tagen alles bei, was man für die Betreuung von Zwei- bis Zwölfjährigen wissen sollte. Dazu gehört im praktischen Teil, wie man Babys trägt, pflegt, wickelt und füttert. Wertvolle Dienste leisten bei diesem „Testprogramm“ die Babypuppen der Teilnehmerinnen.
In Rollenspielen haben die Jugendlichen dann Gelegenheit, schon einmal durchzuspielen, welche schwierigen Situationen ihnen begegnen können. So wird den angehenden Babysittern erklärt, auf was sie achten müssen, wenn sie mit einem Kind auf den Spielplatz gehen und wie sie Erste Hilfe leisten - etwa bei einer Platzwunde. Vor allem gehört natürlich dazu, wie sich mögliche Konflikte konstruktiv lösen lassen. Über die kreativen Ideen ist selbst Kollmann-Jeschke erstaunt. Mögliche Gefahrenquellen für Kinder inklusiv der Erstellung eines Notfallplans ist ebenso ein Thema wie die Aufsichtspflicht. „Wir möchten dass die Mädchen ein gutes Gefühl haben und dass sie Unsicherheiten verlieren“, betont die Kursleiterin. „Sie sollen eine gute Betreuung leisten und den Job nicht in erster Linie als Einnahmequelle sehen.“
In der „Checkliste für den ersten Besuch“ stehen deshalb an erster Stelle die Absprachen mit den Eltern über Essens- und Zubettgehzeiten als auch wichtige Telefonnummern sowie die Information über Vorlieben und Ängste der Kinder. Im theoretischen Teil ging es vorher um die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern, ihrer Gedankenwelt und ihrem Spielverhalten. Dabei entstand gleich auch eine lange Liste für Beschäftigungen für drinnen und draußen. Dabei zeigte sich, dass „die Jugendlichen mit den Kindern etwas machen und viel draußen sein wollen, statt sie vor dem Fernseher zu parken oder ein Smartphone in die Hand zu drücken“. Entsprechend altersgemäß war die Liste. Eine Idee, die Herstellung von Knete, wird deshalb auch gleich ausprobiert. Was es dabei zu verdienen gibt? Ein schwieriges Thema. „Das“, sagt die Sozialpädagogin, „hängt von verschiedenen Faktoren ab und muss individuell ausgehandelt werden.“
Wer den Kurs erfolgreich abgeschlossen hat und mindestens 14 Jahre alt ist, bekommt ein Zertifikat und wird in die Babysittervermittlungskartei der Familien-Bildungsstätte aufgenommen. Die Kartei steht Eltern telefonisch oder persönlich für die Suche nach einer Betreuungsperson für ihre Kinder zur Verfügung. Weitere Informationen unter 04421- 32016.