Hannover (epd). Zu Pfingsten haben leitende Geistlichen der großen christlichen Kirchen das Geschenk Gottes betont, das mit diesem Fest verbunden sei. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte am Sonntag die Hoffnung, dass der Heilige Geist die Herzen der Gläubigen erfülle und in ihnen das Feuer der Liebe entzünde. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte, dieser Geist könne Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Religionen und Generationen miteinander verbinden.
Bätzing sagte im Limburger Dom, Pfingsten sei die Initialzündung einer Kirche der Vielfalt, der vielen Sprachen, Kulturen, unterschiedlichen Biografien und Herkünfte: «Pfingsten geschieht nicht einmalig, es kann immer wieder geschehen, erhofft und erbetet, miteinander erwartet und von Gott geschenkt werden.»
Das Beispiel Pfingsten mache deutlich, dass nicht alle Menschen im selben Jetzt leben. «Neueste Technologie geht Hand in Hand mit den ältesten Vorurteilen», erklärte Bätzing. Einerseits gebe es Satelliten im All, neue Impfstoffe und Smartphones mit künstlicher Intelligenz, andererseits Verschwörungsmythen und Hassbotschaften. Während es einerseits ein wachsendes Bewusstsein für die Verantwortung für die Schöpfung gebe, würden andererseits in Europa Städte bombardiert.
Kurschus beklagte eine «Hochkonjunktur» der Lüge. Falschnachrichten würden «genüsslich verbreitet», sagte sie: «Eine Lüge muss möglichst frech sein, dann gewinnt sie fanatisch überzeugte Leute, die ganze Stadien füllen.» Zugleich beobachte sie eine «beängstigend autoritäre Wahrheitswut». Viele verträten ihre Wahrheit absolut, anstatt unterschiedliche Meinungen auszutauschen. Es gebe keine Wahrheit ohne Liebe, sagte die EKD-Ratsvorsitzende: «Lieblose Wahrheit ist Rechthaberei, schlimmstenfalls wird sie zu fanatischem Fundamentalismus.» In der biblischen Pfingstgeschichte wirke hingegen ein «Geist der Wahrheit».
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, bezeichnete das Pfingstfest als Symbol des Wandels und der Mitmenschlichkeit. An Pfingsten erführen die Menschen, «dass sie Menschen, die weit entfernt sind, verstehen und in ihrem Leid ernst nehmen - so wie uns heute der Krieg in der Ukraine immer wieder unter die Haut geht», erklärte Meister, der auch hannoverscher Landesbischof ist.
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ermutigte die Gläubigen, «an diesem Pfingstfest viel Geist zu tanken» und davon zu erzählen, «welche Lust es ist, eine Christin, ein Christ zu sein». Es sei «spielentscheidend», ob man mit dem Gefühl durchs Leben gehe, dass alles den Bach runtergeht, oder ob man glauben könne, dass selbst aus dem Bösesten noch Gutes entstehen könne.
Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten das dritte große Fest im Kirchenjahr. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen wird Pfingsten auch als «Geburtstag der Kirche» verstanden. In vielen Gemeinden werden an Pfingsten Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert.