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„Wenn das Wetter gut ist, ist hier immer gut zu tun“, sagt Hanja Harke und greift zum Klebstoff, um zwei Becher miteinander zu verbinden, die zu einer Rassel werden sollen. Aufmerksam verfolgen zwei Kinder die einzelnen Schritte der Bastelarbeit, die an diesem Nachmittag in dem großen weißen Zelt direkt am Strand von Hooksiel angeboten wird, vor dem die Fahne mit dem Symbol für die evangelische Kirche weht.
 
Während der gesamten Sommerferien fanden hier jeden Tag, außer am Montag, Veranstaltungen statt. Nur wenn der Regen gar kein Ende nehmen wollte oder Sturm aufkam, blieb das Zelt verschlossen. Viele kreative Angebote hat es gegeben, angesprochen wurden hier in erster Linie die Kinder, allerdings hatten auch Eltern und Großeltern hier immer wieder viel Spaß. Es gab unter anderem „magisches Filzen“, „Brausepulverkanonen“ wurden hergestellt und die „Bastelpiraten“ waren am Werk.  Daneben wurden auch regelmäßig Abendandachten, Gottesdienste mit Musik und Strandspaziergänge mit Texten zum Nachdenken für Jugendliche und Erwachsene angeboten.
 
„Die Resonanz ist sehr gut“, sagt die Organisatorin Hanja Harke. Die Pastorin in Waddewarden-Westrum und für die Seelsorge für Urlaub und Tourismus (zu jeweils 50 Prozent) hat die „Kirche am Strand“ vor drei Jahren ins Leben gerufen. Rund 40 ehrenamtliche Kräfte gehören in diesem Jahr zum Team. Sie verstehen das Projekt keinesfalls als Konkurrenz zu „Kirche Unterwegs“ sondern vielmehr als Ergänzung. Beide Teams unterstützen sich auch gegenseitig.  Während „Kirche Unterwegs“ auf dem Campingplatz angesiedelt ist, arbeitet „Kirche am Strand“ direkt am Badestrand. Dazwischen liegen etliche hundert Meter, eine Entfernung, die weder die eine noch die andere Gästegruppe zurücklegt, so die Beobachtung.
 
„Kirche am Strand“ wird sehr gut angenommen, „Kirche muss zu den Menschen kommen. Unsere Kirchen sind zwar wunderschön, aber in den Köpfen der Menschen leider oft sehr verstaubt“, sagt Hanja Harke. Hier sei es nötig anzusetzen. Wichtig sei dabei ein allgemeines Angebot. Im ersten Jahr habe sie spezielle Seelsorgegespräche angeboten – ein Irrweg. „Da kam kein Mensch, die Hemmschwelle war viel zu hoch. Wenn wir aber mit irgendwelchen Materialien basteln, wenn wir einen Strandspaziergang machen, dann kommen plötzlich auch ernste Themen hoch“, sagt die Pastorin. Und wenn Kirche dann eine kleine hilfreiche Anregung geben könne, sei das doch ein Glücksfall – „selbst wenn der, der auf diese Weise wieder mit Kirche in Kontakt gekommen ist, dann wieder ins Ruhrgebiet zurückfährt“, sagt Hanja Harke. Darüber hinaus sei „Kirche am Strand“ ein schöner Kontaktpunkt zwischen Einheimischen und Touristen.
 
Während im Zelt etliche Kinder, mal mit mal ohne Familie basteln und Siglinde Schaudinat und Elisabeth Deling Anleitung geben, spielen vor dem Zelt etliche Kinder und ihre Eltern auf einem Areal, das mit Strandkorb und kleinen Spieltischen richtig gemütlich eingerichtet ist.

 

Auf dem Boden sitzt Pia Stutz mit Tim (6 Jahre) und Mia (4 Jahre), die in Wiesbaden zu Hause sind, sie spielen Mikado. „Wir waren schon oft hier, haben schon Schatztruhen, Armbänder und Windlichter gebastelt“, erzählt Tim. Die Mutter lobt die Arbeit von „Kirche am Strand“ sehr. Wenn die Familie im kommenden Jahr wieder in Hooksiel Urlaub macht, ist es allerdings fraglich, ob es das Angebot noch geben wird. „Hier am Strand ist zwar der schönste Arbeitsplatz den man sich vorstellen kann, aber ich werde ihn trotzdem aufgeben“, sagt Pastorin Harke. Der berufliche Spagat zwischen der Pfarrstelle und der Seelsorge für Urlaub und Tourismus sei überaus aufreibend. Ob die Seelsorgestelle wieder besetzt werden kann, ist derzeit noch nicht geklärt.

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Das Projekt „Kirche am Stand“ wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen, das Zelt mit den Spieltischen und den Strandkörben lädt zum Verweilen ein.
Das Projekt „Kirche am Stand“ wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen, das Zelt mit den Spieltischen und den Strandkörben lädt zum Verweilen ein.
Weithin sichtbar weht die Fahne und macht auf „Kirche am Strand“ aufmerksam.
Im Zelt finden täglich Angebote für Kinder und ihre Familien statt, Sieglinde Schaudinat und Elisabeth Deling (hinten von links) gehören zum Team der Ehrenamtlichen.
Familie Stutz aus Wiesbaden mit Mutter Pia, Tim und Mia gefällt „Kirche am Strand“ richtig gut.
Viel Lob kommt auch von Mutter Martina Stecker und Oma Renate Nolte, die als Tagesgäste mit Jule aus Wilhelmshaven an den Strand von Hooksiel gekommen sind. Fotos: Annette Kellin