Wir müssen dem Klimawandel und seinen möglicherweise katastrophalen Folgen entgegenwirken, betonte Synodalpräsidentin Sabine Blütchen. Sich für Umwelt- und Naturschutz einzusetzen und ein klares Votum gegen die Atomenergie auszusprechen, berge einen politischen Aspekt, der durchaus Teil des kirchlichen Auftrags sei. Doch nicht nur in der Energiepolitik setzt die Kirche Zeichen: Auf von der Kirche gepachteten Ländereien dürfe nach einem Beschluss der Synode kein gentechnisch verändertes Saatgut verwendet werden, gab Blütchen ein weiteres Beispiel.
Zwei Arbeitsgruppen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Klimaschutzinitiativen sollen in den nächsten Wochen gegründet werden, flankiert von dem Energie- und Sachverständigenbüro Hubert Westkämper aus Elsfleth und der Agentur 4K Kommunikation für Klimaschutz aus Hannover. In vier Sitzungen, so das Ziel, sollen die Arbeitsgruppen das Klimaschutzkonzept ausarbeiten, um es im Mai 2012 präsentieren zu können. Der festgelegte Zeitrahmen hat seinen Grund: Nur wenn das Klimaschutzkonzept innerhalb eines Jahres konkretisiert ist, kann die oldenburgische Kirche Fördermittel des Bundes in Höhe von 65 Prozent der Kosten für die Ausarbeitung in Anspruch nehmen.
Mit den Schwerpunkten Immobilien, Beschaffung und Mobilität zeigte Annerose Hörter drei entscheidende Handlungsfelder auf, die genau betrachtet werden sollen. Wie lässt sich ein Gebäude effektiv dämmen? Welche Dienstreisen können mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht werden? Welches Reinigungsmittel ist umweltschonend, welcher Drucker energiesparend? Mit Fragen wie diesen werden sich die Mitglieder der Arbeitsgruppen in den kommenden Monaten intensiv auseinandersetzen.
Erfolgreiche CO2-Einsparungen gelingen nur mit möglichst breiter Mitwirkung und Akzeptanz aller Einrichtungen, Mitarbeitenden und Gemeinden, betonte Hörter. Deshalb sei es wichtig, Teilnehmende aus möglichst vielen Bereichen in den Arbeitsgruppen zu integrieren. Es gehe nicht darum, hier das Rad neu zu erfinden, so Hörter. Vielmehr sollten auch Synergien anderer Klimaschutzinitiativen im Umfeld der Kirche genutzt werden, immer mit dem Blick auch auf realistische Umsetzungsmöglichkeiten und eventuelle Hemmnisse.
Nicht jede Idee wird zum Erfolg führen, es muss auch Misserfolge geben dürfen, betonte Dr. Jobst Seeber, Vorsitzender des neu gegründeten Runden Tischs der Kirchlichen Umweltinitiative Oldenburg. Es ist wichtig, dass die Arbeitsgruppen in Abstimmung mit der Verwaltung auch die Freiheit haben, Dinge auszuprobieren. Wir dürfen uns nicht scheuen, Wege mit Risiko zu beschreiten. Der Runde Tisch setzt sich aus zwei Vertretern/Vertreterinnen der Landessynode sowie Fachleuten aus jedem der sechs Kirchenkreise zusammen. Er versteht sich als Steuerungsinstrument im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes.
Wie effektiv einzelne Energiesparmaßnahmen sein können, zeigte Hubert Westkämper am Beispiel der Oldenburger Kindertagesstätte Matthäus auf. Das Gebäude aus den 1970er weist viele Bausünden jener Zeit auf: Wärmeleitende Metall-Fensterrahmen, eine Heizung, die an einer schlecht isolierten Außenwand angebracht ist, viele Dachflächen, durch die Wärme entweichen kann. Nach einer Totalsanierung, so rechnete der Energieberater vor, könne die Kita rund 70 Prozent ihrer Energiekosten einsparen, nach spätestens 18 Jahren habe sich die Investition amortisiert. Es sei möglich, den CO2-Ausstoß von 30 Tonnen auf 10 Tonnen zu senken.
So wie die Kita werden auch weitere Gebäude in den nächsten Monaten auf den Prüfstand kommen. Aus jedem der sechs Kirchenkreise untersuchen die Experten zwei Gebäude exemplarisch, erstellen eine detaillierte Energieanalyse und geben Empfehlungen für Maßnahmen der Energieeinsparung.
Schon jetzt ist der Umweltschutz für die oldenburgische Kirche weit mehr als ein Lippenbekenntnis. Dienstfahrräder für innerstädtische Wege, Photovoltaikanlagen auf Gemeindehäusern und Verwaltungsgebäuden sowie ein Ökofonds von 250.000 Euro, der im vergangenen Herbst von der Synode freigegeben wurde, sind Schritte auf dem Weg zu mehr Umweltschutz.
Im Bereich der Bau- und Liegenschaften der oldenburgischen Kirche seien ebenfalls bereits viele Projekte in die Wege geleitet worden, betonte Abteilungsleiter Wolfgang Wehner. Wir bieten seit einiger Zeit eine Energieberatung an, die gut angenommen wird. Zudem verhandeln wir im Moment über neue Energielieferverträge für Ökostrom. Zudem verwies Wehner auf den neu aufgelegten Ökofonds, der sehr erfolgreich sehr. Bereits nach wenigen Tagen seien die Zuschüsse für Energiesparmaßnahmen in den Gemeinden abgerufen worden gewesen.
Weitere Initiativen stellte Pfarrer Gerd Pöppelmeier aus Sande vor. So sei in den Jahren 2001 bis 2009 das Ev. Gemeindehaus Sande energetisch saniert worden. Hierdurch sei eine Reduzierung des Energieverbrauches um 40 Prozent erreicht worden, was erheblich zur Reduzierung des CO2-Verbrauches beitrage. Insgesamt legten die 31 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven großen Wert auf möglichst umwelt- und arbeitnehmerfreundliche Materialbeschaffung. Im Spätsommer dieses Jahres starte daher eine Projektstelle "Zukunft-einkaufen" im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven. Es gehe unter anderem um fair gehandelten Kaffee, Recyclingpapier, aber auch um Grabsteine, die nicht in Indien in Kinderarbeit hergestellt werden. Nach dem Vorbild der Bremischen Kirche plane der Kirchenkreis eine Beschaffungsliste, ein Nachschlagewerk mit Händlern fair produzierter Waren, und eine verbindliche Beschaffungsordnung. Doch hier gelte ebenso wie im Bereich der Energieeinsparung: Es ist wichtig, möglichst viele Menschen zu überzeugen, damit sie mitmachen, bestätigte Pöppelmeier.
Annerose Hörter ist da zuversichtlich. Es sind viele Menschen hier, die wirklich etwas bewegen wollen, zog sie am Ende der Informationsveranstaltung Bilanz.
Ein Beitrag von Anke Brockmeyer