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„Es war eigentlich wie in den vergangenen Jahren auch – aber auch irgendwie ganz anders. Vor allem der Kontakt zu den Kindern war ungewohnt distanziert“, erzählt Dion Vowinkel. Der 17-Jährige ist Teamer bei „Kirche Unterwegs“ gewesen und hat vor allem die Balance zwischen notwendiger Autorität und lockerem Zusammensein als nicht immer einfach empfunden. „Aber ihr  habt das gut hinbekommen, und das ist es, was zählt“, sagt Volker Pickrun, verantwortlicher Diakon für die Urlauberseelsorge an der Nordseeküste der evangelisch-lutherischen Kirche Oldenburg. 
   
Das Programm von „Kirche Unterwegs“ in Corona-Zeiten – wie soll das gehen? Bewegungsspiele, Basteln, Anleitungen aus nächster Nähe, Geschichten und Andachten im engen Kreis, so war das bisher. „Es war lange fraglich, ob überhaupt etwas stattfinden könnte“, sagt Pickrun. Der 57-Jährige hatte sich mit erfahrenen Teamern beraten, ob und wie man ein Konzept aufstellen könnte, um einerseits den Urlaubern trotz Corona ein Angebot zu machen und andererseits den jungen Mitarbeitern das Erlebnis einer ganz anderen Art von Kirche trotz aller Widrigkeiten zu ermöglichen. „Es gab viele Vorschläge und doch blieb es bis zuletzt fraglich, ob wir wirklich starten könnten“, erzählt der Diakon. Die entscheidende Wendung kam, als wenige Tage vor den Sommerferien weiteren Erleichterungen stattgegeben wurden. „Wir mussten uns dann daran halten, was einerseits das Land Niedersachsen und andererseits die oldenburgische Kirche uns vorgibt“, sagt Pickrun. 
   
Als die Lockerungen kamen, war es möglich, dass die Teamer als Gruppe verstanden wurden, sie konnten sich gemeinsam versorgen und durften auch ohne Mund-Nasenschutz an einem Tisch sitzen. Allerdings war Voraussetzung für alle Veranstaltungen: frische Luft. Das große Zelt, das sonst bei schlechtem Wetter gute Dienste leistet und dass für die abendlichen Veranstaltungen eigentlich ein „Muss“ ist, konnte jetzt nur als Lager genutzt werden. Jeder Kindervormittag, jedes Sandmännchen, jede Andacht musste unter freiem Himmel stattfinden. 
   
„Für die Kinder haben wir Hula-Hoop-Reifen ausgelegt, damit klar ist, wieviel Abstand sie einhalten müssen. Das hat auch meist ganz gut geklappt und die Kinder sind in ihrem Reifen sitzen geblieben“, sagt Felix Schön. Jule Dust findet es bewundernswert, dass die Kinder so gut mitgemacht und sich an die Regeln gehalten haben, „obwohl sie die Lage wohl oft gar nicht so richtig verstehen.“ Und eigentlich hätten die Kinder auch oft die Nähe der Teamer gesucht, hätten es genossen, mit ihnen gemeinsam etwas zu tun. „Da musste man dann schon immer wieder aktiv auffordern, den Abstand zu halten“, sagt Cedrik Meyer. Und die Ausarbeitung des Programms sei aufwendiger gewesen, denn in diesem Jahr seien Bastelarbeiten gar nicht möglich gewesen, „wir dürfen ja nichts rausgeben, nicht mal einen Stift“, erklärt Paula Nehmer. 
   
Kinder und Erwachsene, so die übereinstimmende Beobachtung in Hooksiel und in Schillig, seien sehr froh gewesen, dass überhaupt etwas angeboten wird. „Es ist auch für Eltern erholsam, wenn sie mal eine Stunde ohne Kinder in Ruhe miteinander reden können“, sagt Pickrun. Den jugendlichen Teamern, hat die Arbeit auf jeden Fall viel Spaß gemacht, „daran konnte auch Corona nichts ändern“, sagt Jule Dust. 
   
