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Emden/Leer (epd). Die neue Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Susanne Bei der Wieden, hat an die für die Kirche und die Demokratie wegweisende «Emder Synode» vor 450 Jahren erinnert. «Die Menschen damals haben ein Konzept entworfen, dass verhindert, dass zu viel Macht an einer Stelle zusammenkommt. Dies ist auch ein Leitgedanke für unsere Demokratien», sagte die Theologin am Donnerstag in Leer.

 

 

 

Vom 4. bis 10. Oktober 1571 trafen sich im Schutz des Herbstmarktes 30 Vertreter von niederländischen Flüchtlings- und Untergrundgemeinden in Emden. Die Stadt beherbergte damals viele reformierte Christen, die vor dem Regime der spanischen-katholischen Habsburger flüchten mussten. Das Gebiet der Niederlande umfasste damals auch das heutige Belgien und Teile Nordfrankreichs. Um eine Zersplitterung der Gemeinden zu verhindern, entwickelten die Abgesandten bei der Emder Synode die Grundartikel für die Bildung der niederländischen reformierten Gesamtkirche.

 

 

 

Der wichtigste Beschluss der Versammlung war den Angaben zufolge der seinerzeit revolutionäre Gleichheitsgrundsatz, der noch heute nahezu wortgleich in der Kirchenordnung der reformierten Landeskirche steht: «Keine Gemeinde soll über andere Gemeinden, kein Pastor über andere Pastoren, kein Ältester über andere Älteste, kein Diakon über andere Diakone Vorrang oder Herrschaft beanspruchen.»

 

 

 

Bereits im Juni hatte die Evangelisch-reformierte Kirche zusammen mit der Stadt Emden anlässlich des Jubiläums zu einem Festakt eingeladen. Unter anderem würdigte dabei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in einer Videobotschaft die «Emder Synode» als «herausgehoben». In der Emder Johannes a Lasco Bibliothek ist noch bis zum 7. November die Ausstellung: «Die Emder Synode von 1571. Kontexte - Akteure - Kulturtransfer» zu sehen.