Es ist kurz vor halb zwölf. Aus dem großen Zelt, das fast am Ende des Campingplatzes aufgebaut ist, klingt fröhliches Lachen herüber. Daneben klappert das Geschirr. Fast ein Dutzend junger Leute, alle im Alter zwischen 15 und 23, alle Schüler, Schülerinnen, Studierende oder in der Ausbildung, sitzt um den großen Tisch herum: es ist Frühstückszeit. Und das bedeutet für diese Gruppe: Zeit zur Reflexion. Sie alle gehören zum Team der Ehrenamtlichen, die sich für Kirche Unterwegs der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in diesem Sommer an der Küste auf mehreren Campingplätzen eingerichtet und eine Vielzahl von Angeboten für alle Generationen auf die Beine gestellt haben.
Die Rückschau auf den vergangenen Tag ist Rebecca Biedebach sehr wichtig. Die 19-Jährige leitet das Abschlussteam auf dem Campingplatz in Hooksiel, kennt sich bestens aus, denn sie ist in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal bei Kirche Unterwegs dabei. Sie weiß, wie man Kinder begeistert und interessante Impulse für Erwachsene anbietet. Und sie ist eine Frohnatur, quirlig, freundlich, aufgeschlossen. In diesem Jahr wird es ihr besonders schwer fallen, am Ende der Saison die Wohnwagentür zu schließen. Ich habe noch nie eine so schöne Gemeinschaft erlebt, wie in dieser Gruppe. Wir sind sehr gut zusammengewachsen, sagt sie. Das beflügelt auch die Arbeit.
Kirche Unterwegs bietet auf vier Campingplätzen während der Saison in den Sommerferien verschiedene Aktionen an, die von einem Team ehrenamtlich tätiger junger Menschen auf die Beine gestellt werden. Für die vorbereitenden Schulungen, bei der Koordination des Programms, bei Problemen oder wenn es mal Schwierigkeiten in der Gruppe geben sollte, ist Diakon Harald Herrmann als Ansprechpartner stets auf dem Handy zu erreichen. Sonst arbeiten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigenverantwortlich. Sie leben für zehn bis 14 Tage in Wohnwagen und bieten täglich außer montags ein buntes Programm an. Dazwischen bleibt viel Freizeit. Eigentlich ist das hier Urlaub mit ein bisschen Animation, sagt Rebecca Biedebach und lacht.
Ein bisschen Animation? Das ist vielleicht untertrieben, denn jede Bastelaktion, jedes Sandmännchen, das immer abends rund eine Stunde den Tag für die jüngsten Campingplatzbesucher beendet und jede abendliche Andacht will vorbereitet sein. Alles halb so wild, sagt die Gruppenleiterin. Wichtig sei die tolle Gemeinschaft, das Kinderlachen und die Bestätigung durch die Erwachsenen. Das meinen auch die anderen Gruppenmitglieder.
Luca aus Oldenburg findet sogar, die Arbeit für Kirche Unterwegs sei perfekt, um vom Alltag abzuschalten. Der 21-Jährige hat einfach viel Spaß an der Arbeit mit Kindern. Hanna aus Wiefelstede ist zum ersten Mal dabei, hat sich von einer Freundin anstecken lassen, die sie neugierig werden ließ. Es ist einfach toll hier, die Gemeinschaft ist super, meint die 15-Jährige.
Henning wollte eigentlich in diesem Jahr nicht aktiv mitmachen, hat es sich dann aber doch kurzfristig überlegt. Der 23-Jährige stieg spontan bei der Betreuung mit ein. Greta aus Ramsloh erlebt die Andachten und das gemeinsame Singen als persönlich bereichernd. Die 18-Jährige hatte bisher eher steife Erfahrungen mit der Kirche gemacht und ist jetzt ganz begeistert, dass es auch anders geht.
Ein Betreuerteam in dieser Stärke sei überaus komfortabel. Das sei längst nicht immer so, sagt Rebecca. Meist liegt die Teamstärke bei sechs bis acht Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Aber egal wie groß das Team ist, jeder muss mit anpacken. Hier lernt man Selbstständigkeit, sagt Rebecca. Und das Geldeinteilen, fügt Henning hinzu.
Für den Abend muss das Sandmännchen geplant werden, jeder bekommt eine Aufgabe übertragen. Ellen und Rieke kümmern sich um die Lieder und die Instrumente, Luca plant das Puppenspiel, holt sich Verstärkung von anderen und Fenja überlegt sich geeignete Kreisspiele. Rebecca wählt eine biblische Geschichte aus, wird sie am Abend erzählen und die Kinder mit einbinden.
Wenn hier am Wochenende die Campingwagen ausgeräumt werden, wird das nicht ohne Tränen abgehen, das wissen alle ganz genau. Die Bilanz des Sommers kann sich sehen lassen: Wir hatten wohl an die 7.000 Besucherinnen und Besucher, sagt Harald Herrmann. Grund dafür war, dass die Campingplätze wegen des anfangs schönen Wetters über weite Strecken sehr gut ausgelastet waren. Erst später, als es kühler wurde, blieben auch die Gäste weg. In der Spitzenzeit hatten wir 80 bis 100 Kinder abends beim Sandmännchen, jetzt, wo es kühler ist und in etlichen Bundesländern die Schule schon wieder begonnen hat, sind es natürlich viel weniger, berichtet Rebecca. Sie weiß schon heute: Im kommenden Jahr bin ich wieder mit dabei.
Ein Beitrag von Annette Kellin.