Hannover (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen und ihre diakonischen Werke suchen insgesamt drei Vertreterinnen und Vertreter aus den eigenen Reihen für eine Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauch in Kirche und Diakonie. Bis zum 31. August können sich Interessierte unter Angabe ihrer Motivation und Qualifikation bei der Geschäftsstelle der künftigen «Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission» (URAK) melden, wie die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen am Montag auf ihrer Homepage veröffentlichte.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte im Dezember mit der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, die Gründung regionaler Kommissionen vereinbart, die spätestens im März kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen sollen. Einer dieser bundesweit neun Verbünde wird für Niedersachsen und Bremen zuständig sein.
Ihm sollen neun Personen angehören, von denen die Mehrheit von der Kirche unabhängige Experten sowie Betroffene sein sollen. Alle Kommissionsmitglieder sollen über persönliche oder fachliche Erfahrungen mit der unabhängigen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Institutionen verfügen, hieß es. Die ehrenamtliche Mitarbeit dauert vier Jahren und kann auf zwei Jahre verkürzt werden.
Aus den Bewerbungen der drei Beschäftigten oder anderer Vertreterinnen und Vertreter von Kirche und Diakonie benennen laut den Angaben der Rat der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und die Bremische Kirchenleitung die Mitglieder. Der Konföderation gehören die Landeskirchen Hannovers, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Reformierte Kirche an.
Für Niedersachsen und Bremen sind zudem die Landesregierungen aufgerufen, drei Fachleute aus Wissenschaft, Fachpraxis, Justiz oder öffentlicher Verwaltung zu benennen. Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie sollen ebenfalls drei Mitglieder stellen. Diese sollen von einer noch zu bildenden Betroffenenvertretung benannt werden. Um Betroffene zu informieren, laden Kirchen und Diakonie gemeinsam mit der Geschäftsstelle der URAK am 3. August zu einem Forum ein, das in Hannover unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll.
Zu den Aufgaben der Aufarbeitungskommissionen gehören eine Erhebung der Zahlen von Fällen sexualisierter Gewalt, um deren Ausmaß in den beteiligten Landeskirchen und der Diakonie zu erkennen, hieß es. Die Kommissionen sollen zudem Strukturen identifizieren, die sexualisierte Gewalt ermöglichen, begünstigen oder deren Aufdeckung erschweren.