Und einen Vorteil hatten auch die Corona-Regeln: „Jeder hatte einen Wohnwagen für sich, in früheren Jahren mussten wir teilen“, berichtet Cedrik Meyer. So gab es diesmal deutliche Pluspunkte für die Privatsphäre „und man wurde nicht vom Schnarchen der anderen aufgeweckt“, sagt Dion Vowinkel schmunzelnd. Doch beim Wechsel der Teams, die immer zwei Wochen im Dienst auf dem Campingplatz sind, musste jedes Stück einzeln desinfiziert werden, jeder Knopf im Campingwagen musste abgewischt, jedes Stuhlkissen mit Desinfektionsspray behandelt werden. Darüber hinaus war die Anzahl der Wohnwagen vorgegeben, „Kirche Unterwegs“ verfügt über elf gebrauchte Wagen. Mit den Corona-Regeln war rasch klar, dass in diesem Jahr nur in Schillig und Hooksiel die Urlauberseelsorge stattfinden konnte, denn für die Plätze in Dangast und Burhafe waren keine Teamer-Wohnwagen vorhanden.   
   
Zum Glück erwies sich das Wetter als guter Teamplayer bis auf einen Regentag konnten alle geplanten Veranstaltungen draußen stattfinden. Und der Zulauf war gewaltig: In Spitzenzeiten hatten die Teamer mehr als 50 Kinder zu betreuen. „Da hatten wir gut zu tun, um auf die Abstände zu achten und man musste schon Durchsetzungsvermögen entwickeln, ohne gleich verletzend zu wirken“, sagt Dion Vowinkel. Das hat der 17-Jährige hier gründlich gelernt. 
   
„Kirche Unterwegs“
ist eine Gemeinde auf Zeit, in der ehrenamtliche Kräfte, oft jugendliche Teamer, den Urlaubern auf Campingplätzen ein Freizeitangebot machen. Das reicht von Bastel- und Spielangeboten bis zu Andachten, von Gute-Nacht-Geschichten bis zu Grillabenden. In diesem Jahr waren die Teamer auf den Campingplätzen in Schillig und Hooksiel, hier haben sie während der niedersächsischen Sommerferien verschiedene Programme angeboten, dabei haben sie selber für jeweils zwei Wochen im Wohnwagen auf den Plätzen gelebt. Nach 14 Tagen werden sie von einem neuen Team abgelöst. 
   
Ein Beitrag von Annette Kellin

Versammlung im Küchenzelt: Ein Team aus Hooksiel mit Fenja Lücken, Jette Grundmann, Merlin Spilker, Volker Pickrun, Utz Leppin und Lara Sprenger.
Versammlung im Küchenzelt: Ein Team aus Hooksiel mit Fenja Lücken, Jette Grundmann, Merlin Spilker, Volker Pickrun, Utz Leppin und Lara Sprenger.
Das große Zelt weist auf „Kirche Unterwegs“ hin. Diesmal durfte es aber nur als Lager genutzt werden.
In Hooksiel ging es im Puppenspiel auch um Menschen mit Migrationshintergrund.
Viele Rallys standen auf dem Programm, hier ging es um Gegenstände, die für Schillig typisch sind, sie wurden im Eierkarton gesammelt.
Ein rustikales Kreuz war eines der Markenzeichen von „Kirche Unterwegs“ in Schillig: Merle Döring (von links) Volker Pickrun, Jule Dust, Cedrik Meyer, Paula Nehmer, Dion Vowinkel und Felix Schön haben als Teamer interessante neue Erfahrungen gemacht.
Letzte Vorbereitungen für die Gute-Nacht-Geschichte: Felix Schön (links) und Dion Vowinkel präparieren die Bühne.
Die Wohnwagen mussten beim Wechsel der Teams stets gründlich desinfiziert werden – also: erstmal alle beweglichen Teile nach draußen. Fotos: Annette Kellin