Zum 499. Mal feiere die evangelische Kirche das Fest der Reformation, stellte Kreispfarrer Michael Braun bei seiner Begrüßung am Reformationstag, 31. Oktober, in Vechta fest und wies damit zugleich auf das bedeutende Jubiläum am 31. Oktober des kommenden Jahres hin: 500 Jahre Reformation.
Um dieses Jahr auch für den Kirchenkreis Oldenburger Münsterland einzuleiten, hatte der Kirchenkreis zu einer feierlichen Veranstaltung in die Klosterkirche nach Vechta eingeladen, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Die evangelische Kirche im Oldenburger Münsterland hatte sich auch etwas Besonderes zu diesem 31. Oktober einfallen lassen: Pfarrer Dr. Tim Unger, lange Zeit in Dinklage tätig, hielt einen Vortrag zum Thema „Die Reformation im Oldenburger Münsterland“, über das er promoviert hatte.
In seinen einleitenden Worten freute sich der Kreispfarrer über das große Interesse an der Veranstaltung, konnte er doch zahlreiche Vertreter des politischen und kirchlichen Lebens aus den Landkreisen Vechta und Cloppenburg begrüßen. Er wies auf die Vielzahl der kommenden Veranstaltungen zum Lutherjahr hin, die nicht nur im Kirchenkreis, sondern im ganzen Oldenburger Land und in der gesamten Bundesrepublik stattfänden, wie zum Beispiel der Kirchentag in Berlin und Wittenberg und das bundesweite Konfirmanden/innen Camp in Wittenberg.
Die Besonderheit dieses Ereignisses sei auch dadurch hervorgehoben, dass der 31.Oktober 2017 einmalig als gesamtdeutscher Feiertag begangen werde. Braun hob hervor, dass das Reformationsjubiläum auch der Ökumene neue Impulse verleihen soll. Aus diesem Grunde habe der Kirchenkreis auch die Klosterkirche in Vechta als Simultankirche für diese Veranstaltung gewählt, um der ökumenischen Perspektive des Reformationsjubiläums Ausdruck zu verleihen, denn das gemeinsame Zeugnis von Jesus werde in einer Welt, die nicht friedlicher wird, mehr denn je zuvor gebraucht, schloss Michael Braun seine Ausführungen und leitete so zum Vortrag von Dr. Tim Unger über.
In seinen kenntnisreichen Ausführungen erweckte Unger die Zeit um 1640 auf unterhaltsame Weise zum Leben und führte den interessierten Zuhörenden die durchaus nicht einfachen konfessionellen Verhältnisse dieser bewegten Epoche vor Augen. Denn es war mitnichten so, dass auf einmal unter dem Einfluss von Luthers Lehre auf dem platten Land hier in der Gegend alles evangelisch wurde. Viele Geistliche übernahmen Teile der lutherischen Lehre und verbanden sie mit katholischen Riten.
Der Fürstbischof von Münster, Franz von Waldeck, der zeitweise gleichzeitig Bischof von Osnabrück war, liebäugelte auch mit der Reformation und entsandte von Osnabrück Hermann Bonnus, der die Geistlichen in Vechta und Cloppenburg anhielt, den Gottesdienst nach Luthers deutscher Messe durchzuführen. Doch Franz von Waldeck machte dann wieder einen Rückzieher und für die nun nach reformatorischer Lehre lebenden Geistlichen gab es keine evangelische Kirchenleitung, sodass jeder mehr oder weniger auf sich selbst gestellt war.
In den Gemeinden war aber sehr wohl ein evangelisches Bewusstsein entstanden. Die Städte und ihre politische Führung sahen in der Reformation eine willkommene Möglichkeit, ihren Einfluss gegenüber der katholischen Kirche auszubauen und größere Selbstständigkeit zu erlangen.
Ab 1612 hatte dann der neue Fürstbischof Ferdinand von Bayern mit der Gegenreformation dafür Sorge getragen, dass die evangelischen Gemeinden und ihre Pastoren wieder rekatholisiert wurden. Dieser Erfolg beruhte nicht nur auf dem Austausch von sich widersetzenden Geistlichen – 60 an der Zahl –, sondern besonders auch auf Reformen wie der Einrichtung von Schulen oder der Residenzpflicht der Geistlichkeit.
Die Rekatholisierung wurde aber erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges unter Bischof Christoph Bernard von Galen abgeschlossen. Der mit viel Beifall bedachte Vortrag wurde umrahmt von Orgelmusik. Die Orgel spielte Kreiskantor Jürgen Löbecke. Er wurde begleitet von Florian Kubiczek auf der Trompete.
Der anschließende Empfang im ev. Gemeindehaus diente dem zwanglosen Gedankenaustausch.
Ein Beitrag von Carsten Homann.