In diesen Tagen reisen die letzten Feriengäste ab, die mit Schulkindern unterwegs sind. Überall beginnt die Schule wieder. Schade, finden viele Kinder, die unter anderem auf dem Campingplatz in Dangast eine tolle Zeit erlebten. Und viele von ihnen haben sich gleich erkundigt, ob Swenja wohl auch im kommenden Jahr wieder an den Strand kommt. Klar, Kirche Unterwegs gehört für mich ganz einfach zum Sommer dazu, sagt die Auszubildende zur Sozialassistentin.
Swenja Parche ist eine von den jungen ehrenamtlich tätigen Frauen, auf die sich Harald Hermann, der sich hauptberuflich um die Urlauberseelsorge kümmert, fest verlassen kann. Solche Leute brauchen wir, sonst würde die Arbeit gar nicht laufen, sagt er. Viele junge Leute sind in diesem Sommer wieder im Einsatz bei Kirche Unterwegs gewesen, etliche davon bereits zum wiederholten Mal. Die werden wohl auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sein. Nach einer Erholungspause werden sie angeschrieben, zu einer Feier eingeladen, es werden Erfahrungen ausgetauscht und Harald Hermann erkundigt sich, wer Interesse hat, wieder aktiv dabei zu sein. Und gleich zu Beginn des neuen Jahres beginnt dann auch schon die Planung für den nächsten Sommer. Schulungen werden angeboten, Pläne erstellt und ähnliches.
Nicht immer klappt alles so, wie sich Harald Hermann und die langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiter das wünschen. Manchmal stellt sich heraus, dass sich die Jugendlichen die Arbeit doch weniger anstrengend vorgestellt haben, dass sie einfach noch nicht wirklich ernsthaft bei der Sache sind, erzählt Hermann. Das sei manchmal bei sehr jungen Mitarbeitern der Fall, die zum ersten Mal dabei seien. Zum Glück kommt das aber nur ganz selten vor, sagt er. Und natürlich muss die Chemie stimmen. Wenn drei, vier oder noch mehr junge Leute für jeweils zehn bis 14 Tage in Wohnwagen beengt zusammen hausen, wenn der Komfort fehlt, die Hitze nervt oder der Regen die Stimmung trübt, dann kann das allein schon an die Substanz gehen. Wenn es dann aber nicht allein um Urlaub geht, sondern vielmehr darum, den Gästen auf dem Campingplatz, vor allem den Kindern, ein niederschwelliges Angebot zu bieten, und zwar tagtäglich, dann wird es schon mal schwierig.
Zurück nach Dangast: Hier hat Swenja in der Zwischenzeit die Leute zusammen getrommelt. Mattes Richter und Renke Hobbie verstauen Getränkekisten und Wurstpakete in einen Bulli. Nathalie Reins und Rena Cornelius, beides 16-jährige Schülerinnen suchen die letzten Utensilien zusammen, dann geht es los zur großen Nachtwanderung. Ein Angebot, das seit einigen Jahren in Dangast großen Anklang findet. Genauer gesagt, seit Swenja die Wanderung zum ersten Mal organisierte. Wie lange das her ist? Keine Ahnung, ein paar Jahre eben. Nicole und Frank Gerdes sind mit den Kindern Jannes und Sönke eigens dafür wieder auf den Campingplatz gekommen. Wir sind Dauercamper, haben unseren Urlaub eigentlich aber schon beendet. Wir wohnen nicht so weit weg, mein Mann fährt morgen früh von hier aus nach Wardenburg zur Arbeit und ich bleibe mit den Kindern noch ein paar Tage hier, erzählt die junge Mutter. Das Kirchenzelt gehöre für die ganze Familie ganz einfach zum Urlaub dazu. Swenja hat hier echte Fans, sagt sie schmunzelnd.
Stimmt. Nicht umsonst nimmt sich die 24-Jährige ganze drei Wochen Zeit für Kirche Unterwegs. So lange ich das noch kann und beruflich auf die Reihe bekomme, werde ich das auch beibehalten. Mir macht das hier wirklich viel Spaß, erzählt sie. Auch bei vielen Campern gehört sie einfach dazu, wird mal zum Frühstück eingeladen, mal zum gemütlichen Klönen zwischendurch. Die Nachtwanderung gehört immer zu den absoluten Höhepunkten des Programms. Dabei geht es um eine Rallye quer durch Dangast, bei der bestimmte lustige oder sportliche Aufgaben erfüllt werden müssen. Am Schluss finden die Kinder eine Kiste mit einem Schatz Süßigkeiten natürlich. Danach widmen sie sich mit den Erwachsenen der Grillwurst, die Elke und Jürgen Hilmer in der Zwischenzeit gemeinsam mit Mattes und Renke vorbereitet haben. Die Hilmers helfen gerne bei diesen Unternehmungen, sie sind Dauercamper und haben sechs mittlerweile erwachsene Kinder. Früher haben wir uns geärgert, dass nichts für die Kinder gemacht wurde, jetzt bietet die Kirche was an, das ist toll. Das wollen wir unterstützen, sagt das Ehepaar. Außerdem nutzten mittlerweile auch die sieben Enkel das Angebot, sagen die stolzen Großeltern.
Nach der Rast ist es ziemlich dunkel geworden. Mit lautem Gesang und Fackeln geht es zurück zum Campingplatz. Ein wenig frisch ist es schon, der Gedanke an den Herbst kommt auf. Abschied. Ferienende. Urlaub ade. Kommst du nächstes Jahr wieder?, fragt Jannes. Was für eine Frage Kirche Unterwegs am Strand, da sind Swenja und viele der anderen jungen ehrenamtlichen Mitarbeiter doch wieder mit dabei.
Annette Kellin