Bremen (epd). Die ökumenische Notfallseelsorge in Bremen war 2023 deutlich öfter gefragt als noch im Vorjahr. Es habe etwa 40 Prozent mehr Einsätze gegeben, bilanzierte der Bremer Ansprechpartner, der evangelische Pastor Uwe Köster. Hinter den rund 170 Alarmierungen stünden menschliche Schicksale: «Das kann ein plötzlicher häuslicher Sterbefall oder die Todesnachricht nach einem Suizid sein, ein tödlicher Verkehrsunfall oder ein Gewaltverbrechen.»
Die kirchliche Notfallseelsorge steht das ganze Jahr über rund um die Uhr Menschen in Extremsituationen zur Seite, wenn sie nach einem Schicksalsschlag unter Schock stehen. Sie unterstützt die Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten, begleitet bei Todesfällen im häuslichen Umfeld sowie bei Unfällen, Unglücken oder Großschadensfällen.
Die Arbeit geschehe unabhängig von konfessionellen, religiösen oder weltanschaulichen Einstellungen, bekräftigte Köster. «Wir erleben mit den Menschen ihre Ohnmacht, Schuldgefühle und ihr Erschrecken über die Verletzlichkeit des Lebens.» Gefühle mit auszuhalten, zuzuhören und einfach da zu sein, das sei gerade in Ausnahmesituationen wichtig.
Geleistet wird der Dienst in einem zwölfköpfigen Team, Köster ist seit 24 Jahren dabei. Was den erfahrenen Seelsorger am meisten zusetzt, sind Todesfälle von Kindern. «Als Vater und mittlerweile Opa macht mich das ebenso betroffen wie die Einsatzkräfte. Einen plötzlichen Kindstod oder einen tragischen Unfall eines Kindes steckt man nicht so einfach weg.»
Um das Erlebte zu verarbeiten, nutzen die Seelsorger selber Beratung. «Grundsätzlich merken wir, dass die Menschen psychisch und geistig erschöpfter sind als vor der Pandemie», führte Köster aus. «Außerdem sind Kontakte verloren gegangen, immer mehr Menschen leiden unter Einsamkeit.» Doch gleichzeitig gebe es Lichtblicke: «Ich erlebe immer wieder, wie gut Nachbarschaften funktionieren, wenn etwas Schreckliches passiert. Diese spontane Hilfsbereitschaft freut mich.»
Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind größtenteils ehrenamtlich tätig. Die Einsätze werden über die Rettungsdienstleitstelle der Feuerwehr und von der Polizei koordiniert. «Die Notfallseelsorge ist da, wenn Menschen uns brauchen», betonte Köster.