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Die Gleichstellung von Männern und Frauen in Leitungsgremien und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zentrale Themen einer Konferenz der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die vom 24. bis 26. September in Oldenburg stattfindet. Zu den rund 30 Teilnehmenden gehören auch Gäste aus kirchlichen Verbänden und Institutionen, darunter Frauen in Deutschland e.V. und das Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Unter den Landeskirchen herrsche eine große Heterogenität, so Oberkirchenrätin Dr. Kristin Bergmann, Leiterin des Referats für Chancengerechtigkeit der EKD. „Die Geschlechtergerechtigkeit ist ganz unterschiedlich weit umgesetzt.“ Ein Ziel der Konferenz sei deshalb unter anderem ein Gleichstellungsatlas, in dem Daten und Fakten zum derzeitigen Stand der einzelnen Landeskirchen erhoben werden sollen. Gleichzeitig spreche sich die Konferenz für eine verbindliche Regelung für die Besetzung von Gremien aus, aber auch für verbindliche Strukturen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Inwieweit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Auszeit nehmen können – sei es für die Kindererziehung oder für die Pflege Angehöriger – hängt noch immer sehr stark von Einzelpersonen ab. Hier brauchen wir klare, verlässliche Strukturen“, betont die Gleichstellungsbeauftragte der oldenburgischen Kirche, Gabriele Rüsch-Tillmanns.

Insgesamt bescheinigt Kristin Bergmann der evangelischen Kirche als Arbeitgeberin eine große Familienfreundlichkeit. Dennoch gebe es auch hier Fragen, die für die Zukunft neu beantwortet werden müssten. Ein Beispiel ist der Pfarrberuf, der historisch auf einem traditionellen Ein-Verdiener-Haushalt beruhe. Kann man heute noch erwarten, dass ein Ehepartner seinen Beruf zugunsten des Pfarrberufs zurückstellt? Wie lässt sich das Wohnrecht im Pfarrhaus regeln, wenn eine Gemeindepfarrerin im Erziehungsurlaub ist? Praktischen Fragen wie diesen, die eine geschlechtergerechte Gestaltung des Pfarrberufs und eine Öffnung für unterschiedliche Lebensformen zum Ziel haben, stellt sich die Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsstellen.

In den evangelischen Landeskirchen sind Leitungsgremien noch immer überwiegend mit Männern besetzt. Das liege unter anderem daran, dass auch in der zweiten Führungsebene noch hauptsächlich Männer anzutreffen seien, „und diese Ebene ist ganz klar das Sprungbrett“, macht Carmen Prasse, Referentin für Chancengleichheit in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, deutlich. Das aber könne sich zukünftig ändern: In der jungen Generation wandle sich das Bewusstsein. „Auch für Männer ist der berufliche Erfolg nicht mehr allein ausschlaggebend. Sie wünschen sich mehr Zeit für ihr Privatleben, definieren sich nicht ausschließlich über die Arbeit“, erklärt Oberkirchenrätin Bergmann. Deshalb müsse es gerade auf Leitungsebene einen Kulturwandel geben, indem Strukturen geschaffen werden, die Verantwortung auf mehr Schultern verteilen und eine Abkehr von der Anwesenheitspflicht im Büro ermöglichen. Mentoring-Programme, in denen junge Mitarbeitende von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen begleitet werden, zielen schon jetzt auf eine praxisorientierte Förderung des potenziellen Führungskräfte-Nachwuchses ab.  

Von einer paritätischen Besetzung der Gremien ist auch Oldenburg noch entfernt. So sind rund 55 Prozent der Gemeindemitglieder weiblich, auch die Synode ist fast zur Hälfte weiblich besetzt, aber nur zwei Frauen leiten beispielsweise einen der insgesamt sieben Ausschüsse der Landessynode. Das Klima angesichts der Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg sei gut, die Akzeptanz groß, so Rüsch-Tillmanns. „Die Umsetzung aber ist an vielen Stellen noch nicht gelungen.“

Die Gleichstellungsbeauftragte der oldenburgischen Kirche blickt in diesem Jahr auf ein Jubiläum: 1988 war die Schaffung einer Stelle für die Gleichstellung von Mann und Frau erstmals beantragt worden, bis 1994 dauerte es, bis dies tatsächlich geschah – zunächst befristet auf drei Jahre. Seit 20 Jahre kümmert sich nun eine Gleichstellungsbeauftragte um die Chancengerechtigkeit innerhalb der oldenburgischen Kirche.

Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsstellen
Die Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsstellen tagt zweimal im Jahr und entwickelt aus Gleichstellungsperspektive Impulse und Initiativen zu gesamtkirchlichen Themen. Neben der Diskussion kirchlicher und politischer Entwicklungen zur Geschlechtergerechtigkeit steht der Austausch zu aktuellen Fragen der Gleichstellungsarbeit. Insgesamt gibt es in jeder der 20 EKD-Gliedkirchen Gleichstellungsreferate, nur 14 davon sind hauptamtlich besetzt.

Tauschten sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen über Fragen zur Gleichstellung aus: Gabriele Rüsch-Tillmanns, Gleichstellungsbeauftragte der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Oberkirchenrätin Dr. Kristin Bergmann, Leiterin des Referats für Chancengerechtigkeit der EKD, und Carmen Prasse, Referentin für Chancengleichheit der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (von links). Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer