Freitag-Nachmittag in der Ev. Familien-Bildungsstätte im Wilhelmshavener Stadtteil Wiesenhof. Im Tagungsraum sitzen neun junge Frauen in der Runde. Gespannt blicken sie auf die Wandzeitung. „Was gehört zu einem guten Babysitter?“. Zunächst zögernd, dann sprudeln die Antworten. Schließlich stehen Begriffe wie „Verantwortungsbewusstsein, Geduld und Ausdauer, gute Nerven, freundliches Auftreten, Kinder mögen, Spaß dran haben“ und vieles mehr auf dem Plakat. Allen gemeinsam ist die Freude, mit Kleinkindern zusammen zu sein und der Wunsch „mit Kinderbetreuung ein bisschen Geld verdienen“.
Die neun Jugendlichen haben sich deshalb beim Babysitter-Training der Familien-Bildungsstätte angemeldet. Christine Kollmann-Jeschke, im Hauptberuf als Sozialpädagogin an einer Grundschule tätig, bringt den Mädchen in einer Art Crash-Kurs an zwei Tagen alles bei, was man für die Betreuung von Ein- bis Zwölfjährigen wissen sollte. Dazu gehört im praktischen Teil, wie man Babys trägt, pflegt, wickelt und füttert. Wertvolle Dienste leisten bei diesem „Testprogramm“ die Babypuppen der EFB.
Die Jugendlichen haben auch Gelegenheit, schon einmal durchzuspielen, was ihnen an prekären Situation alles blühen kann. So wird den angehenden Babysitterinnen erklärt, auf was sie zu achten haben, wenn sie mit einem Kind auf den Spielplatz gehen und wie sie Erste Hilfe leisten - etwa bei einer Platzwunde. Vor allem natürlich, wie sich mögliche Konflikte konstruktiv lösen lassen. Über die kreativen Ideen ist selbst die Kursleiterin erstaunt. Mögliche Gefahrenquellen für Kinder inklusiv der Erstellung eines Notfallplans ist ebenso ein Thema wie die Aufsichtspflicht. „Wir möchten, dass die Mädchen ein gutes Gefühl haben und dass sie Unsicherheiten verlieren“, betont Christine Kollmann-Jeschke. „Sie sollen eine gute Betreuung leisten und den Job nicht in erster Linie als Einnahmequelle sehen.“ Zwischendurch war dann aber auch noch Zeit für eine Beschäftigung mit den Kunstwerken von Mies van Hout „Heute bin ich" und die Erstellung eigener „Gefühlefische“. Das Erkennen und Deuten von Gefühlen spielt ja gerade im Umgang mit kleinen Kindern eine große Rolle.
In der „Checkliste für den ersten Besuch“ stehen an erster Stelle die Absprachen mit den Eltern über Essens- und Zubettgehzeiten als auch wichtige Telefonnummern sowie die Information über Vorlieben und Ängste der Kinder. Im theoretischen Teil ging es vorher um die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern, ihrer Gedankenwelt und ihrem Spielverhalten. Dabei entstand gleich auch eine lange Liste für Beschäftigungen für drinnen und draußen. Dabei zeigte sich, dass „die Jugendlichen mit den Kindern etwas machen und viel draußen sein wollen, statt sie vor dem Fernseher zu parken“. Entsprechend altersgemäß war die Liste. Eine Idee, die Herstellung von Knete, wird deshalb auch gleich ausprobiert. Außerdem haben die angehenden Babysitterinnen auch noch Laternen gebastelt.
Was es dabei zu verdienen gibt? Ein heikles Thema. „Das“, sagt die Sozialpädagogin, „hängt von verschiedenen Faktoren ab und muss individuell ausgehandelt werden.“
Wer den Kurs erfolgreich abgeschlossen hat und mindestens 14 Jahre alt ist, bekommt ein Zertifikat und wird in die Babysitter-Vermittlungskartei der Familien-Bildungsstätte aufgenommen. Die Kartei steht Eltern telefonisch oder persönlich für die Suche nach einer Betreuungsperson für ihre Kinder zur Verfügung. Weitere Informationen unter 04421- 32016.