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Absagen in Niedersachsen und Bremen mehren sich 

 

-    Von Michael Grau (epd) - 

 

Weihnachtsgottesdienste sind wegen der Religionsfreiheit trotz der Kontaktbeschränkungen zum Schutz vor Corona überall in Deutschland erlaubt. Doch in vielen Kirchengemeinden kommt es wegen der gestiegenen Infektionszahlen inzwischen zu Absagen.
   
Hannover (epd). Gottesdienste unter freiem Himmel und in Kurzformat, mit Abstandsregeln und mit Eintrittskarte: Die Kirchengemeinden in Niedersachsen und Bremen haben sich zahlreiche Formen überlegt, wie sie in diesem Jahr coronakonform Weihnachten feiern können. Doch nun schränken immer mehr Gemeinden wegen der gestiegenen Infektionszahlen ihr Angebot ein. So haben etwa die Kirchen in der Region Wolfsburg zahlreiche Präsenzgottesdienste abgesagt. «Wir nehmen die steigende Sorge um die Gesundheit und die Überlastung unseres medizinischen Systems sehr ernst», sagte der evangelische Superintendent Christian Berndt am Dienstag. Die Kirchen wollten ihre Türen aber offenhalten.
Auch in Einbeck, Northeim und Winsen/Luhe wird an Heiligabend weitgehend auf landeskirchliche evangelische Gottesdienste mit Besuchern verzichtet.
   
Stattdessen bieten viele Gemeinden digitale Übertragungen von Gottesdiensten ohne Besucher, Online-Krippenspiele oder Video-Andachten per Internet an. Ein Blick in die kirchlichen Veranstaltungskalender zeigt: So viel online war nie. Die Mehrzahl der rund 2.400 evangelischen und katholischen Gemeinden will aber weiterhin auch Präsenzgottesdienste unter strengen Hygieneauflagen und mit reduzierten Besucherzahlen feiern.
   
Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer stellen es ihren Ortsgemeinden frei, eigenverantwortlich über Gottesdienst-Angebote an Weihnachten zu entscheiden. Der Bischofsrat der hannoverschen Landeskirche hatte am Freitag in einem Rundbrief alle Gemeinden ermutigt, an den bisherigen Planungen festzuhalten. Dies umfasse sowohl digitale Angebote als auch Präsenzveranstaltungen: «Was immer Sie nach bestem Wissen und Gewissen für Ihre Gemeinde entscheiden, hat unsere Rückendeckung.»
   
In Lüneburg sagte Superintendent Christian Cordes dem epd, viele Kirchenvorstände täten sich schwer mit der Entscheidung, Präsenzgottesdienste womöglich ausfallen zu lassen: «Das sind Zerreißproben.» Die Gemeinden hätten gute Ideen und seien überzeugt von ihren Hygienekonzepten. Dennoch gebe es bereits Absagen. In Northeim berichtete Superintendentin Stephanie von Lingen, zahlreiche Ehrenamtliche hätten selbst Angst vor Ansteckung. Unter anderem aus Solidarität mit dem Personal in den Krankenhäusern wollten deshalb viele Gemeinden in der Region auf Gottesdienste mit Besuchern verzichten.
   
Auch im Braunschweiger Land wurden Gottesdienste abgesagt. Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns bekundete dafür Respekt. Vor Ort sei am besten einzuschätzen, ob eine Veranstaltung sicher abgehalten werden könne. Zugleich bedankte Meyns sich bei den Gemeinden, die alles dafür täten, dass Weihnachtsgottesdienste so sicher wie möglich gefeiert würden.
   
In Hannover wollen die meisten Gemeinden an ihren Präsenzgottesdiensten festhalten. Dort sind rund 480 meist kleinere Gottesdienste geplant. Die Marktkirche etwa hat die Zahl der Stühle wegen der Abstandsregeln von 712 auf 190 heruntergefahren. Dort hält Landesbischof Ralf Meister an Heiligabend zwei von sechs Gottesdiensten.
   
Ein besonderes Format plant die Matthäusgemeinde: Dort ist die Kirche am Heiligabend von 12 Uhr 24 Stunden lang geöffnet. Jede Stunde werden Kurzgottesdienste mit unterschiedlichen Schwerpunkten für rund 40 Menschen angeboten. «Die Kirche wird die ganze Nacht über offen sein», sagte Pastorin Nathalie Wolk. An anderen Orten laden Gemeinden etwa zu einer «Wandelkirche» ein, bei der die Teilnehmer im Freien oder im Kirchengebäude von Station zu Station ziehen. Gemeindegesang ist überall verboten. Und alle Teilnehmer müssen sich anmelden.
   
Nach dem Bund-Länder-Beschluss zum «Lockdown» über Weihnachten sind Präsenzgottesdienste unter Hygieneregeln trotz der verschärften Kontaktbeschränkungen wegen der Religionsfreiheit im Grundsatz erlaubt. Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte auf epd-Anfrage: «Nach unserem Eindruck gibt es bei den Verantwortlichen in den großen Glaubensgemeinschaften eine hohe Sensibilität für die Gefahren, die mit Gottesdiensten jeder Art verbunden sind.»